Am Mittwoch, 1. Dezember, hatte die Stadt Walldorf zusammen mit dem vom Land für die Fußverkehrs-Checks in Baden-Württemberg beauftragten Fachbüro Planersocietät aus Karlsruhe und Dortmund zum Abschlussworkshop des Fußverkehrs-Checks in Walldorf geladen.
Aufgrund der aktuellen Coronasituation musste der Abschlussworkshop digital durchgeführt werden. Dennoch hatten insgesamt 26 Interessierte an dem Abschlussworkshop teilgenommen. Neben Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung und des Gemeinderates war die Bürgerschaft mit 12 interessierten Bürgerinnen und Bürger vertreten.
Nach der Begrüßung der Teilnehmenden durch Bürgermeister Renschler hatten Herr Domin und Herr Müller vom Fachbüro Planersocietät durch die Veranstaltung geleitet, indem zunächst zusammenfassend nochmals auf die Ziele des Fußverkehrs-Checks unter dem diesjährigen Motto „Mehr Miteinander im Straßenverkehr“, auf die bisherigen Veranstaltungen zurückgeblickt und insbesondere erste Maßnahmenansätze des Büros vorgestellt wurden.
Die Planer attestierten der Stadt Walldorf zunächst eine grundsätzliche, gute fußläufige Erreichbarkeit innerhalb des Gemeindegebiets. Walldorf verfüge angesichts des kompakten Stadtgrundrisses und der kurzen Wege über gute Voraussetzungen für den Fußverkehr. Hier wurde auch lobend das gute Parkplatzangebot der Parkbauten in der Innenstadt angesprochen. Leider werden diese jedoch zu wenig genutzt. Positiv wurden zudem die fast flächendeckende Tempo-30-Regelung in der Wohnstadt sowie die Aufenthaltsqualität in Teilen der Hauptstraße bewertet.
Schwächen zeigen sich aus Sicht der Planer dagegen verstärkt in den konkreten Situationen: Dabei wurde in der Vorstellung auf die schmalen Gehwegbreiten beispielsweise im Bereich der Kettenstraße, Adlerstraße und Heidelberger Straße, fehlende Kontraste zur Abgrenzung zwischen Fahrbahn- und Gehwegbelägen für Seheingeschränkte, fehlende Querungsmöglichkeiten und insgesamt schmale Straßenraumbreiten angesprochen. Zudem verdeutlichten die Planer mit Blick auf die Heidelberger Straße, Obere Grabenstraße und vordere Hauptstraße: „Spielstraßen (verkehrsberuhigte Bereiche) werden zu selten auch als solche wahrgenommen“, auf diesen finde nach wie vor zu häufig noch zu viel Verkehr statt, um als verkehrsberuhigt zu gelten.
Einen Grund für den vielen ruhenden Verkehr sahen die Planer auch in der fehlenden Ausweisung der Parkbauten. Nach Ansicht der Verkehrsplaner herrscht zu häufig Unklarheit darüber „Wo darf ich parken?“. Die Planer plädieren dafür, hier mit einer Reduzierung oder einer stärkeren Bewirtschaftung der Parkstände, verbunden mit einer stärkeren Ausweisung der Parkbauten, eine bessere Ausnutzung der Parkhäuser zu erreichen und so den Verkehr in Zusammenhang mit dem Parken insgesamt verträglicher zu machen. Ein Bürger bezeichnete die Parkplatzsituation im Walldorfer Zentrum mit seinen vielen Parkhäusern als „luxuriös“. Lediglich für Mobilitätseingeschränkte seien Stellplätze in der vorderen Hauptstraße und der Drehscheibe vorzuhalten.
Auch eine klarere Zonierung in der Hauptstraße könnte aus Sicht der Planer der Attraktivitätssteigerung dienlich sein. Die Drehscheibe beschrieben die Planer mit „Alles grau in grau“ und bemängelten somit eine fehlende Begrünung. Auch hier könnten insbesondere das Aufstellen von Stadtmobiliar wie Bänken, anderen Stadtmöbeln und Blumenkübeln sinnvoll sein. Auch temporäre Verkehrsversuche wurden von den Planern als mögliche Ansätze für eine Aufwertung der Aufenthaltsqualitäten genannt. Diese Verkehrsversuche wurden als ein gutes Mittel von einem Bürger bezeichnet, der glaubt, dass dies sehr gut Effekte zeigen kann und dann sicherlich viele nicht mehr hinter den Versuch zurückwollen würden.
Gedanklich wurden die beiden Begehungen in der Diskussion nochmals revuepassierend abgelaufen. Dabei wurde als weitere Maßnahme auch eine Erhöhung der Verkehrskontrollen und des ruhenden Verkehrs von einem Teilnehmer angemahnt. Insgesamt gab es von den Teilnehmenden durchaus Zustimmung für die Vorschläge und Ansätze der Planer. In den weiteren Wortmeldungen der Bürgerinnen und Bürger stand insbesondere die Verkehrssicherheit und Barrierefreiheit im Fokus.
Neben der Möglichkeit der Beteiligung an den Wortmeldungen bestand auch die Möglichkeit für die Teilnehmenden, sich an kleinen parallelen Online-Umfragen direkt zu beteiligen. Dabei wurden die Teilnehmenden zu deren Empfinden der Fußverkehrsqualität in Walldorf, welche Maßnahmen als besonders wichtig erachtet werden und in welchem Themenfeld der größte Handlungsbedarf gesehen wird, befragt.
Insgesamt bewerteten die Teilnehmenden die Fußverkehrsqualitäten in Walldorf als befriedigend bis verbesserungswürdig, wobei 21 Prozent die Situation als gut bezeichneten und 14 Prozent als stark verbesserungswürdig. Nach Ansicht der Teilnehmenden betreffen die wichtigsten Maßnahmen größere Gehwegbreiten für die Fußgänger und die Verkehrsberuhigung. Es soll auch eine Attraktivierung der Drehscheibe und Hauptstraße geschaffen werden. So wurden von der Mehrheit in den Themen Längsverkehr und der Aufenthaltsqualität die drängendsten Handlungsfelder gesehen. Aber auch farbliche Markierungen, taktile Leitelemente, ausreichende Kontraste und barrierefreie Querungen wurden als wichtige Maßnahmen in der Umfrage benannt.
Als Ergebnis des Fußverkehrs-Checks wird für Walldorf durch das Fachbüro ein Status-quo-Bericht mit einer Stärken-Schwächen-Analyse des Zufußgehens in Walldorf exemplarisch an den beiden ausgewählten Routen aufgezeigt und Anregungen und Hinweise zur Verstetigung der Fußverkehrsförderung in Walldorf erstellt. Der Bericht soll im Frühjahr durch das Fachbüro dem Gemeinderat vorgestellt werden. Mit dem Fußverkehrs-Check sollen kleine Maßnahmen zur Verbesserung des Fußverkehrs in Walldorf, bestehende Potenziale in Walldorf verstärkt genutzt und in eine systematische Fußverkehrsförderung in Walldorf eingestiegen werden.
Text und Plakat: Stadt Walldorf