Sehen lernen im Dialog
Gemeinschaftsausstellungen waren schon oft bei „Kunst im Rathaus“ zu sehen. Doch Werke von Künstlerinnen, die direkten Bezug zueinander haben und im „Dialog“, so der Titel der Ausstellung, entstanden sind, haben mit der aktuellen Ausstellung von Gisela Hachmann-Ruch und Gabriele Vockeradt Premiere.
Grundlage für die paarweise gehängten Bilder war immer die Fotografie von Gabriele Vockeradt, auf die Gisela Hachmann-Ruch mit Linolschnitt reagiert hat.
Vorsorglich gab Walldorfs Kunstbeauftragter, Hartmuth Schweizer, den Gästen der Vernissage für ihren Rundgang mit auf den Weg, dass die Fotografie immer links hängt, der Linolschnitt rechts. Man muss tatsächlich schon sehr genau hinsehen, um dies auf Anhieb zu erkennen. Trotz der verwendeten Techniken des Hochdrucks und der Fotografie, die sowohl in ihrer Herstellung als auch historisch denkbar weit voneinander entfernt sind, gleichen sich die Bilder auf verblüffende Weise.
Gabriele Vockeradt fotografiert radikal und wählt Architekturausschnitte wie Fenster, Türen oder eine Rolltreppe, die zunächst als solche nicht zu identifizieren sind. „Die Fotos erscheinen wie gemalt“, stellte Hartmuth Schweizer fest. Dafür sorge nicht nur die Komposition der Fotografie durch die gewählten Ausschnitte und die prägnanten Farb- und Formzusammenhänge, sondern auch das hochwertige Papier und der Tintenstrahldruck. Die Bildinhalte sollten keineswegs naturalistisch sein, sondern autonome, abstrakte Formen, Farben, Linien und Strukturen und ihre Beziehungen untereinander. „Wer die Bilder betrachtet, lernt die Prozesse der Bildgestaltung nachzuvollziehen und zu verstehen. Man kann sehen lernen“, stellte Hartmuth Schweizer fest.
Gisela Hachmann-Ruch wählt aus den Fotografien ihrer Freundin Gabriele aus, was sie bearbeiten möchte und reagiert darauf begeistert und mit großer Expertise im Linolschnitt. „Die Intensität des seriellen Experiments, gepaart mit der Leidenschaft am handwerklich konsequent zu Ende geführten Druck ist bewundernswert“, so Schweizer, der auch auf den Einsatz der besonderen Farbvarianten bei Gisela Hachmann-Ruch hinwies. Auch Bürgermeisterin Christiane Staab, die zur Vernissage begrüßte, zeigte sich von den beiden Künstlerinnen, „die sehr eng aufeinander zugehen“, begeistert. Die Herangehensweise der beiden, die Farben, die Komposition und die gemeinsam weiterentwickelte Bildsprache beeindruckten sie.
Auch die Musik zur Kunst begeisterte. Das Trio „Huckleberry Hearts“ brachte „coole“ Klänge ins Spiel.
Die Ausstellung ist noch bis zum 18. Januar im Rathaus zu sehen während der üblichen Öffnungszeiten.
Bürgermeisterin Christiane Staab und Hartmuth Schweizer nahmen das „Duo“ Gisela Hachmann-Ruch (links) und Gabriele Vockeradt in die Mitte
Immer paarweise gehängt sind die Werke, links die Fotografie, rechts der Linolschnitt
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer