Informationsveranstaltung der Stadt Walldorf – Gemeinsames Plädoyer für einheitliches System
Warum Mehrweg? Durch Einwegverpackungen für Gerichte zum Mitnehmen werden in Deutschland täglich 770 Tonnen Verpackungsmüll produziert. Stündlich werden rund 320.000 Einweg-Becher für Heißgetränke verbraucht, darunter sind bis zu 140.000 Becher „to go“. Diese erschreckenden Zahlen hat die städtische Wirtschaftsförderin Susanne Nisius zur Informationsveranstaltung über die zum 1. Januar anstehenden Änderungen im Verpackungsgesetz mitgebracht, von denen vor allem Gastronomen betroffen sind, aber auch alle Lebensmitteleinzelhändler, Metzgereien, Bäckereien und anderen Betriebe, die „Takeaway“-Gerichte und -Getränke anbieten. Denn sie müssen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, ab dem neuen Jahr ihren Kunden zumindest eine Mehrwegalternative zu den bisherigen Einweg-Behältnissen anbieten. „Das ist ein wichtiges Thema“, macht Susanne Nisius deutlich. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Sandra Seitz hat sie zur Veranstaltung eingeladen und umfangreiche Informationen vorbereitet.
Am Ende ist sich die Runde im Ratssaal einig: Am sinnvollsten und kundenfreundlichsten wäre es, würden sich möglichst viele Walldorfer Anbieter für das Mehrwegsystem „Vytal“ entscheiden. Dessen Pfand-Behältnisse könnte man dann bei allen Betrieben, die sich beteiligen, sowohl mitnehmen als auch wieder abgeben. „Vytal“ ist bereits in den Kantinen der SAP im Einsatz, somit in Walldorf bereits bekannt, kann sowohl App-basiert als auch mit einer Offline-Karte genutzt werden und verursacht für die Gastronomen keine Anschaffungskosten.
„Wir machen das seit gut einem Dreivierteljahr, das System funktioniert recht gut“, sagt Jürgen Feil vom gleichnamigen Küchenservice, einem der Caterer in den Kantinen des Software-Konzerns. Noch gebe es aber zu wenige andere Betriebe, die es ebenfalls einsetzten. „Je größer das Netz gespannt ist, desto besser funktioniert es für die Kunden“, meint Feil.
Deshalb hat sich auch Antje Walter (Landhotel Sickinger Hof) schon jetzt für „Vytal“ entschieden. „Das macht Sinn“, sagt sie mit Blick auf viele Gäste aus dem SAP-Umfeld. Und bei den Kosten – 15 bis 20 Cent pro Nutzung – fahre sie günstiger als mit Einwegverpackungen, die nach Recherche der städtischen Wirtschaftsförderung bei 30 bis 60 Cent liegen.
Der Gewerbeverein, vertreten durch Barbara Mühle (lieber unverpackt), die beispielhaft vier verschiedene Mehrwegsysteme mitgebracht und vorgestellt hat, wird den Walldorfer Betrieben nach der Informationsveranstaltung eine entsprechende Empfehlung für „Vytal“ machen. „Ich könnte mir vorstellen, dass die anderen aufspringen“, hofft Barbara Mühle auch auf eine Beteiligung der nicht anwesenden Betriebe. Das ist ganz im Sinne der Stadt und ihrer Bemühungen um Umwelt- und Klimaschutz (unter anderem European Energy Award, Fairtrade-Stadt, Klimaschutzoffensive).
„Wir wollen als Stadt auch bei Verpackungen besser werden“, sagt Susanne Nisius.
Und Bürgermeister Matthias Renschler wirbt schon in seiner Begrüßung für eine gemeinsame Lösung, die er „für nicht einfach“, aber auch „für nicht ausgeschlossen“ hält. Es wäre gut, meint der Bürgermeister, „wenn viele dasselbe System verwenden“.
Zu Beginn der Veranstaltung geht Susanne Nisius auf den rechtlichen Rahmen ein, den das neue Verpackungsgesetz ab 1. Januar gibt. Kunden, die „to go“ einkaufen, müssen dann eine Wahlmöglichkeit haben, zu allen Einwegkunststofflebensmittelverpackungen und Einweggetränkebechern (unabhängig vom Material) muss es eine Mehrwegalternative geben, die nicht teurer sein darf, wobei selbstverständlich Pfand verlangt werden muss. Ausnahmen von der Regelung gelten lediglich für kleine Unternehmen mit einer Verkaufsfläche von höchstens 80 Quadratmetern und bis zu fünf Mitarbeitern. „Es drohen Bußgelder von bis zu 10.000 Euro“, warnt Bernd Freiesleben von der DEHOGA Baden-Württemberg, dem Arbeitgeberverband fürs Hotel- und Gaststättengewerbe. Mit Blick auf inzwischen mehr als ein Dutzend verschiedener Mehrwegsysteme muss man seiner Ansicht nach schauen, was für die einzelnen Bedürfnisse und Betriebsgrößen am besten passt.
Peter Steinmann (Marktstube) wünscht sich in der Diskussion zumindest sanften Druck der Stadt auf alle Walldorfer Gastronomen und Einzelhändler, sich auf ein System zu einigen. Das erhöhe die Akzeptanz. „Vorschreiben können wir es nicht“, stellt Susanne Nisius klar, auch eine kreisweite Lösung sei nicht in Sicht. Immerhin sind bei der Veranstaltung aber auch interessierte Vertreter der Gemeindeverwaltung Nußloch anwesend. „Das System ist nur attraktiv, wenn sich viele beteiligen“, glaubt auch Thomas Adrian (Hotel-Restaurant Erbprinz). „Wir fänden es gut, wenn einige Betriebe mit demselben System starten“, zieht Susanne Nisius ein zufriedenes Fazit.
Text und Foto: Stadt Walldorf