Weniger Straftaten – höhere Aufklärungsquote
Weniger polizeilich registrierte Straftaten und höhere Aufklärungsquoten konnte Polizeioberrat Uwe Schrötel vom Polizeirevier Wiesloch für das Jahr 2017 melden.
Im Gemeinderat stellte er am 15. Mai die Kriminalitätsentwicklung des Vorjahres vor. Dieser „erfreuliche Trend“, so Schrötel, gilt für ganz Baden-Württemberg, wo die Straftaten 2017 um 4,8 Prozent auf knapp 580.000 Fälle zurückgingen. Im Rhein-Neckar-Kreis sieht es noch günstiger aus, denn im letzten Jahr gingen hier die Straftaten um 6,35 Prozent auf 23.600 zurück. Die Aufklärungsquote stieg im Rhein-Neckar-Kreis um 3,9 Prozent auf 57,7 Prozent. Im Wieslocher Polizeirevier konnte die Aufklärungsquote sogar auf 58,8 Prozent gesteigert werden und liegt damit noch höher als im Rhein-Neckar-Kreis.
Waren im Polizeirevier Wiesloch 2016 noch Diebstähle und Wohnungseinbrüche die deliktischen Schwerpunkte, so haben sich diese 2017 verschoben. Diebstahlskriminalität, Vermögens- und Fälschungsdelikte und Körperverletzungen stehen in dieser Skala nun ganz oben. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeireviers Wiesloch, das neben Wiesloch und Walldorf noch für Dielheim, Leimen, Malsch, Mühlhausen, Nußloch, Rauenberg, Sandhausen und St. Leon-Rot zuständig ist, sind Wiesloch mit 1.272 bekannt gewordenen Straftaten und Walldorf mit 900 Fällen nach wie vor an der „Spitze“, auch wenn die Kriminalität hier nicht angestiegen ist. Negative Tendenzen wiesen 2017 Dielheim, Nußloch und St. Leon-Rot auf mit einer Zunahme der Kriminalität.
Für Walldorf stehen in der Statistik für das vergangene Jahr 900 polizeilich registrierte Straftaten und damit 27 weniger als 2016. 480 dieser Straftaten und damit 51,1 Prozent wurden aufgeklärt, womit die Aufklärungsquote um 4,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen ist. Einer der höchsten Werte der letzten zehn Jahre wurde damit erreicht. Wie Schrötel erklärte, seien die Vorfälle der Nacht vom 31. Oktober, als Jugendliche in Walldorf randalierten, in der Kriminalstatistik noch nicht berücksichtigt, da die Ermittlungen erst in diesem Jahr abgeschlossen würden.
Hohe Jugendkriminalität
432 Tatverdächtige wurden in Walldorf erfolgreich ermittelt, das heißt siebzig Personen mehr als 2016. Der Anteil weiblicher Tatverdächtiger mit knapp unter 25 Prozent ist der höchste Wert der letzten zehn Jahre. Wie Uwe Schrötel besorgt mitteilte, ist die Zahl der Tatverdächtigen unter 21 Jahren nochmals kräftig angestiegen. Der Anteil von 28,24 Prozent bei den Tatverdächtigen bedeutet einen Anstieg von Jungtätern um vier Prozent gegenüber 2016. Vor allem bei Diebstahlsdelikten, Sachbeschädigungen und Rauschgiftdelikten waren Jungtäter überrepräsentiert. Der Jugendkriminalität müsse deutlich entgegengetreten werden, erklärte Schrötel. Hier seien „Karrieren“ zu beobachten. Verfestigtes kriminelles Verhalten sei „nicht so einfach umzudrehen“. „Ich appelliere an Ihre Mithilfe, um diese Entwicklung einzudämmen“, sagte Schrötel. Den Anteil nichttdeutscher Tatverdächtiger insgesamt bezifferte er auf 144 Personen und damit 33,33 Prozent, was einen Rückgang gegenüber 2016 bedeutet, als der Prozentsatz noch bei 42,0 lag. Bei 45 dieser Tatverdächtigen hat es sich um Flüchtlinge gehandelt. Der Großteil der Delikte bezog sich hier auf ausländerrechtliche Vorschriften.
Diebstähle rückläufig
„Deutlich rückläufig“ seien Diebstähle, laut Uwe Schrötel. 2017 wurden 331 Fälle registriert, was einen Rückgang um 85 Fälle bedeutet. Bei den Diebstählen in Zusammenhang mit Wohnungseinbrüchen gab es „nur noch“ 22 Fälle gegenüber 51 im Jahr 2016. Dies wertete er als „sehr großen Erfolg“, der sowohl dank massiv erhöhten Kontrolldrucks der Polizei als auch dank städtischer Maßnahmen wie der „Schlossprämie“ erzielt worden sei. Viele Wohnungseinbrüche seien im Versuchsstadium steckengeblieben, was Investitionen in die technische Sicherung zu verdanken gewesen sei. “Wir hoffen, dass wir diesen Trend halten können“, erklärte Uwe Schrötel.
Bei den so genannten Rohheitsdelikten, zu denen neben Bedrohungen und Raubstraftaten auch Körperverletzungen zählen, nannte Schrötel für 2017 die Zahl von 72 Delikten (2016: 63 Fälle). Nur sechs dieser Fälle blieben ungeklärt. Den Zehn-Jahres-Höchststand hat Walldorf in Sachen Rauschgiftkriminalität erreicht. 79 Rauschgiftdelikte, was einen Anstieg um 23 Fälle oder 41,1 Prozent bedeutet, wurden festgestellt. 14 Fälle entfielen auf den Bereich der Autobahn, die übrigen 65 Fälle auf das Stadtgebiet. Bei intensiveren Kontroll- und Fahndungsmaßnahmen nach Wohnungs- und Autoeinbrechern wurden auch vermehrt Rauschgiftdelikte aufgedeckt. In Zusammenhang mit dem Betäubungsmittelbesitz und –konsum fehle es häufig am Unrechtsbewusstsein, stellte Schrötel fest. „Die gesundheitlichen Auswirkungen und irreparablen Gehirnschäden dürfen nicht verniedlicht werden“, so Schrötel.
„Trotz der erfreulichen Aufklärungsquote gibt es keinen Grund zur Entwarnung“, meinte Stadtrat Uwe Lindner (CDU). Die Kriminalitätsstatistik sei zwar ein „Gradmesser der öffentlichen Sicherheit“, doch attestierte Lindner ihr auch Schwächen und dass sich Trends erst auf lange Sicht zeigten. Die gesunkene Zahl der Wohnungseinbrüche hob Lindner als besonders positiv hervor, da Wohnungseinbrüche sehr belastend für die Opfer seien. Man müsse den Tätern den „Einbruch so schwer wie möglich machen“, stellte er fest. Er hoffte auf eine weitere Verringerung von Straftaten und dankte der Polizei für ihre „nicht leichte und nicht ungefährliche Arbeit“.
Stadtrat Christian Schick (SPD) sah ebenfalls den „positiven Trend“. Ihm bereiteten die „straftatgeneigten Jugendlichen“ große Sorge. Jugendliche seien im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil überproportional als Straftäter in der Statistik zu finden, so Schick. Er hoffte auf die in Kooperation mit der Polizei und im Gemeinderat beschlossenen Maßnahmen, zu der auch verstärkte Jugendarbeit gehöre. Er meinte noch, dass man Walldorf nicht mit Kommunen mit dörflicher Struktur vergleichen dürfe. Walldorf habe eine Kernstadt und keine ruhigeren Vororte oder ländliche Strukturen. Eher müsse man Walldorf mit Heidelberg oder Mannheim vergleichen. Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich der positive Trend durch die Arbeit der Polizei, für die er herzlich dankte, fortsetzen werde.
Stadtrat Walter Hecker (Bündnis 90/Die Grünen) führte an, dass von sechzehn in der Statistik genannten Tatbeständen nur drei mit einem schlechteren Ergebnis als 2016 aufgeführt seien. Sein Lob und Dank galt der Polizei, die sich kümmere und deutlich mehr Präsenz gezeigt habe. Er wünschte ihr „weniger Arbeit“.
Stadtrat Günter Lukey (FDP) mahnte zur Vorsicht, was Statistiken angehe, die Gefahren und das subjektive Sicherheitsgefühl nur ungenügend abbilden könnten. 2017 sei Sicherheit im öffentlichen Raum in Walldorf ein „brisantes Thema“ gewesen, stellte er fest. Den Anstieg der Drogendelikte konstatierte er besorgt. Insgesamt vertraue seine Fraktion auf die Polizei, so Lukey, der ebenfalls für deren Einsatz dankte.
Bürgermeisterin Christiane Staab dankte der Polizei für die „vertrauensvolle und offene Zusammenarbeit“. Schnelle Ergebnisse seien vor allem bei jugendlichen Straftätern sehr wichtig, sagte sie. Sie lobte außerdem noch „aufmerksame Nachbarn“ und appellierte an alle, umgehend die Polizei zu rufen, „wenn etwas auffällt“.
Text: Stadt Walldorf