Mieterstrom ist gebäudenah produzierter Strom, beispielsweise aus einer Photovoltaikanlage, der in Miet- oder Eigentumswohnungen abgegeben und genutzt wird. Er wird nicht durch das öffentliche Stromnetz geleitet und kann daher besonders preisgünstig angeboten werden. Denn Netznutzungsentgelte, Konzessionsabgaben oder Stromsteuer fallen nicht an.
Erstmals will der städtische Eigenbetrieb Wohnungswirtschaft jetzt gemeinsam mit den Stadtwerken ein solches Mieterstrommodell in den Gebäuden Ziegelstraße 46 und 50 anbieten. „Natürlich werden wir ein strenges Monitoring betreiben“, kündigte David Högerich, der Leiter des Eigenbetriebs, an. Der Gemeinderat stimmte dem Projekt einhellig zu.
Die energetische Sanierung der beiden Wohngebäude war vom Gremium bereits im Mai 2021 beschlossen worden. Eigentlich hätte sie zum Jahresende fertiggestellt sein sollen, bei aktuell laut Högerich „zwölf Wochen Verzug durch die Lieferkettenproblematik“ könne man jetzt vom zweiten Quartal 2023 ausgehen. „Die Photovoltaikanlage ist aber bereits installiert und kann zum neuen Jahr in Betrieb genommen werden“, sagte er. Ziel sei die Nutzung des erzeugten Stroms durch die Mieter. „Eine hohe Eigenverbrauchsquote schafft Wirtschaftlichkeit“, erklärte Högerich.
Mit dem vom Gemeinderat beschlossenen Modell erhalten die Mieter einen Strompreis, der sich immer 15 Prozent unter dem Grundversorgungstarif bewegt. Nimmt man mittelfristig beispielsweise 45 Cent pro Kilowattstunde und einen Verbrauch von 2500 Kilowattstunden, würde ein Mieter knapp 170 Euro im Jahr sparen. Der Eigenbetrieb erhält von den Stadtwerken einen Strompreis für die Erzeugung in Höhe von 11,5 Cent pro Kilowattstunde. Seine Einnahmen belaufen sich auf circa 5000 Euro im Jahr. Die Anlagenkosten in Höhe von 85.000 Euro amortisieren sich nach etwa 20 Jahren. Und die Stadtwerke haben die Möglichkeit, den Mieterstrom an die Mieter zu verkaufen und den Rest ins Netz einspeisen. Ihr Gewinn beläuft sich auf circa 1700 Euro im Jahr.
„Das ist dringend notwendig und zeitgemäß“, sagte Dr. Joachim Ullmann (CDU), Natur und Mieter profitierten. Wichtig sei, möglichst zügig für weitere Mieter in Liegenschaften des Eigenbetriebs vergleichbare Angebote zu schaffen.
„Die soziale Komponente ist umwerfend“, zeigte sich Christian Schick (SPD) begeistert. „Grün ist es auch. Und wirtschaftlich.“ Deshalb meinte er: „Es gibt an diesem ganzen Modell nur Gewinner.“
Hans Wölz (Bündnis 90/Die Grünen) sagte: „Wir sind erfreut“, dass das Projekt bereits nach eineinhalb Jahren entscheidungsreif vorgelegt werde. „Gewinner sind die Mieter“, aber auch die Stadtwerke profitierten.
„Wir unterstützen dieses Pilotprojekt“, erklärte Dagmar Criegee (FDP). „Die Mieter sparen bares Geld.“
Text: Stadt Walldorf