Gemeinderat bewilligt lang vorgesehenes Projekt
Noch ist der Pylon auf der Brücke über die L 723, die von der Wohnstadt zur Dietmar-Hopp-Allee führt, ein „Torso“, wie Stadtbaumeister Andreas Tisch in der Sitzung des Gemeinderats am 7. November feststellte. Doch das soll sich nach dem mehrheitlichen Willen des Gemeinderats schon bald ändern.
Die drei Brücken über die L 723 für Fußgänger und Radfahrer wurden 2003 errichtet und 2006 vom Bund deutscher Architekten ausgezeichnet. Wie Stadtbaumeister Tisch ausführte, sei von vornherein vorgesehen gewesen, den Trägerpylon auf der Brücke zur Hauptzufahrt in das Industriegebiet besonders zu akzentuieren. Was dem Pylon dazu bis heute noch fehlt, ist ein Kubus, der eingehängt wird und nachts zum Lichtobjekt wird. Der Verkehr auf der Landesstraße soll aber durch die „relativ ruhige Wirkung“ der vorgesehenen Beleuchtung nicht gestört werden. Dass Autofahrer nicht abgelenkt werden, war ein wichtiges Anliegen der einbezogenen Behörden. Neben dem eingehängten Kubus aus Metallgewebe, der nachts leuchtet, wird es noch einen Lichtstab an der Spitze des Pylonen geben. Auch tagsüber dürfte der Kubus seine Wirkung durch das Gewebe und dessen sich überlagernde Strukturen entfalten. „Dies ist eine Aufgabe, die wir geerbt haben“, meinte Bürgermeisterin Christiane Staab. Die Kosten liegen bei 162.000 Euro, wobei bereits in den vergangenen Haushaltsjahren dafür immer schon rund 100.000 Euro eingestellt worden waren. Jährliche Stromkosten von 360 Euro und Wartungskosten in Höhe von rund 780 Euro kommen hinzu.
„Das ist eine Herzensangelegenheit von mir“, sagte Dr. Gerhard Baldes (CDU). Derzeit wirke das Ganze „wie ein Baum ohne Blätter“. Angesichts der vielen Bauprojekte könne er die Verzögerung aber verstehen. Er lobte die Verbindung von Wohnstadt und Arbeitsstadt durch das „Lichtspiel“ und zeigte sich ganz davon überzeugt, dass „es gut wird“.
„Gut Ding will Weile haben“, meinte Dr. Andrea Schröder-Ritzrau (SPD). Den Trägerpylon in Szene zu setzen, sei das Tüpfelchen auf dem I. Inzwischen habe man sich ja fast schon daran gewöhnt, dass der Pylon unfertig sei, stellte sie fest. Die Kosten fand sie zwar „ganz schon teuer“. Dafür könne man zum Beispiel zwei Jahre offene Schulsozialarbeit bezahlen, so Schröder-Ritzrau. Solange aber zwischen Ästhetik und offener Jugendarbeit ein „und“ stehe, könne man sich das leisten. Hieße es „oder“, bliebe die Brücke dunkel. Wichtig war ihr auch, dass der Verkehr nicht beeinträchtigt wird.
Günter Lukey (FDP) sprach sich ebenfalls für „das weithin sichtbare Ausrufezeichen“ aus. Er plädierte für ein „zurückhaltendes Farbenspiel“. Trotz „Unbehagens“ wegen des Preisanstiegs, der über den Erwartungen lag, konnte er für seine Fraktion zustimmen.
Nicht zustimmen konnte die Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, für die Hans Wölz das Wort ergriff. Er sprach von einem „banalen Lichtobjekt außerhalb der Stadt zu einem horrend hohen Preis“. Die „Füllung“ des Pylonen könne auch anders und kostengünstiger gestaltet werden, meinte er. Man habe hier nichts „vermisst“. Er unterstellte, dass man „gegenüber anderen Gemeinden den Wohlstand Walldorfs demonstrieren“ wolle.
In der Abstimmung erhielt der Gestaltungsvorschlag jedoch eine Mehrheit, bei drei Gegenstimmen und einer Enthaltung von Seiten Bündnis 90/Die Grünen.
An dieses Bild hat man sich zwar gewöhnt, doch ist die Pylonenkonstruktion noch unfertig (Foto: Pfeifer)
Einen Akzent setzen und dabei nicht vom Verkehr ablenken soll die nächtliche Illumination des Pylonen (Visual: Henn PlanungsWerkstatt/ Jöllenbeck& Wolf Architekten)
Text: Stadt Walldorf