Walldorf möchte sich in die Riege der „Fairtrade Towns“ einreihen. Bis Ende 2014 waren in Deutschland rund 300 Gemeinden als Städte, die fair gehandelte Produkte unterstützen, registriert. In der Region wurde vor kurzem Weinheim die 299. Kommune, die mit dem Titel ausgezeichnet wurde.
Der Gemeinderat stimmte am 28. April mit großer Mehrheit, bei zwei Enthaltungen, zu, sich als „Fairtrade Town“ zu bewerben. Den Antrag hierfür hatten im Februar 2015 die Gemeinderatsfraktionen von SPD und Bündnis 90/Die Grünen gestellt. Wie Stadträtin Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD) erklärte, sei dieses „öffentliche Bekenntnis der Verwaltung“ wichtig, um die Bevölkerung für das Thema noch stärker zu sensibilisieren. Die Kosten seien überschaubar und es gehe darum, sich mit Multiplikatoren zusammenzutun. In Walldorf werde bereits fair Gehandeltes genutzt und das Gymnasium sei auf dem Weg zur „Fairtrade School“, stellte sie fest. Der Gemeinderat befasste sich auch mit den Kriterien, die erfüllt werden müssen, um das Fairtrade-Town-Siegel zu erhalten. Grundlage ist zunächst der Beschluss des Gemeinderats. Wie aus den Wortmeldungen zu entnehmen war, erfüllt das Gremium gerne die Vorgabe, dass bei allen seinen Sitzungen nur noch fair gehandelter Kaffee ausgeschenkt wird und ein weiteres Produkt mit Fairtrade-Siegel angeboten wird. Dies könnte Schokolade sein, Kekse oder auch Tee. Eine lokale Steuerungsgruppe, die aus mindestens drei Personen besteht aus Politik, Wirtschaft und Bevölkerung, soll die Aktivitäten koordinieren. In lokalen Einzelhandelsgeschäften, Cafés und Restaurants sollen jeweils mindestens zwei Produkte aus fairem Handel angeboten werden. Für Walldorf müssten vier Einzelhändler und zwei Gastronomiebetriebe dafür gewonnen werden. Schulen, Vereine und Kirchen sollen Fairtrade-Produkte verwenden und es sollen entsprechende Bildungsaktivitäten umgesetzt werden. Nachdem sich das Walldorfer Gymnasium schon in diese Richtung entwickelt, müssten noch ein Verein und eine Kirche teilnehmen. In Sachen Öffentlichkeitsarbeit sollen pro Jahr mindestens vier Artikel zu der Kampagne erscheinen.
Der Gemeinderat hatte keinen Zweifel daran, diese Kriterien erfüllen zu können. Stadtrat und Schulleiter Lorenz Kachler (SPD) meinte, dass die Schulen geradezu „dazu prädestiniert“ seien, Fairtrade-Produkte zu nutzen. Man müsse bis in die Kindertagesstätten gehen mit diesem Anliegen. Er begrüßte „den fairen Umgang mit dem Rest der Welt“. Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen) plädierte dafür, vor allem Jugendliche einzubinden. Sie seien meist „viel sensibler für das Thema als der Durchschnitt der Bevölkerung“. Er wies noch auf „fair gehandelte Fußbälle“ hin, die von Interesse sein könnten. Werner Sauer (CDU) begrüßte die Zielsetzung von Fairtrade ebenfalls. Er befürchtete jedoch, dass „alles an der Verwaltung hängen bleiben“ könne, was er nicht wolle. „Der Weg zur Fairtrade Town“ wird nicht einfach sein“, meinte er.
Bürgermeisterin Christiane Staab signalisierte, dass die Arbeit gar nicht an der Verwaltung hängen bleiben dürfe. Das Ziel sei, „breit in die Gesellschaft hineinzustrahlen“. Man müsse die Bürgerinnen und Bürger als Multiplikatoren gewinnen und die Idee in die Stadt hineintragen, dabei auch Unternehmen mitnehmen. Fredy Kempf (FDP) zeigte sich sehr von der Idee der „Fairtrade Town“ angetan und lobte die reiche Produktpalette. Er meinte auch, dass einige Geschäfte in Walldorf die Kriterien schon erfüllten.
Text: Stadt Walldorf