Fragen an
Prof. Dr. Matthias Grünke,
Universität Köln
Herr Prof. Grünke, wodurch zeichnen sich gute Lerner aus?
Grünke: Man lernt vor allem dann gut, wenn man über effektive Lernstrategien verfügt, diese zielgerichtet einsetzt und seine Aufmerksamkeit über längere Zeit einer bestimmten Sache zuwenden kann.
Viele Kinder haben keine Probleme, Lesen und Schreiben zu lernen. Andere jedoch schon. Woran liegt das?
Grünke: Die Ursachen können vielfältig sein. Manchmal hatten Kinder in ihrer Vorschulzeit zu selten die Gelegenheit, ihren Eltern beim Vorlesen zuzuhören. Auch zu viel Zeit vor dem Fernseher oder dem Computer kann die Entwicklung negativ beeinflussen.
Wie kann es zu solchen Unterschieden kommen? Immerhin haben alle Kinder das gleiche Unterrichtsangebot …
Grünke: Würden alle Kinder einem Leichtathletikverein beitreten und dort regelmäßig die gleichen Trainingsangebote erhalten, wären sie deswegen im Hinblick auf ihre Weitsprung-, Sprint- oder Speerwurfleistungen auch nicht gleich gut. Das besondere Problem beim Sprachunterricht ist, dass es Kinder ohne ausreichende Lese- und Rechtschreibkompetenzen auf Dauer sehr schwer haben werden. Deswegen ist es wichtig, gerade solche Mädchen und Jungen wirksam zu unterstützen.
Nicht alle Fördermethoden sind dabei erfolgreich …
Grünke: Viele Schulen arbeiten nach sehr offenen Methoden und vermeiden in den ersten beiden Jahren direkte Rückmeldungen, um die Mädchen und Jungen nicht zu entmutigen. Das klappt bei den meisten Kindern auch. Sie lernen trotz (nicht wegen) der Methode des Lehrers und nehmen von einem solchen Vorgehen keinen Schaden. Bei den weniger Begabten ist das anders. Einschlägige Studien zeigen, dass sich der Anteil der Kinder mit Lese-Rechtschreibstörungen durch diese Methoden vervielfacht. Solche Schüler sind darauf angewiesen, dass ihnen jemand mit fundierten Lernmethoden unter die Arme greift.
Das heißt, viele Nachhilfeeinrichtungen benutzen falsche Ansätze, beim Versuch, den Kindern zu helfen?
Grünke: Ja. Nicht jeder Ansatz ist gleich sinnvoll. Manche Methoden schaden mehr als sie nutzen.
Wie sollte Ihrer Meinung nach ein Förderkonzept aussehen, das Schülern mit einer Lese- und/oder Rechtschreibschwäche helfen kann?
Grünke: Die Basis an Forschungsbefunden ist sehr breit und stabil. Ein Wiederholen des Stoffes ist bei solchen Konzepten zentral. Dies ist keine Frage des persönlichen Ermessens. Genauso wenig ist es Ansichtssache, ob man beim Bau einer Brücke die Regeln der Statik beachten sollte oder nicht – auch wenn Menschen ungleich komplexer sind als Gebäude.
Weitere Informationen unter www.LOS-Wiesloch.de
LOS Wiesloch
In den Breitwiesen 6
69168 Wiesloch
Telefon: 06222/6791330