Mythen, Fabeln und Legenden
Auf dem Plakat für die „Walldorfer Musiktage 2015“ geben sich illustre Gestalten ein Stelldichein: Das ahnungslose Rotkäppchen, hinter dem sich Hexen, das sagenumwobene Einhorn, der Drachentöter Siegfried, ein Vampir, ein heulender Wolf und einige weitere schön-schaurige Gestalten tummeln.
Das Plakat, das Kultstatus erlangen dürfte, trägt die „Handschrift“ von Hartmuth Schweizer, Künstler und Kunstbeauftragter der Stadt, der die märchenhaften Figuren gezeichnet hat. Sie stehen für „Mythen, Fabeln und Legenden“, so das Motto der Musiktage, die vom 23. September bis 10. Oktober mit vier außergewöhnlichen Konzerten aufwarten. „Die Musiktage bleiben auch in diesem Jahr ihrem Credo treu, Begegnungen mit eher unbekannten Werken zu ermöglichen“, verspricht der künstlerische Leiter, Timo Jouko Herrmann. Er kam auf das Thema, als er sich für das Gewandhausorchester Leipzig intensiv mit den Fabeln von Jean de la Fontaine befasste. Eine Serie von fünf Fabeln des französischen Autors hat er vertont. Das in Leipzig mit großem Erfolg uraufgeführte Werk wird am 23. September im Atrium des Rathauses zum Auftakt der Musiktage zu erleben sein. Dass es Herrmann gelungen ist, Mitglieder des Gewandhausorchesters Leipzig nach Walldorf zu holen, sei, so Bürgermeisterin Christiane Staab und Erster Beigeordneter Otto Steinmann, „absolut sensationell“. „Das Ensemble mit Marja Poppelbaum, Gundel Jannemann-Fischer, Volker Hemken, Nicolas Defranoux und Slawomir Rozlach ist bei einem der besten Orchester der Welt beheimatet“, freut sich Herrmann, der den Künstlern bescheinigt, „spieltechnisch keine Grenzen zu kennen“. Er habe für das Ensemble eine „sehr gestische und sprechende Musik“ komponiert. Es werden an diesem Abend auch zwei Kompositionen zu hören sein, die Herrmann Volker Hemken, dem Solo-Bassklarinettisten des Gewandhauses, „auf den Leib geschneidert“ hat. Dass das Ensemble des Gewandhauses bei freiem Eintritt zu erleben ist, dürfte eine weitere Sensation sein.
Am Sonntag, 27. September, laden die Musiktheater-AG und die Kunst-AG des Gymnasiums Walldorf zum „großen Walldorfer Fabelkongress“ in die Astoria-Halle ein. Gemeinsam mit Antje Hinrichs, die für das Textbuch und die szenische Leitung verantwortlich zeichnet, und Anna Klingmann sowie Thomas Weigel, die die musikalische Leitung innehaben, haben die Schülerinnen und Schüler ein Musical mit turbulenter Handlung konzipiert. Das Musical-Team hat sich auch mit japanischen und afrikanischen Fabeln befasst, auf die man bei dieser Uraufführung gespannt sein darf. „Die Saat geht auf“, meint Timo Jouko Herrmann, dem das professionelle Engagement der Arbeitsgemeinschaften imponiert. Nachdem die bisherigen Produktionen des Gymnasiums für die „Walldorfer Musiktage“ das Publikum zu regelrechten Begeisterungsstürmen hingerissen haben, dürfte auch der Fabelkongress ein unvergessliches Erlebnis werden. Für diesen Abend gilt ebenfalls freier Eintritt.
Dem 25. Jahrestag der Deutschen Einheit am Samstag, 3. Oktober, zollt das Festival in der Astoria-Halle Tribut mit deutschen Sagen aus Ost und West. Das „Ensemble Operone“ unter Leitung von Timo Jouko Herrmann haucht an diesem Abend Figuren wie dem Berggeist Rübezahl, Doktor Faust oder dem Drachentöter Siegfried musikalisches Leben ein mit Werken von Richard Wagner, Bedrich Smetana und Johann Strauß‘ (Sohn). Salieri-Experte Herrmann hat für dieses Festkonzert auch dessen Bühnenmusik zu dem Schauspiel „Die Hussiten vor Naumburg“ ausgewählt. Zu dem Festkonzert erwartet Bürgermeisterin Christiane Staab auch Gäste aus der thüringischen Partnerstadt Walldorf/Werra. Der Eintritt zu diesem Konzert kostet 10 Euro, ermäßigt 6 Euro.
Den Abschluss bilden „Tierische und menschliche Geschichte(n)“ am Samstag, 10. Oktober, in der Astoria-Halle. Camille Saint-Saëns‘ „Karneval der Tiere“ steht im Zentrum des Abends. Marcus Imbsweiler wird als Sprecher fungieren, Christine und Stephan Rahn übernehmen den Klavierduo-Part. Herrmann hat für dieses große Konzert eigens ein Kammerensemble mit Streichquintett, Flöte, Klarinette und Schlagwerk „als Task Force“ zusammengestellt. Nach der „Menagerie der skurrilen Tierfiguren“, so Herrmann, folgt noch eine Rarität. Die Musik von Saint-Saëns zu dem Stummfilm „L’assassinat du Duc de Guise“ aus dem Jahr 1908. 15 Euro oder ermäßigt 12 Euro kostet der Eintritt zu dem Abschlusskonzert.
Vorverkauf ab 1. September bei Bücher Dörner und im Rathaus Walldorf. Weitere Infos unter www.walldorfer-musiktage.de.
Phantasieanregend: Hartmuth Schweizers Plakatmotiv (Repro: Imago Walldorf)
Zum Foto (Pfeifer):
Mythen, Fabeln und Legenden spüren die kommenden „Walldorfer Musiktage“ nach, auf die Erster Beigeordneter Otto Steinmann (li.), Bürgermeisterin Christiane Staab, der künstlerische Leiter Timo Jouko Herrmann und Heike Schweizer (Stadt Walldorf) gespannt sind