Stadtwerke Walldorf berichten im TUPV – Fehlerquellen konsequent ausschalten
Einen Blick zurück auf das Jahr 2020 in Hinblick auf die Stromversorgung Walldorfs warf der Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr (TUPV) in seiner öffentlichen Sitzung am 9. Februar. Anlass für den Tagesordnungspunkt hatten die gehäuften Stromausfälle im vergangenen Jahr gegeben.
Über Ursachen, Zusammenhänge und Konsequenzen, um die Versorgungssicherheit zu optimieren, informierten Stadtwerke-Geschäftsführer Matthias Gruber und Peter Zartmann, Abteilungsleiter Stromversorgung bei den Stadtwerken Walldorf. Wie Peter Zartmann ausführte, umfasst das Mittelspannungsnetz, auf das die meisten Störungen zurückgehen, siebzig Kilometer an Kabeln. Das Mittelspannungsnetz wird über das Umspannwerk in Wiesloch, laut Zartmann „ein Nadelöhr“, über fünf Zuleitungen versorgt. Auch St. Leon-Rot und Wiesloch hängen an diesem Umspannwerk. „Wenn irgendwo in diesen Netzen ein Fehler auftritt, wirkt sich das unmittelbar auf das Walldorfer Netz aus“, erläuterte Peter Zartmann.
Kommt es zu Störungen, macht sich das Stadtwerketeam sofort daran, die Fehlerquelle zu sondieren. Dass dies nicht einfach ist, macht die Fülle an möglichen Störursachen deutlich, die Zartmann aufzählte. So können Baggerbisse bei Bauarbeiten, sich ausbreitende Baumwurzeln, Steine im Erdreich, defekte Endverschlüsse von Kabeln oder ältere Leitungen, deren Isolierung nachlässt, Auslöser von Stromunterbrechungen sein.
Kein „Muffensausen“ mehr
Für einen Teil der vier Stromausfälle 2020 im Mittelspannungsnetz, von denen zeitweise ganz Walldorf betroffen war, wurden jedoch fehlerhafte Muffen als Auslöser identifiziert. „Nach Jahren ohne Störungen durch Muffen, hatten wir letztes Jahr gleich vier innerhalb von sechs Monaten“, berichtete Peter Zartmann. Wie er und Gruber ausführten, seien Muffen, die Kabel auf einer längeren Kabelstrecke miteinander verbinden, immer Schwachstellen im System. Man versuche zwar, Verbindungen über Muffen zu vermeiden, was aber nicht immer gelinge.
Wie Matthias Gruber erklärte, habe sich herausgestellt, dass ein bestimmter Muffentyp, der in Walldorf vor Jahren besonders häufig eingesetzt worden sei, die Störungen verursacht habe. Die Stadtwerke Walldorf haben inzwischen bereits einen Großteil des fehlerhaften Muffentyps ausgetauscht. Dieses Jahr müssen noch zwanzig Muffen erneuert werden. „Damit haben wir dann insgesamt 62 Muffen und 600 Meter Kabel ausgetauscht“, stellte Gruber fest. Um die Störanfälligkeit zu minimieren, wurden außerdem in Trafostationen Kurzschlussanzeigen eingebaut, um Fehler schneller lokalisieren zu können. Jährlich sollen ein bis zwei Trafostationen ausgetauscht werden.
Verbesserte Kommunikation
Matthias Gruber ließ keinen Zweifel daran, dass jede Störung im Stromnetz eine Störung zu viel und die Anzahl der letztjährigen Störungen „indiskutabel hoch“ gewesen sei. Bei alten Leitungen könne dies allerdings vorkommen. Am wichtigsten sei jedoch der Umgang mit einer Störung, erklärte er. Großes Lob spendete er seinem Team, das – meist außerhalb der üblichen Betriebszeit – „alles Menschenmögliche“ geleistet habe, um die Stromversorgung wiederherzustellen. Dass dies seine Zeit braucht, wie in einem Fall dreieinhalb Stunden, erklärten Gruber und Zartmann eindrücklich. Nachdem zunächst die Ursache gefunden werden musste, musste die Strecke einzeln, von Trafostation zu Trafostation, zugeschaltet werden, weil sonst zu viel Last auf dem Netz gewesen sei. Von daher könne man auch nie von vornherein voraussagen, wie lange die Entstörung dauere, erklärte Gruber.
Um die Kommunikation mit besorgten Bürgerinnen und Bürgern zu verbessern, wird die Feuerwehrleitstelle die Stadtwerke bei Stromausfällen künftig unterstützen, um die mit der Entstörung beschäftigten Stadtwerkemitarbeiter zu entlasten. Unter www.störauskunft.de kann man sich zukünftig bei Störungen informieren und auch auf der Internetseite der Stadtwerke.
Stadtrat Dr. Gerhard Baldes (CDU) empfand es „als größtes Manko“, dass es keine Anlaufstelle für Ratsuchende gebe. Der Bürger wolle ja wissen, ob an der Störung schon gearbeitet werde und wie lange es dauere. „Das ist eine Frage, die wir nicht beantworten können“, erklärte Matthias Gruber nochmals. Bei einer Störung wisse man nicht, was man noch vor sich habe und wie viele Folgefehler sich ergeben hätten.
Von „beachtlichem Teamwork“ sprach Stadtrat Manfred Zuber (SPD), der die schnelle Entstörung lobte. Ihn interessierte noch, ob eine zweite Stromeinspeisung möglich sei, unabhängig vom Wieslocher Umspannwerk. Dies verneinte Gruber als „völlig unüblich“, zumal diese 110-Kilovolt-Leitung nie von Störungen betroffen gewesen sei.
Zubers Fraktionskollegin, Dr. Andrea Schröder-Ritzrau, lobte die Stadtwerke ebenfalls. Sie seien ihrer Verantwortung gerecht geworden und gingen den Austausch der Risikomuffen „proaktiv“ an. Bei Störungen wünschte sie sich einen noch „engeren Draht zur Stadt“.
Stadtrat Manfred Wolf (Bündnis 90/Die Grünen) bemängelte die Krisenkommunikation. Die Stadtwerke müssten im Störfall die Dauer nennen und sollten hier „ruhig mutiger sein“.
„Das hat nichts mit Mut zu tun“, stellte Matthias Gruber fest, „Wir wissen schlicht nicht, wie lange es dauert, bevor nicht der letzte Fehler eingegrenzt ist.“ Man wolle keine Erwartungen wecken, die man nicht erfüllen könne.
FDP-Stadträtin Dagmar Criegee sprach noch die Redundanzen an, die die Stadtwerke im Industriegebiet in der Altrottstraße schaffe. Sie fragte nach, ob diese auch für das Stadtgebiet hilfreich seien.
Wie Gruber ausführte, gehe es im Gesamtnetz darum, „schwache Glieder ganz konsequent auszutauschen“ und nicht darum, ein zusätzliches Netz zu schaffen. Im Industriegebiet habe man Bauarbeiten genutzt, um die Versorgungssicherheit zu verbessern. Im Wohngebiet geschehe dies auch ohne solche Anlässe.
„Wir sind im Krisenmanagement gut aufgestellt“, meinte Bürgermeisterin Christiane Staab, die bestätigte, dass bei Stromausfällen Informationen an sensible Einrichtungen sofort übermittelt würden und die Informationskette durch die Feuerwehrleitstelle gesichert sei. Wie lange eine Störung andauere, wisse man zwar nicht, aber „Updates“ könne man kommunizieren.
Text: Stadt Walldorf
Fotos: SWW