Nette Aussichten und Ernst im Spiel
Die Walldorfer Kunstmeile ist komplett. Am Donnerstag, 17. Mai, gibt die Jury ihr Votum bekannt. Um 16.30 Uhr findet an diesem Tag im Rathaus die Preisverleihung statt, zu der alle beteiligten Künstlerinnen und Künstler und alle Interessierten eingeladen sind. Im Anschluss bietet Walldorfs Kunstbeauftragter, Hartmuth Schweizer, einen Rundgang zu den elf Stationen an.
Die erste Station befindet sich gleich vor dem Rathaus, wo sich zu Wolfgang Folmers Baumstamm mit dem Hölderlin-Gedicht in den letzten Tagen noch ein „Kartenhaus“ gesellt hat. Sein „Erbauer“, Manfred Emmenegger-Kanzler, verbindet mit dem kindlichen Spiel, Bierdeckel zu einem Haus aufeinander zu stapeln, in seiner Version Vergangenheit und Gegenwart. Anstelle von Bierwerbung befinden sich auf den Karten verschiedene QR-Codes. Das Kartenhaus wird so – für alle, die den QR-Code mittels Smartphone „knacken“ können – zum Informationsträger. Es geht bei den gespeicherten Informationen um Klimawandel, Überbevölkerung, Umweltzerstörung, Steuerhinterziehung und mehr. „Das Kunstwerk ist sowohl als abstrakt konkrete Skulptur, die allein auf dem Wechselspiel von weißen und schwarzen Quadraten basiert, lesbar als auch als lebendiger Informationsträger für den aktuellen Zustand unserer Erde“, meint Manfred Emmenegger-Kanzler, der das „Kartenhaus“ gemeinsam mit Thomas Weiss konzipiert hat.
Nehmen Sie Platz!
Ganz konkret präsentiert sich „Anette Aussicht“ von Birgit Feil. Im Kasernenhof am Spielplatz vor dem Pflegezentrum Astor-Stift sitzt besagte Anette, die fest auf ihrem Stuhl fixiert ist. Sie lädt dazu ein, sich ihr gegenüber auf den noch freien Platz zu setzen und Teil des Kunstwerks zu werden. Beim Aufstellen hat die Künstlerin Birgit Feil selbst kurzzeitig den Platz auf dem Stuhl aus Stahl eingenommen.
Strahlende Kunst?
Mit Anhänger, auf dem drei strahlend gelbe Tonnen geladen waren, kam Adam Cmiel nach Walldorf zum Verkehrskreisel bei Ikea an der Josef-Reiert-Straße. Mit eingeschalteter Warnblinkanlage fuhr er vorsichtig heran, um schließlich im weißen Schutzanzug und mit Atemschutzmaske seinem Auto zu entsteigen. Zwei Mitarbeiter des städtischen Bauhofs erwarteten ihn und seine geheimnisvolle Fracht bereits. Vorsichtig wurden die drei Fässer abgeladen, aus denen eine grünlich phosphorisierende undefinierbare Masse herauszuquellen schien. Ja, alles Schein, denn bei Adam Cmiels Installation mit dem Titel „unsichtbares sichtbar“ handelt es sich nicht um Atommüll aus einem der nahegelegenen Atomkraftwerke, sondern um Kunst. „Wir sind alle einer unsichtbaren Gefahr ausgesetzt. Atomkraft machte die Menschen jahrelang nervös. Im Zeitalter alternativer Energien hat sich schon vieles verbessert, aber alle Gefahren sind noch nicht gebannt. Drei Fässer stehen in der Öffentlichkeit. Keiner weiß warum. Ist die Lage ernst?“, fragt sich und die Betrachter Adam Cmiel.
Manfred Emmenegger-Kanzler mit seinem stabilen Kartenhaus
„a nette Aussicht“ bietet Birgit Feils Skulptur
Vorsicht! Adam Cmiel ist am Werk!
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer