Stadtkapelle und offizielle Delegation marschieren bei den großen Umzügen mit
„Vielen Dank, ich küsse Sie“, sagt Eric Pensalfini überschwänglich, als er sich im Bus nach einem intensiven Wochenende noch einmal persönlich von den Besucherinnen und Besuchern aus Walldorf verabschiedet. Auf seiner Facebook-Seite schreibt der Bürgermeister der französischen Partnerstadt Saint-Max am selben Abend: „Merci à notre ville jumelle Allemande Walldorf et à son Burgermeister Matthias Renschler, pour sa présence ainsi que celle de sa fanfare et de la délégation Allemande.“ Übersetzt: „Dank an unsere deutsche Partnerstadt Walldorf und ihren Bürgermeister Matthias Renschler für die Anwesenheit ihrer Musikkapelle und der deutschen Delegation.“
Anlass des Besuchs sind die alljährlichen Nikolaus-Feierlichkeiten, die in Lothringen besonders begeistert begangen werden. Matthias Renschler bedankt sich schon am Samstag beim Empfang im Château Pont de la Meurthe, dem am Fluss Meurthe gelegenen Kulturzentrum von Saint-Max, „ganz herzlich für den freundlichen Empfang“, freut sich, dass neben Vertretern des Gemeinderats und des Deutsch-Französischen Freundeskreises auch die Walldorfer Stadtkapelle wieder mit nach Frankreich gereist ist, und wünscht allen „viel Spaß und zwei tolle Tage“. Ganz besonders bedankt der Bürgermeister sich für die wieder großartige Gastfreundschaft in Saint-Max.
Jean-François Midon, Saint-Max‘ stellvertretender Bürgermeister, ahnt nach dem Studium des Wetterberichts zu diesem Zeitpunkt schon, was die Teilnehmer am abendlichen Sankt-Nikolaus-Umzug in der Nachbarstadt Nancy erwartet. „In Frankreich sagt man: Eine verregnete Hochzeit gibt eine gute Ehe“, erklärt er in seiner Begrüßung und erntet ein Schmunzeln auf vielen Gesichtern. Schließlich kann niemand zur Mittagszeit auch nur ahnen, wie weit der Himmel später seine Schleusen öffnen wird. „Il pleut“ (es regnet) lernen auch die der Landessprache nur rudimentär Mächtigen. Das Faszinierende: Obwohl es während des Umzugs in Nancy wie aus den sprichwörtlichen Kübeln schüttet, selbst stabile Regenschirme den Geist aufgeben und alle bis auf die Haut durchnässt sind, säumen viele tausende Neugieriger die Straßen. Mehr als 100.000 Besucher von außerhalb sollen es über das Wochenende in der Region sein, erzählt Eric Pensalfini. Der große „défilé“ (Umzug) mit seinen rund 50 überwiegend sehr aufwendig gestalteten Beiträgen ist das riesige Interesse aber auch absolut wert.
„Les chars, les compagnies de spectacles de rues, les bonbons et les bergamotes. Le tout dans le décor magnifique de la place Stanislas, plus belle place d’Europe ornée du sapin de Noël“, kündigt der Fernsehsender France TV seine Live-Übertragung an, also etwa: „Die Wagen, die Straßentheatergruppen, die Süßigkeiten und die Bergamotten. Das Ganze vor der herrlichen Kulisse des Place Stanislas, dem schönsten Platz Europas, der mit dem Weihnachtsbaum geschmückt ist.“ Und die Tageszeitung L’est republicain verbeugt sich tags darauf vor den rund 500 Mitwirkenden: „Chap’eau, les artistes.“ Mittendrin zwischen bunt leuchtenden Umzugswagen, einem gigantischen mechanischen Pferd, der ausdauernden Artistin an ihrem schwebenden Reifen und fantasievoll kostümierten Stelzenläufern, die alle zusammen an ein Spektakel aus tausendundeiner Nacht denken lassen, marschiert die als Piraten kostümierte Stadtkapelle Walldorf mit flotten Klängen als Bestandteil des Umzugsbeitrags aus Saint-Max. Bürgermeister Renschler, sein Sohn Jonas und die Gemeinderäte Dagmar Criegee und Fredy Kempf verteilen ebenso wie ihren französischen Kollegen fleißig Bonbons an die vielen Kinder, die dem Regen trotzen. Alle haben trotz des schlechten Wetters eine Menge Spaß und schauen sich am Ende auf dem Place Stanislas die Schlüsselübergabe durch Nancys Bürgermeister Mathieu Klein an den Nikolaus an, gekrönt von einem gelungenen Feuerwerk. Mit dabei beim anschließenden Empfang im Rathaus sind auch Frank Mentrup, der Oberbürgermeister von Nancys Partnerstadt Karlsruhe, und Joy A. Alemazung, Bürgermeister von Heubach im Ostalbkreis, das partnerschaftliche Beziehungen zur Stadt Laxou hat, die ebenfalls im Arrondissement Nancy liegt.
Die Stadtkapelle hat bereits am Nachmittag unter der Leitung von Markus Schneider im Kulturzentrum aufgespielt und ist wie schon seit vielen Jahren am Sonntag beim Umzug in Saint-Max dabei. Der ist ebenfalls Bestandteil der „festivités de fin d’année“ (Feierlichkeiten zum Jahresende), die mit vielen Veranstaltungen von 24. November bis 31. Dezember auch in der Walldorfer Partnerstadt gefeiert werden. In der 10.000-Einwohner-Stadt Saint-Max fällt der Umzug naturgemäß eine Nummer kleiner als im zehnmal größeren Nancy aus, dennoch steckt auch hier in den Umzugswagen viel Aufwand und Herzblut und am Straßenrand stehen viele Zuschauerinnen und Zuschauer, die begeistert Applaus spenden. Zum Abschluss finden sich alle vor dem illuminierten Château ein, beklatschen den Nikolaus – der Schutzheiliger der Lothringer ist – und erfreuen sich am Feuerwerk. Für die Kinder gibt es Hefemännchen und sie können sich mit dem Nikolaus fotografieren lassen.
„Es ist uns jedes Mal eine Freude, hierher zu fahren“, hat Marcus Meyer, der Vorsitzende der Stadtkapelle, schon ganz am Anfang gesagt. „Die Verbindung zwischen Saint-Max und Walldorf wird immer enger“, freut sich Jean-François Midon. Und Jacques Pantin, Vorsitzender des französischen Comité de Jumelage, des dortigen Partnerschaftsvereins, bedankt sich herzlich im Namen des Comité für den Besuch und wünscht eine gute Heimreise.
Text und Fotos: Stadt Walldorf