Startschuss für das Mietradsystem
Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung den Startschuss für das Mietradsystem VRNnextbike zum 1. Januar 2023 beschlossen. Dann sollen zunächst vier Stationen – am Bahnhof, am Rathaus, an der Astoria-Halle und an der Drehscheibe – eingerichtet werden, was über drei Jahre Betriebskosten von voraussichtlich insgesamt 70.000 Euro verursachen wird.
Der Beschluss fiel nach längerer Diskussion mit elf zu acht Stimmen. Grüne, SPD und Bürgermeister Matthias Renschler votierten für die Einführung, CDU sowie die FDP-Räte Günter Lukey und Pino Gaetani stimmten dagegen, Paula Glogowski und Fredy Kempf (beide FDP) enthielten sich.
Da seit Längerem ein Gemeinderatsbeschluss zur Einführung besteht, hatte die Verwaltung vorgeschlagen, mit dem Start des Mietradsystems nicht auf die Förderzusage des Projekts „RegioWIN 2030 – Reallabor für vernetzte nachhaltige Pendlermobilität“ zu warten, sondern eine erste Tranche zu beauftragen. Zwar haben der Zweckverband MetropolPark Wiesloch-Walldorf und die beteiligten Projektpartner ihren Förderantrag mit integriertem Mietradsystem bereits im April gestellt, mit der Zusage des Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus kann es laut Stadtbaumeister Andreas Tisch aber „bis Anfang nächsten Jahres dauern“. Tisch präzisierte später, „dass es durchaus auch das Risiko gibt, dass das Projekt überhaupt nicht zustande kommt“. „Das ist offen“, begründete auch Bürgermeister Renschler seine Zustimmung zur Einführung von VRNnextbike, ohne auf die Förderzusage zu warten.
Grund, ohne die Zusage bereits im Januar zu starten, ist unter anderem die Empfehlung des Verkehrsverbunds Rhein-Neckar (VRN). Denn dessen Vertrag mit der Firma Nextbike läuft nur noch bis zum 31. Dezember 2025, weshalb eine spätere Aufnahme des Betriebs aus VRN-Sicht als „nur noch sehr bedingt sinnvoll“ erscheint. Kommt anschließend die Förderzusage durch das Land wie erhofft, werden zwar die nun beschlossenen vier Stationen „natürlich nicht mehr gefördert“, so der Stadtbaumeister, „aber in das System der Mobilitätsststationen intergriert“. Denn für Walldorf sind insgesamt sieben Mietradstationen mit 55 Rädern vorgesehen, bei Gesamtkosten von rund 140.000 Euro. Dazu sollen sieben Stationen mit 75 Rädern der SAP kommen, die das System bereits jetzt nutzt, und acht Stationen mit weiteren 55 Rädern auf Gemarkung Wiesloch.
Man habe das Thema in der Fraktion „bei grundsätzlicher Zustimmung“ durchaus „kontrovers diskutiert“, sagte Mathias Pütz für die CDU. Als „zwingend“ sehe man die Beteiligung der SAP an, ebenso aber auch die Einbindung der Stadt Wiesloch. Deshalb hinterfrage die CDU neben den Kosten auch das Potenzial von VRNnextbike bei nur vier Stationen. „Für uns wiegt das einheitliche Vorgehen mit unserem Hauptprojektpartner Wiesloch schwerer“, sagte Pütz, deshalb lehne man den Verwaltungsvorschlag ab.
Günter Lukey (FDP) sah das Problem, dass die Räder wieder zu den Stationen zurückgebracht werden müssen und diese „identisch mit Bushaltestellen“ seien. Da der Bus in Walldorf kostenlos fahre, die Räder aber gemietet werden müssen, sei der einzige Vorteil „die zeitliche Flexibilität“. Wohne man weiter von den Stationen entfernt, habe man gar keinen Nutzen. „Die einzige Station, die wirklich Sinn macht, ist am Bahnhof“, meinte Lukey und sah insgesamt „keinen Mehrwert“.
Es sei „schade, dass sich die Bewilligung der Förderung so lange hinzieht“, sagte Petra Wahl (SPD). Denn eigentlich sei das Projekt RegioWin „ein echter Gewinn für die Region“. Da man „die Mobilität auf der letzten Meile voranbringen“ wolle, sei „Warten keine Option“. Wichtig für das Mietradsystem sei vor allem, dass der Bahnhof eingebunden werde. Deshalb könne die SPD zustimmen und auch die Kosten mittragen.
Wilfried Weisbrod erinnerte für Bündnis 90/Die Grünen daran, dass der Antrag auf Einführung von VRNnextbike von seiner Fraktion gekommen war. Der Gemeinderat habe zugestimmt und man habe das Thema nur zurückgestellt, um auf die Fördermittel zu warten. Es sei „bedenklich und bedauernswert, wie lange sich das hinzieht“, so Weisbrod. „Wir finden, es ist an der Zeit, dieses Mietradsystem einzuführen.“ Am Beispiel SAP sehe man, dass es auch genutzt werde.
Elisabeth Krämer (SPD) hob die Anbindung des Bahnhofs als positiv hervor.
Manfred Wolf (Grüne) plädierte: „Nutzen wir diese Chance.“
Nele Böhm (Grüne) sah den Vorteil, „dass junge Menschen gut nach Hause kommen“, gerade wenn später am Abend kein Bus mehr vom Bahnhof in die Stadt fahre.
„Primär geht es um Menschen, die nach Walldorf kommen und kein Fahrrad haben“, meinte Bürgermeister Renschler.
„Für Gelegenheitspendler ist das eine gute Sache“, sagte Maximilian Himberger (Grüne).
Text und Foto: Stadt Walldorf