Des iss was Bsunneres!
– Rückkehr zum Spielplatz beim Astor-Stift
Dem Appell des städtischen Kunstbeauftragten Hartmuth Schweizer, sich mit Kunst auseinanderzusetzen und über sie nachzudenken, ist die FDP-Fraktion nach eigener Aussage „ausführlich“ nachgekommen.
Sie stellte den Antrag, ein Kunstwerk der elf Skultpuren und Objekte des Kunstpreises 2018 der Stadt Walldorf anzukaufen.
Wie FDP-Stadtrat Günter Lukey im Gemeinderat am 9. April ausführte, habe die Stadt auch bei den zurückliegenden Kunstpreisaktionen 2005 und 2013 Kunstwerke angekauft. Angesichts sinkender Einkommen von Künstlern und der Finanzkraft Walldorfs plädierte er für den Ankauf der Arbeit „Anette Aussicht“ von Birgit Feil. Der Kaufpreis von 5.500 Euro sei für das „Stadtsäckel leicht zu verkraften“, so Lukey.
Nach dem mehrheitlichen Willen des Gemeinderats wird „Anette“ auf den Spielplatz beim Astor-Stift zurückkehren, wo sie bereits 2018 stand und dazu einlud, ihr gegenüber Platz zu nehmen. Birgit Feil erhielt von der Jury den dritten Preis zuerkannt nach Konrad Wallmeiers Bauminstallation „Unplugged“ und Wolfgang Folmers „Baumstamm“. Allerdings wird es eine Doppelgängerin der Original-Anette sein, die ihre endgültige Bleibe in Walldorf findet, denn die Künstlerin will eine haltbarere und witterungsbeständigere Figur schaffen, was auch auf die Zustimmung des Gremiums stieß. Günter Lukey führte für die Wahl der „Anette“ noch ein stichhaltiges Argument an. Dieses Kunstwerk verschaffe Männern eine der raren Situationen, in denen sie sich hinsetzen und sich, ohne unterbrochen zu werden, aussprechen könnten.
Man könne „Teil des Kunstwerks werden“ und mit diesem in Dialog treten, meinte auch Stadtrat Christian Winnes (CDU), der es ebenfalls befürwortete, ein „nachhaltiges Zeichen für den Kunstpreis“ zu setzen. Er sprach für die Mehrheit seiner Fraktion. Sein Fraktionskollege Uwe Lindner enthielt sich bei der Abstimmung.
Sehr inspiriert von „Anette Aussicht“ zeigte sich Stadtrat Lorenz Kachler (SPD), der offensichtlich sehr gut zugehört hatte bei Gesprächen, die sich rund um die Figur der „Anette“ ergaben. „Guck mol, do hogd si widda! … Wisohoggd si’ n widda do, di wa doch ford“, meinte er in bestem Walldärferisch, um zu dem Schluss zu kommen: „… un des Guudeisch, derrekannschzugugge, wie sie wuhieguggt, ohne dass’ d Ängschthawwemusch, dass sie herguggd und guggd, wimagugge. – Hosch recht! Des iss was Bsunneres!“ Kachler lieferte auch noch die Übersetzung und zog das Fazit, dass jeder Kunst für sich begreifen und bewerten dürfe. „Wichtig ist, dass man sich mit der Kunst auseinandersetzt, wie auch immer“, stellte er fest. Seine Fraktion sei dafür, dass Dialoge entstünden. „Deshalb kaufen, und zwar die neue Version der Anette!“
Nicht mit Anette anfreunden konnte sich Stadtrat Horst Dobhan (Bündnis 90/Die Grünen). Seine Fraktion sei ebenfalls für den Ankauf eines Kunstobjekts, so Dobhan, wolle aber nicht nur eines zur Auswahl haben und „speziell nicht eines, das sich die FDP ausgesucht hat“. Über das auszuwählende Objekt solle zu einem anderen Zeitpunkt beraten werden. Bei der Abstimmung enthielt sich Horst Dobhan der Stimme.
Bei zwei Enthaltungen und ansonsten nur Zustimmung wird „Anette“ bald wieder in Walldorf beim Astor-Stift Platz nehmen dürfen.
Anette kehrt zurück nach Walldorf und ist eine gute Zuhörerin (Foto: Pfeifer)
Text: Stadt Walldorf