Jeder Euro ist richtig und wichtig
In seiner Sitzung am 28. Januar hat der Gemeinderat einstimmig die Fortführung der freiwilligen sozialen Angebote der Stadt beschlossen.
169.500 Euro sind dafür im Haushalt für das laufende Jahr veranschlagt. „Ohne diesen wesentlichen Teil der sozialen Angebote ist Walldorf nicht mehr vorstellbar“, stellte Erster Beigeordneter Otto Steinmann fest, der von „gut angelegtem Geld“ sprach. Dieser Auffassung waren auch die Rednerinnen und Redner der Fraktionen.
Erziehungsberatung
Die Finanzmittel von 169.500 Euro verteilen sich auf die Erziehungsberatung mit 82.100 Euro, die Suchtberatung und Präventionsarbeit an Schulen mit 39.000 Euro. Die „Plattform“, eine Begegnungsstätte mit Fachberatung für Menschen in einer Notsituation oder vorübergehenden Notlage, wird mit 17.400 Euro unterstützt, die Schuldnerberatung mit 17.000 Euro und die Frauenhäuser in Heidelberg und Mannheim mit 14.000 Euro. Die Erziehungsberatung in der Scheune Hillesheim wird vom Verein Erziehungsberatung und Frühhilfe für das Kind e. V. durchgeführt. Der Verein bietet in Walldorf vier Beratungstage an sowie Kurzberatungen in allen Kinderbetreuungseinrichtungen, in der Waldschule und im Schulzentrum.
Wie aus dem Bericht hervorgeht, sind die Zielgruppe Familien mit Kindern, wobei sich die Schwerpunkte der Beratung über die Jahre immer wieder verändert haben. Die Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter aller Walldorfer Schulen stehen in engem Kontakt mit der Erziehungsberatung und organisieren oft Termine für die Eltern, wenn eine Erziehungsberatung geboten erscheint. Als „immer gefragt und gut ausgelastet“ gilt das Angebot der Erziehungsberatung.
Suchtberatung und Prävention
Kooperationspartner in der Suchtberatung und Präventionsarbeit ist seit 2015 der Baden-Württembergische Landesverband (bwlv). Besondere Bedeutung kommt der Präventionsarbeit an den Schulen zu. Medienkonsum, Umgang mit sozialen Medien, Internetkonsum spielen neben den „klassischen“ legalen und illegalen Drogen heute eine wichtige Rolle. Alkohol, so die Experten, als gesellschaftlich akzeptiertes Suchtmittel, sei immer noch die Einstiegsdroge Nummer eins. In Abstimmung mit der mobilen Jugendarbeit des Postillion e. V. und dem Jump führt der bwlv seit 2017 auch wieder verstärkt Streetwork durch und sucht gefährdete Jugendliche bei „Abendspaziergängen“ auf.
Plattform
Auf bald 21-jähriges Bestehen kann die „Plattform“ zurückblicken, die derzeit noch in ihrem Interimsdomizil im Schlossweg 17 untergebracht ist. In der zweiten Jahreshälfte 2020 zieht die Einrichtung in das „Haus am Kreisel“ um, in dem auch die Kleiderstube und die Tafel Walldorf neue Räume erhalten werden. Die „Plattform“ als Tagesstätte bietet mit ihren Angeboten, zu denen an sechs Tagen der Woche ein frisch zubereitetes Mittagessen für 1,50 Euro gehört sowie die Möglichkeit zu duschen und seine Wäsche waschen zu lassen, eine Tagesstruktur. Die Fachberatung der Wiedereingliederungshilfe der Evangelischen Stadtmission Heidelberg bietet Beratung und Unterstützung bei der Existenzsicherung an, Hilfe bei Behördengängen, bei der Wohnungssuche und bietet eine Kontaktadresse an, um Post erhalten zu können.
Die Stadt Wiesloch ist als weitere Kooperationspartnerin mit im Boot und stellt in der kalten Jahreszeit Übernachtungsplätze zur Verfügung. Wie aus dem Bericht hervorgeht, besuchten im Jahr 2019 bis zum 31. Juli 2.746 Gäste die „Plattform“, von denen 2.583 zu Mittag gegessen haben. Darunter waren 1.003-Mal Frauen zu Gast.
Schuldnerberatung
Die Schuldnerberatung des Diakonischen Werks Rhein-Neckar hat einmal in der Woche in der Scheune Hillesheim von 14 bis 18 Uhr Sprechstunde und bietet darüber hinaus Sprechzeiten nach Vereinbarung an. Die Schuldnerberatung steht nur Privatpersonen offen. Die größte Zahl der Überschuldeten findet sich laut Statistik der Schuldnerberatung in der Gruppe der 30- bis 60-Jährigen. Erster Beigeordneter Steinmann hob hervor, dass es hier – im Gegensatz zu früheren Jahren – keine Wartezeiten mehr gebe.
Frauenhäuser
Stellvertretend für Frauenhäuser, in die von häuslicher Gewalt betroffene Walldorfer Frauen flüchten, unterstützt die Stadt seit 1998 die Frauenhäuser in Heidelberg und Mannheim, die jeweils 7.000 Euro erhalten. Im Bericht ist nachzulesen, dass die Frauenhäuser trotz der Einführung des Platzverweises für die Täter nach wie vor notwendig und belegt sind.
Notwendig und sinnvoll
„Das Geld ist sinnvoll investiert“, erklärte Stadtrat Dr. Joachim Ullmann (CDU), der das „hohe qualitätvolle Niveau“ der Angebote lobte.
„Jeder Euro ist richtig und wichtig“, meinte Stadträtin Elisabeth Krämer (SPD) zur städtischen Förderung der Angebote. Sie wies beispielhaft vor allem auf die Notwendigkeit der Frauenhäuser hin. Jede vierte Frau in Deutschland erlebe mindestens einmal im Leben körperliche oder sexuelle Partnerschaftsgewalt, so Krämer. Die Arbeit der Frauenhäuser sei „von unschätzbarem Wert“, stellte sie fest.
„Das sind alles notwendige, relevante Dinge“, sagte Stadtrat Wilfried Weisbrod (Bündnis 90/Die Grünen).
Auch Stadträtin Dagmar Criegee (FDP) stimmte der Fortführung gerne zu.
Nicht nur Haus der Vereine, sondern auch Beratungsstelle und wichtige Anlaufstelle für die Erziehungsberatung und die Schuldnerberatung: die Scheune Hillesheim
Text und Foto: Stadt Walldorf