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Walldorf: Öffentliche Fußverkehrs-Checks

10. November 2021 | > Walldorf, Allgemeines, Das Neueste, Politik

Mehr Miteinander im Straßenverkehr in Walldorf –

Am 20. und 27. Oktober fanden im Rahmen des Fußverkehrs-Checks zwei gemeinsame Begehungen zu Fuß durch die Innenstadt Walldorfs und der Arbeitsstadt statt. Dabei konnten die Bürger und Bürgerinnen vor Ort Schwachstellen aufzeigen und gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern aus Verwaltung und Politik auf den beiden exemplarischen Routen durch Walldorf über mögliche Lösungsansätze diskutieren.

Treffpunkt beider Begehungen war jeweils die Drehscheibe. Moritz Müller vom Fachbüro Planersocietät aus Karlsruhe und Dortmund hatte dabei die jeweils rund 20 Teilnehmenden entlang der exemplarischen Routen durch die Innenstadt Walldorfs und in Richtung Arbeitsstadt geführt. Die Routen hierzu wurden bereits zuvor beim Auftakt am 22. September mit den Interessierten abgestimmt. Dabei war der Stadtverwaltung und dem Planungsbüro, das die Stadt Walldorf im Auftrag des Landes bei der Umsetzung des Projekts unterstützt, sehr wichtig, die Expertinnen und Experten vor Ort und deren Erfahrungen und Ansichten zur Sprache kommen zu lassen. Dazu waren pro Route ungefähr acht Stationen eingeplant, an denen in der Gruppe zusammen diskutiert werden konnte. Besonders bereichernd war dabei auch eine Beteiligung von Sehbehinderten und mobilitätseingeschränkten Personen, die ihre Belange einbringen konnten.

Schwerpunkt der ersten Begehung am Mittwoch, 20. Oktober, war die Innenstadt Walldorfs.
Hierbei wurde von der Drehscheibe über die Hauptstraße, Friedrichstraße, Heidelberger Straße, Ringstraße, Johann-Jakob-Astor-Straße und Nußlocher Straße ein exemplarischer Rundweg durch die Innenstadt Walldorfs abgelaufen.

Schon auf der Drehscheibe wurden vielfältige Verbesserungspotenziale und Wünsche der Bürgerinnen und Bürger deutlich. Zahlreiche konkretere Problemstellen wie die Stellplatzsituation vor dem Ärztehaus, fehlende kontrastreichende Markierungen, fehlende Zebrastreifen zwischen den Bushaltestellen sowie größere Ideen wie das Ideal des Schwetzinger Schlossplatzes als Vorbild mit einer Außengastronomienutzung auf dem Drehscheibenplatz wurden angesprochen. Auch das Thema Radverkehr kam in diesem Zusammenhang auf. Radfahrende, die die Zebrastreifen und den Platzbereich der Drehscheibe queren, führen oft besonders unübersichtliche Situationen und damit Gefahrensituationen für alle Verkehrsarten herbei. Das Radfahren über die Zebrastreifen ist nur vermeintlich sicherer, stellt aber tatsächlich eine größere Gefährdung dar als das Mitfließen mit dem Kraftfahrzeugverkehr auf der Fahrbahn.

Auch in der vorderen Hauptstraße war die Unübersichtlichkeit zentrales Thema. Einige Bürgerinnen und Bürger bemängelten hier eine fehlende übergeordnete Idee, wie die verschiedenen Verkehrsarten hier verträglich abgewickelt werden können. Einige Teilnehmende forderten Parkgebühren oder der Wegfall aller Stellplätze im Eingangsbereich der Hauptstraße bis auf zwei bis drei Behindertenparkplätze. Von anderer Seite wurde jedoch an die Einzelhändler und die ältere Bevölkerung Walldorfs erinnert, welche zwar nicht berechtigt sei, auf Behindertenparkplätzen zu parken, aber dennoch auf die Stellplätze angewiesen sei.
Bürgermeister Matthias Renschler zeigte auf, welch schwierige Abwägungen hier notwendig sein werden und verdeutlichte: „Es wird nicht für alle die perfekte Lösung geben“, man brauche aber Kompromisse, die allen gerecht werden. Um diese zu finden, könnten laut Müller Verkehrsversuche temporär durchgeführt werden, um Praxiserfahrungen zu sammeln.

In der weiteren Begehung standen vor allem die Konflikte mit anderen Verkehrsarten sowie die Barrierefreiheit im Mittelpunkt. Dabei wurden parkende Autos auf Gehwegen, fehlende Einbahnstraßen und die Radwegeführung am Astorstift genauso angesprochen wie diverse kleinere Behinderungen im Alltag wie beispielsweise nicht markierte Treppenstufen, fehlende Leitlinien an Ampelanlagen und Querungshilfen, rutschige und nicht unterscheidbare Bodenbeläge und ungünstig stehende Blumenkübel oder Schilder, die insbesondere für seheingeschränkte Personen zu großen Hürden werden können. Auch auf dem Lindenplatz und im Übergangsbereich zur Drehscheibe bemängelten die Teilnehmenden insbesondere eine fehlende Aufenthaltsqualität und die zu starke Orientierung am Kraftfahrzeugverkehr.

Bei der zweiten Begehung stand insbesondere die Überprüfung der Erreichbarkeit und Anbindung von Wohn- und Arbeitsstadt im Vordergrund.
Am 27. Oktober starteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer hierzu an der Drehscheibe. Über Bahnhofstraße, Obere Grabenstraße, Schlossweg, Bürgermeister-Willinger-Straße und Walzrute mit der ÖPNV-Brücke in Richtung Süden wurde ein typischer Weg in Richtung Arbeitsstadt abgelaufen. Nach einem kurzen Abstecher in die Arbeitsstadt gingen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die Rad- und Fußverkehrsbrücke auf Höhe der Dietmar-Hopp-Allee den Weg zurück zum Nahversorgungszentrum. Die Interessierten diskutierten über vielfältige Themen wie Barrierefreiheit, Gestaltung und Sicherheit des Fußverkehrs sowie die Belichtungsverhältnisse im Südpark und in der Arbeitsstadt. Die relativ breiten Gehwege in der Bürgermeister-Willinger-Straße fanden den Zuspruch aller.

Auch bei dieser Begehung wurden die verschieden Anforderungen durch die spezifischen Nutzergruppen deutlich. Es gab viele Verbesserungsvorschläge und –notwendigkeiten, insbesondere für seheingeschränkte und mobilitätseingeschränkte Personen. An den barrierefreien Ausbau werden unterschiedliche Anforderungen gestellt, die eine Kompromissbereitschaft aller abverlangen. Hinzu kommen technische Erfordernisse wie beispielsweise der Regenwasserabfluss.

Die Begehungen konnten verdeutlichen, dass nur im Miteinander der Fußverkehr in Walldorf vorangebracht werden kann.
Das diesjährige Motto der Fußverkehrs-Checks des Landes „Mehr Miteinander im Straßenverkehr“ passt daher für Walldorf sehr gut: Es geht um sichere und gut gestaltete Wege und Plätze, die auch zum Verweilen und Lust aufs Zufußgehen aller machen.

Das Planungsbüro wird für die Stadt Walldorf im Anschluss einen Bericht mit konkreten Handlungsmöglichkeiten für die Verbesserung des Fußverkehrs mit einer Stärken-Schwächen-Analyse der Fußverkehrsinfrastruktur in Walldorf vorstellen, welcher sowohl kleinere und möglichst schnell realisierbare Hinweise als auch große Vorschläge beinhalten soll. Der Fußverkehrs-Check stellt somit die Initialzündung zu einer systematischen Fußverkehrsförderung in Walldorf dar.

Abschlussworkshop am 1. Dezember um 17.30 Uhr in der Astoria-Halle

In einem Abschlussworkshop werden die gewonnenen Eindrücke und ersten Vorschläge zur Verbesserung des Zufußgehens in Walldorf mit den Bürgerinnen und Bürgern erörtert und diskutiert. Hierzu findet am Mittwoch, 1. Dezember, in der Astoria-Halle ein Abschlussworkshop statt, zu dem die Stadtverwaltung herzlich einlädt.
Aufgrund der Covid19-Pandemie ist die Anzahl der möglichen Besucherinnen und Besucher leider begrenzt. Interessierte melden sich bitte bis zum 26. November unter der Mailadresse [email protected] für den Abschlussworkshop an.
Die Stadt freut sich auf Ihre Teilnahme!

                                                                   

Allgemeines zu den Fußverkehrs-Checks 2021

Die Fußverkehrs-Checks werden vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg unterstützt. Gemeinsam wollen das Land und die Stadt Walldorf mehr Verkehr auf die Füße verlagern, denn Zufußgehen ist die natürlichste und unabhängigste Form der Fortbewegung, dazu umwelt- und sozialverträglich und es fördert die Gesundheit.

In diesem Jahr stehen die Fußverkehrs-Checks des Landes unter dem Motto „Mehr Miteinander im Straßenverkehr“: Es geht um sichere und gut gestaltete Wege und Plätze, die auch zum Verweilen und Lust aufs zu Fuß gehen machen. Die Fußverkehrs-Checks werden vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg unterstützt.

Aufgrund der Erfolge der vergangenen Jahre startet die landesweite Maßnahme in diesem Jahr bereits in die sechste Runde. Bis 2030 sollen 30 Prozent aller Wege in Baden-Württemberg zu Fuß zurückgelegt werden. Die Fußverkehrs-Checks bringen die Förderung des Fußverkehrs auf lokaler Ebene entscheidend voran und rücken die Belange der zu Fuß Gehenden stärker in das Bewusstsein von Politik und Verwaltung. Walldorf ist dabei eine von 15 Kommunen, die an den Fußverkehrs-Checks 2021 des Ministeriums für Verkehr in Baden-Württemberg teilnehmen.

Weitere Informationen: https://vm.baden-wuerttemberg.de/de/mobilitaet-verkehr/fussverkehr/fussverkehrs-checks/

Die Bewerbung der Stadt Walldorf am diesjährigen Fußverkehrs-Check ist auch ein Beitrag zum Mobilitätspakt Walldorf-Wiesloch. Zur Stärkung nachhaltiger Mobilitätsformen wurde am 25.10.2018 unter Leitung des Ministeriums für Verkehr der Mobilitätspakt Walldorf – Wiesloch unterzeichnet. Projektpartner sind die Städte Wiesloch und Walldorf, der Rhein-Neckar-Kreis, der Verband Region Rhein-Neckar, die NVBW, die Verkehrsbetriebe und die ansässigen Firmen SAP, MLP und Heidelberger Druckmaschinen sowie das Regierungspräsidium Karlsruhe, welches die Koordination des Paktes übernimmt.

Beim Mobilitätspakt erarbeiten Akteure aus unterschiedlichen Bereichen gemeinsam Lösungen zur Verbesserung der verkehrlichen Situation im Wirtschaftsraum und setzen diese dann auch um. Wesentlich ist dabei die Betrachtung und Vernetzung aller Verkehrsarten (Öffentlicher Personennahverkehr, Straßenverkehr sowie Fuß- und Radverkehr). Mit der Teilnahme am diesjährigen Fußverkehrs-Check soll in Walldorf die Fußverkehrsförderung verstärkt und intensiviert werden.

Im Rahmen des Mobilitätspakts wurden von den Projektpartnern und durch Anregungen aus der Öffentlichkeitsbeteiligung insgesamt rund 80 Maßnahmen definiert. Weitere Informationen finden Sie auch auf der Projekthomepage unter www.mobipakt-wa-wi.de.

 

Text: Stadt Walldorf

 

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