Wichtiger Teil eines funktionierenden Gemeinwesens sind die sozialen Angebote der Stadt.
Die Stadt Walldorf führt auch 2017 ihre freiwilligen sozialen Leistungen fort. Der Gemeinderat bewilligte dafür einstimmig insgesamt 130.000 Euro, die im Haushaltsentwurf für 2017 stehen. Dieser soll am 21. Februar in öffentlicher Sitzung des Gemeinderats verabschiedet werden.
Empfänger der finanziellen Unterstützung von städtischer Seite sind die Erziehungsberatung mit 61.000 Euro, die Drogenberatung und Prävention mit 35.300 Euro, die Schuldnerberatung mit 15.000 Euro, die Frauenhäuser in Heidelberg und Mannheim mit 14.000 Euro sowie die „Plattform“ mit 6.300 Euro zuzüglich Personalkosten. Wie Erster Beigeordneter Otto Steinmann in der Sitzung des Gemeinderats am 24. Januar erklärte, wurden alle Punkte im Sozialausschuss vorberaten und zur Weiterführung empfohlen. Bei der Erziehungsberatung, die der Verein „Frühhilfe und Erziehungsberatung für das Kind e. V.“ durchführt, wurden 2015 über 200 Fälle bearbeitet, was eine Fallsteigerung um 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet. Neben der Einzelfallberatung für Ratsuchende und pädagogische Fachkräfte umfasst das Angebot auch die Kurzberatung in Kindertagesstätten und Fallsupervisionen sowie die Teilnahme an Elternabenden und Arbeitskreisen. An zwei ganzen Tagen und mindestens zwei halben Wochentagen finden die Sprechstunden in der Scheune Hillesheim in Walldorf statt, manchmal wegen der hohen Fallzahlen auch jeden Wochentag.
Erziehungsberatung und Schuldnerberatung finden in der Scheune Hillesheim statt.
Kaum Wartezeiten hat die ebenfalls stark nachgefragte Schuldnerberatung des Diakonischen Werks mehr zu verzeichnen, seit die Sprechstunden ausgeweitet wurden. Rund 360 Klienten haben die Experten der Schuldnerberatung im Zeitraum von 2009 bis September 2016 beraten und in diesem Zeitraum außerdem rund 60 Insolvenzanträge gestellt.
Für die Suchtberatung und Präventionsarbeit ist in Walldorf seit Mai 2015 der „Baden-Württembergische Landesverband für Prävention und Rehabilitation gGmbH“ (bwlv) zuständig. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten Suchtabhängige und deren Angehörige, leisten Präventionsarbeit an den Schulen sowie Streetwork. Für die Präventionsarbeit an Schulen hat der bwlv im letzten Herbst ein neues Konzept vorgestellt, das – wie Erster Beigeordneter Otto Steinmann erläuterte – in Zusammenarbeit mit Verwaltung und Schulen diskutiert und den jeweiligen Bedürfnissen entsprechend weiterentwickelt wird. Auch in der „Plattform“ bietet der bwlv regelmäßig Sprechstunden an.
In der „Plattform“, die seit November 1998 in Walldorf an der Wieslocher Straße besteht, hat sich die Klientel im Laufe der Jahre deutlich verändert. Während die früheren Besucherinnen und Besucher überwiegend obdachlos waren, haben sie heute in der Regel ein Dach über dem Kopf. „Die ‚Plattform‘ wurde von einer Einrichtung für Wohnsitzlose zu einer Einrichtung für Menschen in vorübergehenden Notlagen“, heißt es in dem Bericht der Stadt. Die Fachberatung der Evangelischen Stadtmission nehmen die Gäste verstärkt in Anspruch. Wie nachzulesen ist, hat sich die Nachfrage in den ersten Monaten des Jahres 2016 um 30 Prozent gesteigert. Damit nutzen 90 Prozent der Besucherinnen und Besucher dieses Angebot. Besonders beliebt ist bei den Plattform-Gästen auch das Mittagessen, zu dem vor allem am Wochenende viele kommen. Die für maximal 20 Gäste eingerichtete Küche muss daher oft einen Ansturm von 30 Gästen bewältigen. Künftig soll die „Plattform“ an Sonntagen geschlossen bleiben und an Doppelfeiertagen wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten nur noch an einem Feiertag öffnen. Die Betrachtung der Kalkulation ergab, dass jedes der 5.035 Essen im Jahr 2015 in der Herstellung 4,42 Euro kostete. Zu zahlen hatten die Gäste für das Mittagessen inklusive Kaffee und Tee 1,20 Euro. Seit 1. Februar wurde dieser Betrag auf 1,50 Euro angehoben. „Das ist moderat und gerechtfertigt zugleich“, stellte Steinmann fest. Er sprach auch an, dass für die „Plattform“ im Zuge des zweiten Bauabschnitts Walldorf-Süd eine Lösung gefunden werden müsse, an der man arbeite. Die Unterstützung der Frauenhäuser in Heidelberg und Mannheim ist eher „symbolisch“ zu sehen und als Anerkennung dieser Arbeit, da Frauen aus Walldorf eher selten in Frauenhäusern der Umgebung untergebracht werden.
Stadträtin Hannelore Blattmann (CDU) lobte die freiwilligen Leistungen, die Walldorf sich leisten könne. Die Beratungsstellen würden dringend gebraucht – vom Kindergartenalter bis zur Rente, meinte sie. Die Begegnungsstätte „Plattform“ sei eine zweite Heimat für die Besucherinnen und die Besucher, die hier in Gemeinschaft Zeit verbringen könnten. Wo die Einrichtung künftig beheimatet sein könne, mache ihr Sorge, so Blattmann. Elisabeth Krämer (SPD) brachte den „Dank an alle für die unfassbar wichtige Arbeit“ zum Ausdruck. Auch sie sicherte die Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Standort für die „Plattform“ zu.
„Die ‚Plattform‘ soll in Walldorf bleiben“, erklärte auch Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen).
Dagmar Criegee (FDP) meinte, dass es selbstverständlich sein sollte, Hilfe zu geben. Diese sei „wichtiger Teil eines funktionierenden Gemeinwesens“.
Mathias Pütz (CDU) stellte zur Erhöhung des Preises für das Mittagessen in der „Plattform“ fest, dass diese die Wertigkeit des Essens nicht erhöhe und es diese Änderung aus seiner Sicht nicht brauche.
Einig waren sich alle Mitglieder des Gemeinderats in der Wertschätzung der geleisteten Arbeit in den Einrichtungen und dass die Stadt diese weiterhin wie empfohlen fortsetzen solle.
Text und Foto: Stadt Walldorf