Schweizer und Herrmann zum Auftakt der Musiktage im spannenden Dialog
„Verwandlung ist immer das Prinzip des Lebens“, sagt Hartmuth Schweizer. Der städtische Kunstbeauftragte und Timo Jouko Herrmann, sein Pendant in Sachen Musik, unterhalten sich am Mittwochabend zum Auftakt der 13. Walldorfer Musiktage über den Einfluss der „Metamorphosen“ des römischen Dichters Ovid. Die gibt es bis heute, wie sich in Schweizers eigenem Werk zeigt. „Metamorphosen sind in der Musik ein großes Thema“, sagt Herrmann, der mit der Veranstaltungsreihe gerne spartenübergreifend arbeitet. Zur Musik mit Benjamin Brittens „Sechs Metamorphosen nach Ovid“ (op. 49), gespielt von Sebastian Raffelsberger, und der Inspiration aus der Literatur gesellt sich die Kunst.
So darf Schweizer im spannenden Dialog das Publikum über die „eigenartigen Früchte“ rätseln lassen, die der Baum im Rathaus-Atrium heute trägt. „Die sind symptomatisch für meine Gedanken und meine Arbeit.“ Später klärt er auf: Der Künstler hat Äste zerbrochen und in Strumpfhosen gefüllt, diese dann kunstvoll lackiert, so dass sie jetzt an Tierknochen oder vielleicht auch Dinosaurier-Schuppen erinnern. Eins von vielen Beispielen von „Metamorphosen“ in Schweizers Werk.
Die sechs Stücke des Engländers Benjamin Britten (1913-1976), im Jahr 1951 komponiert, widmen sich jeweils einer Verwandlung: Erzählt wird vom griechischen Hirtengott Pan, selbst ein Mischwesen aus Mensch und Widder, der auf der nach ihm benannten Flöte spielt, bei der es sich um die verwandelte Nymphe Syrinx handelt. Oder vom in sein eigenes Spiegelbild verliebten Narcissus, der zu einer Blume wird. Auch Phaeton, Niobe, Bacchus und Arethusa stehen Pate für die Kompositionen.
Sebastian Raffelsberger interpretiert die selten gehörten Stücke auf seiner Oboe und malt die musikalischen Bilder virtuos: zart und lieblich, temperamentvoll, fast ausgelassen, klagend oder lebensfroh. Raffelsberger, 1991 in Freiburg geboren, studierte in Mannheim und Maastricht, sammelte Orchestererfahrungen in Hamburg und Pforzheim.
In Walldorf erntet der Solo-Oboist der Badischen Philharmonie Pforzheim für sein ausdrucksstarkes Spiel stürmischen Applaus.
Der Erste Beigeordnete Otto Steinmann betont in seiner Begrüßung die Wichtigkeit von Kunst und Kultur. Und er freut sich, dass die Stadt mit den Musiktagen endlich wieder „einen Beitrag dazu leisten kann“, diese wichtigen Bereiche des öffentlichen Lebens „in Walldorf wieder hochfahren zu können.“ Sein besonderer Dank gilt Timo Jouko Herrmann für „die musikalischen Highlights“ der diesjährigen Reihe.
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer