Ein Horrorfilm kann auch lustig sein –
So ganz einig sind sich die Kinder noch nicht, was mit der entführten Lena passieren soll. Soll es ein Happy End geben? Soll sie sterben? Wer sich beim Lesen dieser Zeilen bereits Sorgen macht, kann gleich wieder beruhigt sein. Es geht natürlich nicht um ein echtes Entführungsopfer. Lena ist nur eine Rolle, die von Mia gespielt wird. Mia ist Teilnehmerin der Filmwerkstatt, die im Rahmen des Ferienspaßes vom JUMP zweimal angeboten wird.
Über den Zeitraum von jeweils vier Tagen drehen die Kinder einen Film. Neben Mia spielen in der ersten Woche auch noch Aiden, Betty, Nils, Sirine und Samuel mit. Sie sind im Alter von zehn bis zwölf Jahren. Daniel Hofmann leitet die Filmwerkstatt. 2010 hat er im Jump angefangen zu arbeiten und seitdem die Filmwerkstatt jedes Jahr während der Sommerferien angeboten. Die Kids sind stets mit Begeisterung dabei, wie er erzählt. Klar, wann hat man schon die Gelegenheit, einen eigenen Film zu drehen?
Zunächst gilt es festzulegen, ob die Handlung in einer magischen Welt oder in der Realität angesiedelt ist. Auch das Genre müssen die Kinder wählen. Die Teilnehmer der ersten Woche entscheiden sich für das Genre Horror. Keine Überraschung für Daniel Hofmann: „Bisher haben bestimmt 90 Prozent etwas mit Horror oder Grusel drehen wollen. Das macht den Kids einfach Spaß.“ Und dieser Spaß ist den Kindern anzumerken. „Es wird auch viel Slapstick gemacht, so dass es eigentlich immer witzig wird und nie so ganz gruselig“, sagt Hofmann.
Auf das Storytelling kommt es an
Er erklärt den Nachwuchsfilmern vor dem Beginn der Dreharbeiten, worauf es grundsätzlich beim Storytelling ankommt: Es braucht eine Dramaturgie, in der Helden und Antagonisten einen Konflikt erleben. Die Geschichte braucht natürlich auch einen Höhepunkt, auf den die Handlung zuläuft. Ihre Geschichte, die sie verfilmen wollen, haben sich die Kids schnell ausgedacht: Drei Brüder werden als Kinder im Wald ausgesetzt und entwickeln sich dort im Laufe der Jahre zu bösen Menschen. Und dann kommt es zu einer verhängnisvollen Begegnung mit drei Mädels im Wald, die zur Entführung von Lena führt …
Dreh- und Angelpunkt der Filmwerkstatt ist das Gelände an der Grillhütte. Dort bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, um die Ideen für den Horrorfilm umzusetzen. Die notwendigen Requisiten, wie zum Beispiel gruselige Figuren aus Zweigen, stellen die Kinder vor Ort selbst her. Auch die Geschichte für den Film entwickeln die Kinder im Laufe der Woche hier weiter, denn das Ende wurde zunächst bewusst offengelassen. „Wir haben immer wieder spontan Einfälle für unsere Szenen, die wir dann einbauen“, berichtet Daniel Hofmann.
Dieser übernimmt dann die Bearbeitung und Aufbereitung der abgedrehten Szenen am Computer. „Sonst wäre es zu viel Aufwand, wenn die Kinder das auch noch selbst machen würden“, weiß Hofmann. Die Kinder können ihm im Laufe der Tage aber immer wieder bei der Arbeit über die Schulter schauen.
In der Regel werden die Filme zwischen 15 und 25 Minuten lang. Und das Ergebnis wollen alle natürlich zusammen mit den Eltern anschauen. „Das findet dann zum Abschluss am Freitagabend statt“, so Hofmann. Die Kinder können zu dieser Gelegenheit einen USB-Stick mitbringen und bekommen den Film dann mit nach Hause.
Bis dahin müssen Mia, Aiden, Betty, Nils, Sirine und Samuel aber noch einige Szenen drehen, sodass der Film im Kasten ist. Und was mit der armen Lena passieren soll, ist am zweiten Drehtag auch noch nicht ganz klar. Klar ist zu diesem Zeitpunkt aber, dass Schauspielerin Mia am finalen Drehtag leider nicht dabei sein kann. „Ihr Fehlen werden wir dann im Film verarbeiten müssen, wenn noch nicht alles fertiggedreht ist“, so Daniel Hofmann. Vielleicht nimmt es für Lena dann tatsächlich kein gutes Ende …
Text und Fotos: Stadt Walldorf