Zu ihren zweiten „Walldorfer Gesprächen“ lud die CDU Walldorf gemeinsam mit der CDU Wiesloch, der CDU St. Leon-Rot und der CDU Rauenberg am 29.10. in die Astoria-Halle ein.
(bb) Nachdem im ersten „Walldorfer Gespräch“ über das Transatlantische Freihandelsabkommen TTIP diskutiert wurde, war an diesem Abend der Ausbau der B 3/L723 „Nichts geht mehr – Verkehrsinfarkt rund um Wiesloch/Walldorf?!“ das zur Debatte stehende Thema.
Michael Reuter, der Vorsitzende der CDU Walldorf, begrüßte die Gäste und bedankte sich für ihr Interesse an diesem Themenabend.
Die Moderation des Abends sollte die Geschäftsführerin des Vereins Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar, Frau Kirsten Korte, übernehmen, die jedoch bedauerlicherweise aus Krankheitsgründen absagen musste. So freute sich Michael Reuter, dass Herr Andreas Staab, Ehemann der Walldorfer Bürgermeisterin und u. a. Vorsitzender Richter beim Landgericht Karlsruhe, kurzfristig die Moderation übernahm.
Außerdem begrüßte Herr Reuter als fachkundige Diskussionsteilnehmer die Walldorfer Bürgermeisterin Christiane Staab, den Landtagsabgeordneten Karl Klein (CDU), den Wieslocher Bürgermeister Ludwig Sauer sowie den kaufmännischen Geschäftsführer der SAP Peter Rasper.
Michael Reuter führte in das Thema zum vierspurigen Ausbau der L 723 zwischen Rauenberg und Walldorf ein. Seit dem vierten Mobilitätsgipfel im Doppelzentrum Wiesloch-Walldorf im Jahre 2013 habe sich nichts bezüglich des Ausbaus der Bundes- und Landesstraßen rund um Wiesloch-Walldorf getan. Schlecht getaktete Ampelanlagen an den Autobahnausfahrten und im weiteren Verlauf der Straßen sorgten ebenfalls für lange Staus im Feierabendverkehr sowohl morgens als auch abends, bis auf die Autobahnen zurück.
Als Moderator bat Herr Staab als erste Diskussionsteilnehmerin die „Hausherrin“ Frau Bürgermeisterin Staab um Ihre Stellungnahme. Frau Staab fühlt sich als Stadtoberhaupt für ihre Bürger verantwortlich und bedauert die mittlerweile seit vielen Jahren bestehenden Verkehrsprobleme mit Staus und dadurch bedingt vielen Unfällen. Für die Arbeitnehmer in Walldorf müssten die Arbeitsplätze problemlos erreichbar sein, ohne eine verlängerte Fahrzeit durch Staus in Kauf nehmen zu müssen. Nicht nur die großen Arbeitgeber wie die Heidelberger Druckmaschinen oder die SAP beträfen diese Probleme, sondern auch viele andere Firmen in Walldorf und Wiesloch und auch die Stadtverwaltungen, bei der viele Auswärtige beschäftigt sind.
Der kaufmännische Geschäftsführer der SAP Peter Rasper bedauerte, dass die Stuttgarter „Mühlen langsam mahlen“, die für Änderungen an dieser Verkehrssituation zuständig sind. Die SAP versucht durch eigene Ideen, den Verkehr zu entlasten. So gibt es eine Mitfahrzentrale (Tool „To Go“) und Diensträder bei der SAP. Wäre der ÖPNV besser ausgebaut, würden auch mehr Mitarbeiter mit Bus und Bahn kommen. Herr Rasper plädierte dafür, die neuralgischen Verkehrsknotenpunkte zu beseitigen und eine schnellere Lösung herbeizuführen (hier ist „Kreativität“ gefragt).
Herr Bürgermeister Ludwig Sauer aus Wiesloch führte aus, dass Wiesloch und Walldorf schon einiges in Bezug auf die Verkehrsverhältnisse geleistet habe. Die großen Firmen wie HDM, SAP oder REWE „tragen zum Wohlstand der Region“ bei; daher sollte auch für den Arbeitsweg ihrer Arbeitnehmer etwas getan werden.
Herr MdL Karl Klein, ehemaliger Bürgermeister von Mühlhausen, kennt die Verkehrsproblematik auch schon seit Jahrzehnten. Als steuerstarke Region in Baden-Württemberg müsse auch die „Infrastruktur damit Schritt halten.“ Es fließen viele Steuergelder nach Stuttgart, aber trotz diverser Verkehrsgipfel tut sich nichts beim Ausbau. Es werde versucht, den ÖPNV weiter zu verbessern, jedoch gebe es beispielsweise schon seit Jahren keine neuen S-Bahnen im Verkehr Richtung Bruchsal. Auch der Regionalexpress falle ab 2018 weg.
In der anschließenden Diskussions- und Fragerunde wurde an der Effektivität der Mobilitätsgipfel gezweifelt. Alles dauere viel zu lange. MdL Karl Klein merkte an, dass ein vorausgehendes Planfeststellungsverfahren vier bis fünf Jahre dauern könnte. Herr Rasper stellte die Frage, warum das Problem nicht mit einer einfachen Lösung angegangen werde.
Der Ausbau der Straßen ist zuerst an der Lage des Bebauungsgebietes in der Hochwassergefahrenkarte gescheitert. Jetzt ist es jedoch aus der Hochwassergefahrenkarte herausgefallen, so dass eine Weiterplanung Sinn machen würde.
Es kam die Frage auf, ob die Stadt finanziell mit dem Land zusammenarbeiten könne. Hier antwortete Frau Staab, dass das Geld wohl nicht das Problem sei, allein der Wille des Landes fehle. Für den Ausbau der Autobahnen sei der Bund zuständig, für die Landesstraßen das Land Baden-Württemberg. Frau Staab befürchtete ein absolutes, noch größeres Verkehrschaos, wenn der Ausbau des Walldorfer Kreuzes gleichzeitig mit dem Ausbau der L 723/B 3 in Angriff genommen würde.
Bei der Umgehungsstraße in Rot gab es eine gute Verzahnung und Zusammenarbeit der Ausführenden. Auch in Walldorf wurde auf kommunaler Ebene schnell und selbstständig an die Planung und den Ausbau der Umgehungsstraße herangegangen, wie Dieter Astor, ehemaliger Stadtbaumeister der Stadt Walldorf, ausführte.
Die Schaltung der Ampeln war auch ein Thema beim Publikum. Könnte nicht die SAP für eine „intelligente Schaltung“ der Ampeln sorgen? Herr Rasper führte aus, dass es bei der SAP sog. „Design-Thinkings“ gibt. Es wird sich zusammengesetzt, bis eine Lösung gefunden ist.
Herr Staab als Moderator bat am Ende der Diskussion die Teilnehmer, ihr „SMART“es Ziel zu definieren. Die Abkürzung SMART bedeutet
S = Specific (Spezifisch)
M = Measurable (Messbar)
A = Achievable (Erreichbar)
R = Realistic (Realistisch)
T = Time framed (Zeitrahmen).
Herr MdL Karl Klein sagte dazu, er hoffe, dass in den nächsten fünf Jahren der Ausbau der L 723 umgesetzt werde.
Auch Herr Bürgermeister Ludwig Sauer setzte das Ziel von fünf Jahren und wünschte sich ein zügiges Vorankommen des Bebauungsplanverfahrens.
Frau Bürgermeisterin Christiane Staab hoffte auf eine vernünftige Durchsetzung des Bebauungsplanes.
Herr Peter Rasper zitierte Erich Kästner „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“ und befürwortete eine schnelle Inangriffnahme des 5-Jahres-Planes.
Der Moderator Andreas Staab merkte an, dass Schwerpunkte gesetzt werden müssten. Vielleicht sollten sich die Planer das „Design-Thinking“ der SAP als Vorbild nehmen. Nicht die Politik schaffe Arbeitsplätze, sondern die Wirtschaft. Daher müsse auch die Wirtschaft mit einer intelligenten Verkehrsplanung unterstützt werden.
Herr Michael Reuter dankte allen Diskussionsteilnehmern und dem interessierten Publikum für den regen Gedankenaustausch und entließ mit dem hoffnungsvollen Satz „Wenn man will, kann es klappen“.