Bezugnehmend auf den Leserbrief „Wo ist das Wiesloch, wie es früher einmal war?“
„An den Pranger“: Verwahrlosung der Stadt – Vandalismus und Sachbeschädigung – Umweltverschmutzung – Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit –
Auf Grund des Leserbriefes, für den wir uns an dieser Stelle nochmal bedanken möchten, haben wir uns ein Bild von den geschilderten Verhältnissen in Wiesloch gemacht.
Das New Yorker Modell auch für Wiesloch?
In der Amtszeit von New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani wurde eine Null-Toleranz-Strategie verfolgt, das Ziel war es, die Verwahrlosung der Stadt zu stoppen, indem bereits kleine Straftaten unmittelbar und drastisch geahndet wurden. So sollten weitere Taten verhindert werden.
Das dahinterstehende Konzept basiert auf der sogenannten „Broken Windows Theory“. Diese Theorie beschreibt, wie ein vergleichsweise harmloses Phänomen (zerbrochene Fenster) in einem leerstehenden Haus, nach und nach zu einer völligen Verwahrlosung führt.
Zeichen mangelnder sozialer Kontrolle sind u.a. verwahrloste und verschmutzte Örtlichkeiten, verfallende Gebäude, verlassene Grundstücke, beschmierte Wände, herumliegender Müll sowie herumlungernde Gruppen, Obdachlose, aggressive Bettelei oder eine öffentliche Drogenszene.
Graffiti an Häusern und auf öffentlichen Verkehrsmitteln sollten daher binnen eines Tages beseitigt werden, damit kein Sprayer die Gelegenheit bekommt, sein Werk nochmals zu bewundern oder bewundern zu lassen.
Das Konzept beinhaltete noch viele weitere Punkte, auf einige werden wir in diesem Artikel näher eingehen.
Wildes Plakatieren ist wie im New Yorker Konzept beschrieben eine Folge von Leerständen die absehbar ist. Daneben folgen die Schmierereien und schließlich die Zerstörung in Form der besagten zerbrochenen Fenster.
Sauberkeit auf den Strassen und Wegen in der Fußgängerzone.
In der Tat, wie im Leserbrief beschrieben, die Strassen sind voller Abfall. Hier müssen Anwohner, ansässige Gastronomen und Unternehmer sowie die Stadtverwaltung aber auch die Bürger achtsam sein und beobachtungen melden oder Verursacher ansprechen. Weitere Mülleimer mit Aschenbechern wären sicher sinnvoll. Eine schwäbische Kehrwoche, mmmh?
Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit kann man in Wiesloch bei der Ringsstrasse regelmäßig beobachten, da würde sich so mancher Wieslochbesucher gerne die grosse Weinpresse anschauen, traut sich dann aber doch nicht in die Nähe der Trinkgelage. Oberkörperfrei und stark betrunken auf der Sitzbank unter dem Baum beim Stehkragen, auch kein schöner Anblick.
Wilder Müll in der Natur
Für Wiesloch’s Stadtkasse entstehen jährlich Kosten in Höhe von circa 10.000 Euro durch illegale Müllentsorgung, dem sogenannten „wilden Müll“. Pro Jahr werden durchschnittlich 100 Vorfälle auf der Wieslocher Gemarkung verzeichnet, wie die Stadtverwaltung mitteilte.
Teilweise, so hat man den Eindruck, liegt wohl einige krimminelle Energie in den Taten. So kann die illegale Entsorgung beispielsweise von den mehr als 90 Altreifen im Wieslocher Stadtwald wohl einem Gewerbetreibenden Umweltsünder zugeschrieben werden.
Laut Bußgeldkatalog stehen Strafen in Höhe von 75 Euro bis 200 Euro bei derillegalen Entsorgung von bis zu 5 Reifen an. Bei Mengen über 5 Reifen können Bußgelder zwischen 200 und 2.500 Euro verhängt werden. Im Vergleich zu den Strafen ist die ordentliche Entsorgung bei der AVR in Wiesloch doch um einiges günstiger.
Besonders ärgerlich wenn Schadstoffe (Verdünnung und Lacke etc.) unverantwortlich ein die Natur gekippt oder geschmissen werden. Blechbehälter rosten über die Zeit durch und was für die Umwelt pures Gift ist landet im Boden und möglicherweise anschliessend im Grundwasser.
Immer wieder müssen die Bauhofmitarbeiter auch ausrücken um Bauschutt oder Elektroschrott einsammeln. Lobenswert und nicht zu vergessen die zahlreichen Bürger die sich an den jährlichen Gemarkungsreinigungen beteiligen.
In Schatthausen kamen aktuell auch einige Altreifen zum Vorschein, wie man auf folgenen Fotos sehen kann:
Was tun wenn die Menschen sich von Strafen nicht einschüchten lassen?
Die Strafen massiv erhöhen? Vorstrafeneinträge? Haftstrafen? Oder gar in Wiesloch wieder ein Pranger einführen so das jeder ehrbare Bürger den unehrenhafen Bürger der am Pranger angekettet wird in’s Gesicht spucken kann??
Der Pranger am alten Rathaus scheint noch funktionsfähig:
Nein, diese Zeiten sind vorbei, an den Pranger kommt heute keiner mehr. Verdient hätten jedoch sicher einige.
Man kann nur an den Verstand appelieren! Der Appell im Leserbrief unseres Wieslocher Mitbürgers lautet: „Wiesloch halte dich sauber und werde bitte wie du früher einmal warst!“
Es sind unsere Mitmenschen die den Müll und Abfall einfach wegschmeisen, diesen sollte man ein Vorbild sein und ihnen auch in’s Gewissen reden.
Die jugendlichen Halbstarken müssen auch gebändigt werden. Aber pubertärende Kids, eben halbstarke, haben gerade in der Gruppe gerne mal ne‘ grosse Klappe. Der einzelne stellt sich oft jedoch als freundlich und einsichtig da. Man muss nur mal mit ihnen reden. Und wenn nicht anders dann ein Gepräch gemeinsam mit den Eltern und der Polizei.
Ihnen auch Freiräme bieten, eben auch Möglichkeiten sich kreativ zu enfalten. Schöne, kunstvolle, echte Graffiti schaffen. Ärgerlich nur wenn solche guten Graffitis beschmiert werden. Aber auch Grenzen aufzeigen, ebenso die Wichtigkeit von Regeln des Zusammenlebens.
Wer in der Graffitiszene andere Graffiti überspüht oder beschädigt muss meist mit Ohrfeigen rechnen (-; Sollte den Tätern auch bewusst sein. Macht man einfach nicht! Und Penise an die Wand sprühen zeigt nunmal eine wohl vorhandene unreife sowie ein fehlendes Unrechtsbewusstsein.
Nulltoleranzstrategie / Recht und Ordnung
Nulltoleranzstrategie (englisch: Zero Tolerance Policy) bezeichnet eine Strategie der Kriminalitätsbekämpfung und Kriminalprävention die in New York geprägt wurde. Im Rahmen dieser Strategie schreitet die Polizei bereits konsequent ein, wenn Ordnungsverstöße unterhalb der Straftatenschwelle begangen werden, wie etwa bei aggressivem Betteln, öffentlichem „Herumlungern“, Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit. Das Ziel der Strategie ist es, die Kontrolldichte zu erhöhen, um auf diese Weise Straftaten bereits im Anfangsstadium aufzudecken und/oder zu verhindern.
Zu den Punkten der New Yorker Strategie gehören u.a.
- Menschen, die in öffentlichen Verkehrsmitteln bettelten oder andere Fahrgäste beschimpften, wurden für einige Tage in Haft genommen. Graffiti an Häusern und auf öffentlichen Verkehrsmitteln wurden binnen eines Tages beseitigt, damit kein Sprayer die Gelegenheit bekam, sein Werk nochmals zu bewundern oder bewundern zu lassen. Für diese Reinigungsarbeiten wurden häufig Personen herangezogen, die zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden waren; sie mussten dabei Westen tragen, auf denen der Name des Gerichts – beispielsweise „Midtown Community Court“ – stand, von dem sie verurteilt worden waren.
- Zuvor verwahrloste und verschmutzte Örtlichkeiten wurden aufgeräumt und gereinigt.
- Die Zusammenarbeit mit Bürgern in der Stadt wurde gesucht. Diese sollten sich für bestimmte Stadtteile verantwortlich fühlen und die Polizei so auf Missstände hinweisen. Daneben wurden Bürgerwachen organisiert, die informelle Kontrollaufgaben in ihrem Stadtteil übernahmen.
- Die Polizei wurde personell aufgestockt. Deren sichtbare Präsenz wurde durch vermehrte Fußstreifen erhöht. Zentralistisch organisierte Fachkommissariate wurden aufgelöst und ihre Aufgaben den Bezirken und Revieren übertragen. Damit wollte man die Bewegungs- und Handlungsfreiheit fördern, denn die Beamten vor Ort sollten für die Lösung von Problemen verantwortlich sein. Es wurden eher junge, dynamische Beamte mit Führungsaufgaben betraut und viele der älteren Revierleiter vorzeitig in den Ruhestand versetzt. Es wurde eine ‚corporate identity‘ der Polizei geschaffen, die sich durch die Vorgaben „Höflichkeit, Professionalität, Respekt“ („courtesy, professionalism, respect“) bestimmte. Flankiert wurden diese polizeilichen Maßnahmen durch härtere Strafgesetze. Dazu gehört beispielsweise die Regel „three strikes and you are out“, die auf schwere wie leichte Straftaten gleichermaßen angewandt wurde.
Frei nach JFK, bleibt abschließend zu sagen: „Frage nicht was deine Stadt für dich tun kann, frage was du für deine Stadt tun kannst“ – In diesem Sinne: „Bleib sauber!“ & „Halte dein Wiesloch sauber!“
Ein Lösungsansatz könnte auch ggf. unsere Nachbarstadt liefern, dorf fand im vergangenen Jahr der „Informationsabend der Stadt Walldorf: Jugendlicher Vandalismus – Störung oder Straftat?“ statt.
P.S. Wiesloch Trash Bucket Challenge – Wer wäre dabei?