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Was für und gegen eine neue Bahntrasse in Walldorf spricht

2. März 2024 | > Walldorf, Allgemeines, Das Neueste, Politik, ~ Umgebung

Stadt und Ingenieurbüro informieren über die Planungen der Deutschen Bahn

Am Ende einer informativen Veranstaltung zum Bahnprojekt Mannheim-Karlsruhe bedankt sich Bürgermeister Matthias Renschler bei den vielen Anwesenden im gut gefüllten Ratssaal „für das große Interesse“. Und Grünen-Stadtrat Wilfried Weisbrod, dessen Fraktion gemeinsam mit der SPD den Antrag gestellt hat, in einer öffentlichen Veranstaltung über die Pläne der Deutschen Bahn Auskunft zu geben, dankt der Stadtverwaltung und dem Bürgermeister ausdrücklich, dass sie das möglich gemacht haben. „Es war wichtig, dass die Bürger informiert werden“, sagt er.

Über das Bahnprojekt sprechen an diesem Abend Stadtbaumeister Andreas Tisch sowie für das Heidelberger Ingenieurbüro BUNG André Dachsel, Udo Zimmermann und Leander Weißbrod. Die Bahn hatte bereits vorab mitgeteilt, dass sie grundsätzlich keinen Vertreter zu lokalen Veranstaltungen schickt, da die Vorzugsvariante für die geplante Bahntrasse noch nicht feststeht.

 

 

Zum Hintergrund: 2019 wurden die Planungen gestartet, um den Lückenschluss zu den Nachbarprojekten Frankfurt-Mannheim und Karlsruhe-Basel zu schaffen. Für die Deutsche Bahn ist die Neubaustrecke Mannheim-Karlsruhe nach eigener Darstellung eines der wichtigsten Infrastrukturvorhaben im Südwesten Deutschlands. Ziel ist laut Bahn, weitere Kapazitäten für den Schienenverkehr und eine nachhaltige Mobilität der Zukunft zu schaffen. In der gesamten Rheinebene zwischen Mannheim und Karlsruhe hat die DB Netze, die seit diesem Jahr als DB InfraGo AG firmiert, hierfür nach Möglichkeiten für einen Neubau oder Ausbau der Schieneninfrastruktur mit einer zweigleisigen Neubautrasse gesucht. Als Ergebnis der aktuellen Planungsphase soll voraussichtlich noch in diesem Jahr eine Antragsvariante für die Bahntrasse für das Raumordnungsverfahren bestimmt werden. Unter den zuletzt verbliebenen acht Linienvarianten (von ursprünglich über 50) führt eine auch über Walldorfer Gemarkung – die aus Sicht der Stadt und des Ingenieurbüros aber mit einigen Problemstellungen behaftet ist.

„Wir können uns noch nicht wirklich vorstellen, wie hier eine Bahntrasse verlaufen soll“, sagt Andreas Tisch zum geplanten Verlauf entlang der A5, durch das Gewerbegebiet West mit Ikea, Lamtec, Autobahnmeisterei und –polizei sowie unter dem Autobahnkreuz hindurch. Deshalb habe die Stadt das Büro BUNG mit einem Gutachten beauftragt, das auch den ab 2030 geplanten Autobahnausbau berücksichtigt, um der Bahn die städtischen Bedenken fundiert übermitteln zu können.
„Die Bahn hat erkannt, dass es hier ziemlich eng ist“, sagt André Dachsel für das Ingenieurbüro. „Die Planungen der Autobahn sind der Bahn um Jahre voraus“, ergänzt sein Kollege Udo Zimmermann mit Blick auf den vorgesehenen Umbau des Walldorfer Kreuzes, den sechsspurigen Ausbau der A5 und damit verbundene Arbeiten auf der A6. Anschließend auch noch eine Bahntrasse zwischen die nach Westen verbreiterte Autobahn und das bestehende Gewerbegebiet zu legen, würde zu „erheblichen Konflikten“ führen – für die genannten Firmen, für Autobahnpolizei und Autobahnmeisterei (aus Sicht der Experten müssten beide Gebäude abgerissen werden), aber auch für einen hier verlaufenden Abwasserkanal.

Welche Alternativen hätte die Bahn auf Walldorfer Gemarkung? „Nach unten geht es immer, aber das wird sehr teuer“, spricht Dachsel über mögliche Tunnel, entweder in bergmännischer oder in offener Bauweise. Zumal dafür längere Strecken benötigt würden, da die Bahnlinie nur in sehr geringen Neigungen nach unten oder oben führen kann. Ob die Bahn wirklich Teile des Gewerbegebiets, das Autobahnkreuz und später auch Teile der Gemarkung St. Leon-Rot untertunnelt durchfahren will? „Wir haben diese Schwierigkeiten gegenüber der Bahn kommuniziert“, sagt der Stadtbaumeister. „Im Bereich Walldorf ist die Trasse nicht so günstig, wie man meint.“ Tisch macht auch deutlich, dass die Stadt nicht gegen die Bahntrasse sei, für die der Bedarf eindeutig vorhanden sei. „Aber wir suchen den fachlichen Dialog.“ Und da vertrete man die klare Meinung: „Eine oberirdische Trasse wird in Walldorf nicht möglich sein.“ Das unterstreicht der Bürgermeister: „Wir sind nicht gegen eine Bahnlinie. Aber sie muss machbar sein und wenige Einschränkungen mit sich bringen.“ Im weiteren Verlauf des Abends melden sich viele Bürgerinnen und Bürger mit kritischen und interessierten Fragen zu Wort.

 

 

Klar wird, dass aus Sicht der Fachleute der Bahn in ihrem Planungsprozess wenig vorzuwerfen ist. Der Suchkorridor ist groß, die Region dicht besiedelt, auf Natur- und Landschaftsschutz muss Rücksicht genommen werden. Also sucht die Bahn „vom Groben ins Feine“, wie es Udo Zimmermann ausdrückt. Und ist bisher eben zum Ergebnis gekommen, dass viele der anderen angedachten Trassen noch ungünstiger als die Walldorfer Variante sind. Wenn man der Bahn aufzeigen könne, wie komplex die Herausforderungen auf der hiesigen Gemarkung sind, „wird eine andere Variante attraktiver“, so Leander Weißbrod. Die ersten Schritte dafür hat man schon getan: „Ich glaube, bei der Bahn ist angekommen, dass es nicht so leicht geht“, sagt Zimmermann.

Deshalb ist aktuell dennoch nicht vorhersagbar, welche der acht Varianten letztlich ausgewählt wird. Und ob diese dann gebaut wird, steht ebenfalls noch in den Sternen. Denn im anschließenden Raumordnungs- und Genehmigungsverfahren könnten immer noch Hindernisse auftauchen, von den finanziellen Hürden ganz zu schweigen. Vage bleibt auch die Frage nach dem Zeithorizont: Die Autobahn soll in den 2030er Jahren ausgebaut werden, sagt Andreas Tisch. Die Bahntrasse werde wohl erst in den 2040er Jahren oder noch später kommen.

 

Text und Fotos: Stadt Walldorf

 

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