Er hinterlässt ein großes Erbe
„Ein Leben für die Musik“ titelte die Walldorfer Rundschau im Januar 2023, nachdem die Stadt Professor Gerald Kegelmann für seine großen Verdienste die Bürgermedaille in Silber verliehen hatte.
Jetzt ist der langjährige Musikbeauftragte im Alter von 90 Jahren verstorben. Er sei friedlich entschlafen, hat Kegelmanns Ehefrau Irene Müller-Glasewald dem Ersten Beigeordneten Otto Steinmann mitgeteilt.
Gerald Kegelmann, ehemaliger Rektor der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim, Gründer und Leiter des Heidelberger Madrigalchors, hat in Walldorf 25 Jahre lang, von 1994 bis 2019, als Musikbeauftragter gewirkt. Seine Ehrung mit der Bürgermedaille hatte der Gemeinderat „in Würdigung seines vorbildlichen Engagements und dem Wirken zum Wohle der klassischen Musik in Walldorf“ beschlossen.
Geboren 1934 in Heidelberg und aufgewachsen in Schatthausen, studierte Gerald Kegelmann an der Musikhochschule und der Universität Heidelberg Schul- und Kirchenmusik sowie Germanistik. Er hat 1953 den Kirchenchor Baiertal übernommen, 1954 kam der Männergesangverein Frohsinn Baiertal dazu. Er dirigierte ab 1956 die Kantorei der Evangelischen Kirche Wiesloch, war von 1975 bis 2000 Professor für Chorleitung und Chorerziehung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim und von 1986 bis 1997 deren Rektor. „Seine Jahre als Rektor gelten bis heute als prägend für die Musikhochschule“, heißt es in einem Nachruf des Fachbereichs Marchivum (Mannheims Archiv, Haus der Stadtgeschichte und Erinnerung) der Stadt Mannheim.
Kegelmann gründete den Wieslocher Madrigalchor und 1971 auch den Heidelberger Madrigalchor, den er 33 Jahre leitete. Auf Konzertreisen, als Gastdozent und Dirigent war er international aktiv und gefragt. 1994 übernahm Gerald Kegelmann in Walldorf das Amt des Musikbeauftragten der Stadt. 2006 wurde Kegelmann vom Kunstkreis Südliche Bergstraße der Kunstpreis „Minnesänger von Wissenlo“ verliehen, im selben Jahr durch den damaligen Staatssekretär Michael Sieber das Bundesverdienstkreuz. 2023 erfolgte die Ehrung durch die Stadt Walldorf.
„Ihr Werk in Walldorf ist einfach grandios“, sagte Bürgermeister Matthias Renschler auf der damaligen Ehrungsveranstaltung in der Laurentiuskapelle, in der zahlreiche der von Kegelmann veranstalteten Konzerte stattgefunden haben.
„Von Ihrer Strahlkraft hat Walldorf stets profitiert“, würdigte Otto Steinmann damals in seiner Laudatio das breite Netzwerk des Geehrten, dank dem es gelungen sei, „in einer so kleinen Stadt, wie wir es sind, ein klassisches Musikangebot mit großer Qualität auf hohem Niveau zu machen“. Kegelmann habe mit seinem Engagement „das Konzertleben Walldorfs geprägt“ und für ein Niveau gesorgt, „das bemerkenswert war und ist“. Ihm sei es immer ein wichtiges Anliegen gewesen, die klassische Musik für breite Teile der Bevölkerung zu öffnen und gleichzeitig Konzerte auf einem hohen musikalischen und künstlerischen Niveau anzubieten.
Dr. Timo Jouko Herrmann, Kegelmanns Nachfolger als städtischer Musikbeauftragter, hatte seinen „Ratgeber, Mentor, Diskussionspartner, Freund“ damals ebenfalls mit herzlichen Dankesworten gewürdigt. Mit seinem Einsatz für die Musik habe Gerald Kegelmann „den Menschen viele unvergessliche Momente geschenkt“ und anspruchsvolle Programme „von wahrem Großstadtniveau“ zusammengestellt. „Qualität war immer die höchste Prämisse“, seine Entdeckerlust habe das Publikum auch mit Neuem konfrontiert und er habe die Ohren für die historische Aufführungspraxis geöffnet.
Text: Stadt Walldorf
Foto (aus 2018): Pfeifer