„Selber Freude haben und dabei anderen eine Freude bereiten“
Gudrun und Adolf Bernhard sind ein eingespieltes Team. Nicht nur, dass die beiden seit 54 Jahren verheiratet sind. Sogar schon seit 1963 machen sie auch Musik zusammen. Seit dem Frühjahr 2021 lädt das musizierende Ehepaar zur Marktmusik in der evangelischen Stadtkirche – jeden Donnerstag von 11.30 bis 12 Uhr.
Nur die zeitweise strengeren Corona-Auflagen unterbrachen das musikalische Angebot im vergangenen Jahr für einige Wochen. Ansonsten „ziehen wir es durch, solange wir es können“, wie es Gudrun Bernhard lachend ausdrückt, die auch die Idee zur Marktmusik hatte. Zusammen mit ihrem Mann besucht sie regelmäßig das Café im Quartier, ein Angebot für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen, das durch eine Kooperation des Vereins Generationenübergreifendes Leben Walldorf (GeLeWa) mit der Stadt Walldorf im Rahmen des Modellprojekts Demenz im Quartier möglich gemacht wird.
Andrea Münch von der IAV-Stelle der Stadt hat das Ehepaar im Café im Quartier kennengelernt und ist so auf ihre Konzertreihe in der evangelischen Stadtkirche aufmerksam geworden. „Für mich sind die beiden Vorbilder. Sie bringen ihre Fähigkeiten ein und zeigen sie nach außen. Genau das ist ein Ziel des Modellprojekts, dass Menschen, die von Demenz betroffen sind, sich nicht verstecken, sondern aktiv am gesellschaftlichen Leben teilhaben.“ Gudrun und Adolf Bernhard versammeln inzwischen sogar ein kleines Stammpublikum in der evangelischen Stadtkirche, die auf ihren Stammplätzen die Konzerte verfolgen. Oft bekommen die Bernhards nach eigenen Angaben Fotos oder Videos ihrer Konzerte von Besuchern geschickt. „Das ist sehr schön“, freut sich Adolf Bernhard, der unter anderem zehn Jahre lang als Pfarrer in Sandhausen tätig war. Einige Weggefährten aus dieser Zeit besuchen die Konzerte regelmäßig.
„Wir spielen überwiegend altes Repertoire“, schildert Gudrun Bernhard das musikalische Angebot. Das sind Werke, die den beiden seit vielen Jahren vertraut sind. Wie zum Beispiel „3 Grands Duos op. 69“ von Ignaz Pleyel, das sie vor Kurzem gespielt haben. Direkt nach einem Konzert wird bereits das nächste vorbereitet: „Wir üben dann die ganze Woche bei uns zu Hause.“
Adolf Bernhard gefällt vor allem die Akustik in der Kirche, die natürlich eine ganz andere ist als in den eigenen vier Wänden: „Es ist ganz erstaunlich, was man hier aus den Instrumenten herausholen kann.“
Gudrun Bernhard unterstützt ihren Mann, wenn es Bedarf gibt. Sie findet: „Wir sind gut aufeinander eingespielt.“ Das gemeinsame Musizieren macht den beiden offensichtlich Spaß und das soll auch so weitergehen, wenn es nach den Bernhards geht. „Unser Motto ist: Selber Freude haben und anderen eine Freude machen“, fasst es Gudrun Bernhard treffend zusammen.
Die Marktmusik in der evangelischen Stadtkirche findet immer donnerstags von 11.30 bis 12 Uhr statt.
Text und Foto: Stadt Walldorf