Gemeinderat kann umformuliertem Antrag zustimmen
Muss der Vorplatz des Walldorfer Rathaus ökologischer und klimagerechter umgestaltet werden? Und wenn ja, wie weit sollte eine solche Maßnahme gehen? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung auf Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen. Die Diskussion machte schnell deutlich, dass sich für „die Erstellung eines landschaftsarchitektonischen Konzeptes“ keine Mehrheit finden würde.
„Wir ziehen den Antrag zurück“, sagte deshalb Wilfried Weisbrod für die Grünen und formulierte diesen neu: Das Stadtbauamt solle ein Konzept für mehr Grün auf dem Rathausvorplatz erstellen und es in den Ausschuss für Technik, Umwelt, Planung und Verkehr einbringen. Dem konnte der Gemeinderat dann einhellig zustimmen.
„Der Klimawandel schreitet immer weiter voran“, begründete Maximilian Himberger den ursprünglichen Antrag der Grünen-Fraktion mit der zunehmenden Anzahl von Hitzetagen und Starkregen-Ereignissen. Hochgradig versiegelte Flächen seien „schlecht“, weil sie Wärme speicherten und das Wasser nicht versickern könne. Der Rathausvorplatz werde zur Hitzeinsel, bei Regen seien die Steinplatten „glatt und rutschig“. Mit einer Entsiegelung und Begrünung sorge man für eine Abkühlung des Platzes, für mehr CO2-Speicherung, eine Luftverbesserung, trage zum Artenschutz bei und erhöhe die Aufenthaltsqualität. Auch müsse man sich unter anderem die Frage stellen, „ob es nicht bessere, klimaangepasste Bäume gibt“, sagte Himberger. Mit einer punktuellen Entsiegelung und temporären Pflanzkübeln wolle man sich „nicht zufrieden geben“.
In der Verwaltungsvorlage zur Sitzung wird ausführlich auf die Platzgestaltung, die vor mehr als zwanzig Jahren im Zug der Rathauserweiterung erfolgt ist, den unterschiedlichen Charakter der Teilräume, aber auch auf die funktionellen Notwendigkeiten des Platzes eingegangen. Die Rampe werde von Fußgängern und Radfahrern als Weg zum Rathaus genutzt, ermögliche auch Feuerwehr und Rettungskräften bei Einsätzen die Zufahrt. Die befestigten Flächen dienten als Ausweichmöglichkeit für den Wochenmarkt bei großen Stadtfesten. Dazu kommen Fahnenmaststandorte, eine Infotafel mit Stadtplan, eine Skulptur und Fahrradabstellplätze. An Grün gebe es unter anderem die Platanenreihe hinter der Bushaltestelle, das sogenannte Kiefernwäldchen, zu dem auch Pflanzbeete und Sitzbänke gehören, mehrere Grünbeete, Hecken und weitere Bäume an verschiedenen Standorten. „Grundsätzlich ist eine punktuelle Überarbeitung des Rathausplatzes denkbar, dabei sollte man sich jedoch auf die Bereiche konzentrieren, die funktional zur Verfügung stehen und die unterschiedlichen Nutzungen des Rathausvorplatzes weiterhin zulassen“, heißt es zusammenfassend in der Vorlage.
In die Gestaltung des Platzes seien schon immer ökologische und klimatische Betrachtungen eingeflossen, sagte Uwe Lindner (CDU). Ein Großteil sei verschattet, der Platz mit viel Grün bestückt. Die Zufahrtmöglichkeit für größere Fahrzeuge müsse ebenso wie der barrierefreie Zugang zum Rathaus beibehalten werden. Auf den Bänken im Kiefernwäldchen „sitzen immer wieder Bürger“, so Lindner. Insgesamt halte seine Fraktion „eine Umgestaltung für nicht erforderlich“, sie würde „in keinem Kosten-Nutzen-Verhältnis stehen“.
Auf Luftbildern sehe man „schon ganz schön viel Grün“, meinte Lorenz Kachler (SPD), das entspreche „eigentlich dem, was man will“. Die Aufenthaltsqualität scheine ihm „recht hoch zu sein“ und auf die funktionellen Notwendigkeiten müsse man Rücksicht nehmen. „Das Verhältnis von Nutzen zu Kosten ist im Moment nicht ausgewogen“, sagte er. Seiner Fraktion reiche eine punktuelle Aufbesserung. „Es gibt andere Wichtigkeiten, um das Geld effektiver einzusetzen“, erklärte Kachler.
Eine Umgestaltung des Rathausvorplatzes könne man mittragen, nicht jedoch des Kiefernwäldchens, sagte Günter Lukey (FDP). „Zusätzliches maßvolles Grün wäre schön“, denn der Platz wirke steril und könne auch mehr Schatten vertragen. Lukey schlug Pflanz-Gabionen vor, wie sie seit Kurzem auf der Drehscheibe stehen, der Springbrunnen müsse wieder in Betrieb genommen werden und es fehlten weitere überdachte Fahrradabstellplätze. Die FDP begrüße eine weitere Begrünung, „solange die Funktionalität erhalten bleibt“.
Wilfried Weisbrod wunderte sich über die Stellungnahmen und kritisierte die Verwaltungsvorlage, die unter dem Motto „Was ich nicht will“ erstellt sei. Es gebe viele Stellen, „die betoniert sind“, eine Umgestaltung sei „dringend notwendig“. Dem Vorschlag von Paula Glogowski (FDP) eines Kompromisses, nach dem zunächst das Stadtbauamt Vorschläge ausarbeitet, konnten er und seine Fraktion dann aber folgen.
Auch Mathias Pütz (CDU) erklärte: Die Forderung auf Erstellung eines landschaftsarchitektonischen Konzeptes habe seine Fraktion veranlasst, „das so vehement abzulehnen“. Man sehe durchaus die Notwendigkeit, den Platz zu optimieren, wolle aber „keine Riesenmaßnahme“.
Text und Fotos: Stadt Walldorf