Vor der Eingangstür der Zuchtanlage des Nußlocher Vogelschutz- und Zuchtvereins passiert es ebenso wie beim Naturschutzwart, dass in den Frühstunden plötzlich eine Schachtel, ein Körbchen oder ein Käfig mit Tieren vor der Haustüre steht. Die Behältnisse sind oft ohne Wasser und Futter und ohne jeglichen Vermerk über die Herkunft der Tiere.
Was an Weihnachten oder zu Kindergeburtstagen als Wunschtier geschenkt wurde, wird zu Urlaubsbeginn plötzlich zur Last und wird „entsorgt“. Oft werden die Tiere einfach an Parkplätzen ausgesetzt, jedoch wenn das schlechte Gewissen allzu sehr plagt erinnert man sich an bekannte Tier- oder Vogelfreunde, an einen Kleintierzucht- oder Vogelverein und stellt die Tiere dort ab, in der Hoffnung, die werden das schon richten. So geht es in Deutschland jedes Jahr zu Ferienbeginn abertausenden von Tieren.
Wolfgang Bender, der frühere Vorsitzenden des Nußlocher Vogelschutz- und Zuchtvereins, machte unlängst einen solchen Fund. Er war wie üblich unterwegs zur Zuchtanlage, um seine Kanarienvögel in den dort befindlichen Vogelvolieren zu versorgen. Zu wiederholten Mal stand vor der Zuchtanlage ein Käfig. Ungewöhnlich dieses Mal: darin befanden sich acht Wellensittiche und ein Zebrafink. Ohne Wasser und Futter. Die Vögel waren sehr verängstigt, ein Zeichen, dass sie bereits in der Nacht dort abgestellt worden waren. Das besserte sich nachdem Wolfgang Bender sie in liebevoller Weise mit Wasser und Futter versorgt hatte.
Dieses Ereignis zeigt erneut wie manche Leute denken und handeln die sich zuvor bestimmt selbst als große Vogel- und Naturfreunde bezeichnet hatten. Das Fazit daraus: man sollte beim Kauf eines Tieres genau überlegen, ob man das Tier auch auf Dauer richtig unterbringen, versorgen und betreuen kann. Zumindest sollte man es unterlassen, wenn man der Tiere überdrüssig ist, ohne sich zu melden, diese einfach vor die Haustüren von Naturfreunden zu stellen. Schließlich haben auch die ihre Zeitpläne und oftmals auch aus Platz- oder Zeitmangel Probleme Tiere unverhofft in Obhut zu nehmen oder weiter zu vermitteln.
Bericht und Foto: Heiner Schmidt