Die Digitalisierung, ein Begriff der mindestens so bekannt wie vage ist und neben viel Spielraum zur Interpretation auch einen gewissen Buzz-Word Charakter hat. Doch was verbirgt sich dahinter wirklich? Welche konkreten Veränderungen werden auf dem Arbeitsmarkt durch die Digitalisierung ausgelöst? Wie verändert sich dadurch ein Unternehmen als solches? Erfasst die Digitalisierung auch andere Bereiche abseits des Arbeitsmarkts, der Unternehmen und der Wirtschaft? All diese Fragen können ohne die fundamentale Definition der Digitalisierung nicht hinreichend beantwortet werden:
Was ist die Digitalisierung?
Digitalisierung, das ist zunächst einmal ein Begriff von verschiedener Bedeutung. Rein technisch gesehen wird damit die Umwandlung von analogen Signalen und Formaten in digitale bezeichnet – so wie es beispielsweise beim Aufnehmen mit einem Mikrofon passiert. Die eigentliche „Digitalisierung“ findet dabei über sogenannte A/D-Wandler (Analog/Digital-Wandler) statt, das sind kleine elektronische Bauteile. Doch den Arbeitsmarkt verändert etwas anderes: Seit einigen Jahren wird der Begriff „Digitalisierung“ nämlich als Überbegriff für sämtliche Megatrends verwendet, die der digitalen Transformation und größtenteils der Fortschritte in der Informationstechnik zuzuschreiben sind.
Digitalisierung und Industrie 4.0
Ohne sich bereits mit den einzelnen Details auseinanderzusetzen – schließlich gibt es sehr viele Technologien im Bereich der Digitalisierung, die jede für sich disruptive Auswirkungen hat – lässt sich die Auswirkung der Digitalisierung in etwa an Hand der Auswirkung der Industrialisierung beschreiben. Nicht umsonst spricht man im Zusammenhang mit der Digitalisierung auch von Industrie 4.0: Während mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Fortschritt des Maschinenbaus und der Elektrotechnik die Arbeitskraft als solche nicht mehr an die physische Leistungsfähigkeit des Menschen gekoppelt war, passiert genau dasselbe nun durch den Fortschritt in der Informationstechnologie mit der geistigen Arbeitskraft: In nicht allzu ferner Zukunft können daher viele einst geistig anspruchsvolle Aufgaben von Maschinen schneller und zuverlässiger bewältigt werden.
Anpassung durch Umschulung
Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Nachfrage nach entsprechenden Arbeitskräften, können sie doch mehr und mehr durch Maschinen bzw. Computer und Roboter ersetzt werden. Was zunächst nur gering-qualifizierte Berufe betreffen wird, hat das Potential, auch qualifizierte Berufe im Bedarf einzuschränken – z.B. über digitale Lernplattformen die plötzlich das individuell geförderte Lernen ermöglichen und den Lehrer in den Hintergrund treten lassen. Als Arbeitnehmer kann man sich der digitalen Transformation am besten stellen, in dem man sich durch Aneignung von entsprechend notwendigem Wissen weniger entbehrlich macht. Eine Umschulung in einen digitalen Beruf wie z.B. Softwareentwickler ist eine Möglichkeit, oder eine Weiterbildung im Bereich Neuronale Netze, beispielsweise mit dem Framework TensorFlow. Auch soziale und kreative Berufe sind ein sicherer Hafen, wobei ersteres auf Grund der hohen Nachfrage und der demografischen Entwicklung zu bevorzugen ist. Die Digitalisierung macht jedoch neben der Wirtschaft auch nicht vor anderen Lebensbereichen halt und durchdringt Alltag, Staat und Gesellschaft gleichermaßen. Um die entsprechenden Auswirkungen zu erfassen, hilft es, sich einmal einige Technologien anzuschauen:
Technologien, welche die Digitalisierung ermöglichen
Die Digitalisierung steht somit für die digitale Transformation unter Zuhilfenahme der untergeordneten Technologien und Methoden. Dazu zählen z.B. die Blockchain-Technologie, neue Programmiersprachen, Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz bzw. in neuronalen Netzen, bessere Halbleitertechnik, Fortschritte in der Robotik, autonome Systeme, moderne Fertigungstechnologien, In-Memory-Datenbanken, Virtuelle und Erweiterte Realität, moderne Methoden der Mensch-Maschine-Kommunikation, neue kooperative Systeme, das Internet der Dinge (IoT), Smart Home Systeme, Online-Handel, Chat-Bots und vieles mehr.
Auswirkungen der Digitalisierung auf den Arbeitsmarkt
Die Digitalisierung durchdringt die Wirtschaft durch ihr natürliches Streben nach Fortschritt, angeheizt von Konkurrenz, als erstes. Die ersten Auswirkungen sind schon lange spürbar: Immer mehr Jobs werden automatisiert und nunmehr von „Technologie“ erledigt – zum Beispiel im Kundensupport, wo Chat-Bots immer häufiger eine große Masse an (einfachen) Fragen beantworten können. Oder in der Produktion, wo Roboter und autonome Transportfahrzeuge den Menschen überflüssig machen. Was schon vor Jahren begann, wird sich in rasantem Tempo fortsetzen: Künstliche Intelligenz zum Beispiel ermöglicht die Konstruktion von Algorithmen auf Basis von neuronalen Netzen, welche am Ende ein Röntgenbild besser analysieren als dies ein Arzt je könnte, ein Fahrzeug besser und sicherer steuern als je zuvor oder Roboter so menschlich werden lassen, dass sie als Ganzes alsbald den Turing-Test bestehen könnten.
Die Digitalisierung hat Auswirkungen auf jeden Lebensbereich
Mit diesen Beispielen ist klar, dass die digitale Transformation jeden Bereich des Lebens erfasst bzw. erfassen wird, alles wird sich mehr oder weniger stark verändern. Ein einfaches Beispiel aus dem Privatleben ist das Smartphone, welches die Kommunikation im lokalen Umfeld, z.B. auf einer Zugfahrt, stark zurückgedrängt hat. Das heißt aber nicht, dass Menschen, die im Zug abwesend mit ihrem Smartphone interagieren, einsam sind oder weniger Freunde haben – schließlich schreiben sie wahrscheinlich gerade mit einigen, nur eben nicht vor Ort. Noch einfacher und insbesondere eindrucksvoll im Sinne der Entwicklungsgeschwindigkeit ist das Beispiel des Smartphones als Ersatz für das Feuerzeug bei entsprechend stimmungsvollen Liedern auf einem Konzert: Das Lichterfest aus tausenden von kleinen Lichtern im Publikum gibt es nach wie vor, nur eben erzeugt durch die Kamera-LEDs oder die Bildschirme der Smartphones und nicht etwa durch Feuerzeuge. Der Wandel vom Feuerzeug zum Smartphone hat nur wenige Jahre gebraucht. Ähnliches steht Gesellschaft und Privatleben bevor.
Die digitale Transformation: Ein Abbild in die Zukunft
Die Transformation geht so weit, als dass nahezu jede Aktivität hinterfragt und verändert wird: Persönlich treffen? Warum denn, wenn man sich bald virtuell begegnen kann – in 3D und mit maximalem Freiraum? An der Kasse bezahlen? Warum nicht einfach den Supermarkt verlassen und die mitgenommenen Sachen werden dabei vollautomatisch erfasst und der Betrag dank Gesichtserkennung ganz ohne Karte vom richtigen Konto abgebucht? Banken? Warum nicht ein dezentrales weltweites und vertrauenswürdiges Zahlungsmittel auf Blockchain-Basis? Bürgerbüro? Wieso zur Ummeldung oder zur Beantragung eines Reisepasses vor Ort sein müssen, wenn die ganzen Anträge auch online im Dialog mit einer künstlichen Intelligenz ausgefüllt werden könnten? Ein eigenes Auto? Warum nicht einfach autonome Fahrzeuge, die jedem gehören und auf Abruf dahin kommen, wo man sie braucht? Bildung durch Frontalunterricht wie schon seit mehreren 100 Jahren? Warum kein kooperatives System mit individueller Förderung dank KI? Diese Liste ließe sich endlos weiterführen und verdeutlicht, dass wirklich jeder Lebensbereich von der Digitalisierung beeinflusst werden wird – es ist bloß eine Frage der Zeit bzw. der Anpassung abseits der sich ohnehin schon rasant entwickelnden Technologie – denn letztlich bedarf Veränderung auch gesellschaftlicher, persönlicher und politischer Veränderungen, wovon zumindest die ersten beiden bislang an die biologischen und psychologischen zeitlich mehr oder weniger festgeschriebenen Eigenschaften des Menschen gebunden sind.