Online-Plattform soll Aufgaben und potenzielle Helfer zusammenführen
Die Stadt Walldorf wird auf ihrer Homepage einen „Ehrenamtskompass“ einrichten. Das hat der Gemeinderat auf Antrag der FDP-Fraktion in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen. Damit soll eine Plattform entstehen, auf der Vereine, Initiativen und Einrichtungen Aufrufe für ehrenamtliche Tätigkeiten veröffentlichen können, die dann von interessierten Bürgerinnen und Bürgern eingesehen werden können.
„Das Ehrenamt ist von unschätzbarem Wert für unser Zusammenleben“, begründete Paula Glogowski den Antrag ihrer Fraktion. Doch Vereine, Kirchen sowie weitere Einrichtungen und Initiativen stünden vor dem Problem, dass es „schwer ist, ehrenamtliche Helferinnen und Helfer zu finden“. Mit dem Ehrenamtskompass greife man eine Idee auf, die in einer der offenen Fraktionsrunden der FDP entstanden sei, so Paula Glogowski. „Das Potenzial ist hoch, wird aber nicht ausgeschöpft.“ Es gebe „durchaus viele Willige“, die sich ehrenamtlich engagieren möchten, jedoch nicht wissen, welche ehrenamtlichen Tätigkeiten zu besetzen sind und wer der richtige Ansprechpartner ist.
„Passgenaue Angebote sind notwendig“, sagte Paula Glogowski. Damit könne man auch Menschen erreichen, die nur einmalig oder sehr begrenzt Zeit haben und sich deshalb bislang nicht im Ehrenamt einbringen. Auch Neubürgerinnen und Neubürger sollen mit der Einrichtung des Portals einen vereinfachten Zugang und schnelleren Überblick zum Ehrenamt erhalten. Das Angebot müsse „möglichst niederschwellig“ gestaltet werden und „wenig Verwaltungsaufwand“ verursachen. Gleichzeitig wünscht sich die FDP, dass es regelmäßig in der Walldorfer Rundschau und auf den städtischen Seiten in den sozialen Medien beworben wird.
„Die Vereine kämpfen um Nachwuchs“, stellte Christian Winnes (CDU) fest. Zwar könne man aufs Engagement in Walldorf stolz sein, dennoch müsse man „schon jetzt die Weichen stellen“. Er regte an, sich mit Lösungen wie der Ehrenamts-App eines Start-ups aus Worms zu beschäftigen, die bereits erfolgreich im Einsatz sei. Winnes sprach aber auch an, dass „nicht jeder digital unterwegs“ sei, weshalb aus seiner Sicht auch ein Präsenztag denkbar sei, wie er in Leimen praktiziert werde.
„Eine gute Idee“ sah Elisabeth Krämer (SPD) darin, potenziell Engagierte auf diese Art und Weise beim Finden der richtigen Aufgabe zu unterstützen. Der vorgeschlagene Ehrenamtskompass zeige auf, „wo Hilfe benötigt wird“, und gebe einem Interessierten „eine Aufgabe, die zu ihm passt“. Auch sie machte aber darauf aufmerksam, dass ein Online-Tool nicht für jeden Bürger die richtige Lösung darstelle. Und es gelte „zu prüfen, wie das in der Bevölkerung angenommen wird“.
Auch Nele Böhm (Bündnis 90/Die Grünen) sah die Schwierigkeit für Vereine und andere Organisationen, Helfer zu finden. „Das ist besonders für Neubürgerinnen und Neubürger oft schwer“, sagte sie. Das ändere man mit einer leicht zugänglichen Plattform. „Das würde auch das soziale Miteinander stärken“, meinte Nele Böhm. Aus ihrer Sicht ist dafür zwar „Verwaltungsaufwand erforderlich, doch die Vorteile überwiegen“.
Ihr Fraktionskollege Wilfried Weisbrod erwähnte die Ehrenamtskarte Baden-Württemberg, die derzeit an vier Modellstandorten, je zwei Land- und Stadtkreisen, erprobt wird. „Wir sollten darauf drängen“, dass sich auch der Rhein-Neckar-Kreis daran beteilige.
„Das ist ein sehr erfolgreiches Modell“, stimmte Bürgermeister Matthias Renschler zu und versprach, dass die Verwaltung sich danach erkundigen werde.
Text und Foto: Stadt Walldorf