Salieri, der philosophische Tonsetzer
Eine „Entdeckungsreise“ zu Dichtern und Denkern verspricht Dr. Timo Jouko Herrmann, der künstlerische Leiter der „Walldorfer Musiktage“, für die Ausgabe 2018 der „Walldorfer Musiktage“.
Als Salieri-Spezialist wartet Herrmann dabei auch mit einem zweiteiligen Exkurs zu diesem „wohl bekanntesten Unbekannten der Wiener Klassik“ auf.
Am Donnerstag, 27. September, stellt er seine neue populärwissenschaftliche Salieri-Biographie vor, die im Heidelberger Morio-Verlag erscheint. Herrmann schließt damit eine Lücke, denn wer bislang mehr über Leben und Werk des großen Komponisten erfahren wollte, musste sich mit vielen Einzelquellen und fehlerhaften Biographien befassen. „Meine neue Publikation soll Musikinteressierten eine neue Sicht auf die faszinierende Persönlichkeit von Salieri bieten, der nicht nur als innovativer Komponist, sondern auch als Lehrer von Beethoven, Schubert und Liszt Bedeutung erlangt hat“, erklärt Herrmann, der bei der Buchvorstellung in der Laurentiuskapelle auch Hörbeispiele einfließen lassen wird.
Die Buchvorstellung beginnt um 19.30 Uhr und kostet keinen Eintritt. Wegen der begrenzten Platzzahl werden vorab Einlasskarten ausgegeben, die bei Bücher Dörner und im Rathaus erhältlich sind.
Wiederentdeckung
Antonio Salieri galt als „philosophischer Tonsetzer“. So boten ihm 1785 in „La grotta di Trofonio“ echte und Möchtegern-Philosophen reichlich Stoff für eine humorvolle musikalische Bearbeitung. Seine zweite Philosophenoper „Eraclito e Democrito“ wird nach 215 Jahren am 14. Oktober in der Astoria-Halle aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, so dass man fast von einer Premiere sprechen kann. Ab 18 Uhr wird das „Drammafilosofico-comico“ in zwei Akten konzertant aufgeführt. Pilemone (Philipp Schädel) will seine Tochter Pulcheria (Diana Tomsche) entweder mit dem menschenfreundlichen Philosophen Democrito oder dem eher misanthropischen Eraclito (Peter Paul) verheiraten, je nachdem, wer den überzeugenderen Vortrag über seine Grundsätze hält. Eraclito kann den Wettstreit für sich entscheiden, aber nicht Pulcherias Herz gewinnen. Da diese in den Demokrit-Schüler Arconte (Sebastian Hübner) verliebt ist, ist eine turbulente Handlung vorprogrammiert.
„Salieri zelebriert den Unterschied zwischen dem so genannten weinenden und dem lachenden Philosophen musikalisch ausgiebig“, so Timo Herrmann. Neben der Sängerriege, die das bis dato unbekannte Werk eigens für die „Walldorfer Musiktage“ einstudiert, freut sich Herrmann darüber, an diesem Abend selbst das „Ensemble Operone“ zu dirigieren. „In der Instrumentation zeigt sich Salieris ganze Meisterschaft: Die Klangfarbenpalette des klassischen Orchesters weiß er für seine quirlig-brillante Buffa-Musik effektvoll zu nutzen“, so Herrmann. Deutsche Zwischentexte, von André Meyer verfasst und gesprochen, werden dafür sorgen, dass das Publikum der italienischsprachigen Aufführung folgen kann.
Eintrittskarten für dieses außergewöhnliche musikalische Ereignis kosten 15 Euro, ermäßigt 12 Euro und sind bei Bücher Dörner in der Bahnhofstraße und im Rathaus erhältlich.
Infos: www.walldorfer-musiktage.de
Eraclito (links) und Democrito prägen das diesjährige Festivalplakat – gezeichnet von Hartmuth Schweizer
Diana Tomsche ist als Pulcheria eindeutig Demokrit zugewandt (Foto: Tomsche)
Text und Plakat: Stadt Walldorf