Professor Dr. Johannes Orphal mit Daten und Fakten aus wissenschaftlicher Sicht
Klimawandel – Was wissen wir sicher? Antworten auf diese Frage gab Professor Dr. Johannes Orphal am 29. Januar beim zweiten Vortrag der „Klimawandelzeiten“ im Walldorfer Rathaus, dem eine Podiumsdiskussion folgte.
Bürgermeisterin Christiane Staab und Christian Horny vom städtischen Fachdienst Umwelt freuten sich mit Orphal, der Leiter des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung am Karlsruher Institut für Technologie ist und in Walldorf lebt, einen ausgewiesenen Experten in Sachen Klimaforschung begrüßen zu können.
In seinem Vortrag stellte Orphal aktuelle Forschungsergebnisse und den Stand des Wissens in Sachen Klimawandel vor. Er ging zunächst auf die Entwicklung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO₂) im Laufe der Erdgeschichte ein. Durch Untersuchungen von Eisbohrkernen, die teilweise mehrere Jahrtausende Klimageschichte konserviert haben, und Messungen in der Neuzeit konnte ein deutlicher Anstieg des CO₂-Gehaltes in der Luft nachgewiesen werden. Seit Beginn der Industrialisierung Ende des 19. Jahrhunderts ist der CO₂- Gehalt von 280 parts per million (ppm) auf mittlerweile 410 ppm angestiegen. Dass der CO₂-Gehalt der Atmosphäre die Lufttemperaturen beeinflusst, ist wissenschaftlich durch Messungen belegt. Die globale Mitteltemperatur in Bodennähe stieg im Zeitraum von 1880 bis 2019 um etwa ein Grad Celsius.
Beobachten, verstehen, vorhersagen
Neben den reinen Fakten vermittelte Orphal auch die Arbeitsweise der Wissenschaft und stellte zu Beginn fest, dass Wissenschaftler „völlig normal aussehen“. Mit den Grundpfeilern „beobachten – verstehen – vorhersagen“ ließe sich die wissenschaftliche Arbeitsweise erklären, so Orphal. Nach der Beobachtung, zum Beispiel von Klimaänderungen, würden in der Wissenschaft Hypothesen aufgestellt, die die Beobachtungen erklären sollen. Durch weitere Beobachtungen, Messungen und Auswertungen würden diese Hypothesen dann bestätigt oder widerlegt. Durch anschauliche Grafiken und Erläuterungen zur Sonnenaktivität und verschiedene natürliche Zyklen, wie dem Milanković-Zyklus, zeigte Orphal, dass es derzeit keine andere Erklärung gibt, als dass die Menschheit zum größten Teil für den Klimawandel verantwortlich ist.
In der anschließenden von Christian Horny moderierten Podiumsdiskussion, an der neben Johannes Orphal auch Bürgermeisterin Christiane Staab, Dr. Klaus Keßler (KliBA) und SWR-Wetterreporter Michael Kögel teilnahmen, wurden die wissenschaftlichen Fakten zunächst mit den persönlichen Erfahrungen verglichen.
Dass sich das Klima in den letzten Jahrzehnten geändert hat, konnten alle bestätigen. Gerade der Winter, der früher noch Gelegenheit zum Skifahren und Rodeln auch in der Region bot, wurde als deutlich wärmer und schneeärmer empfunden. Einig war man sich auch, dass der Klimaschutz eine Gemeinschaftsaufgabe ist, die alle Bevölkerungsgruppen betrifft. Dem Appell von Bürgermeisterin Staab, alles zum Schutz des Klimas zu tun, konnten sich alle Podiumsteilnehmer anschließen.
Michael Kögel berichtete von seinen eigenen Erfahrungen als Wetterreporter, der in ganz Baden-Württemberg unterwegs ist und die Auswirkungen des Klimawandels immer wieder deutlich feststellen kann. Sei es durch Extremwetterereignisse, die sich in den letzten Jahren häuften, aber auch durch Spaziergänge im Walldorfer Wald, in dem man die Klimaschäden deutlich wahrnehmen könne.
Dass das Thema Klimaschutz in Deutschland scheinbar noch nicht ganz den Stellenwert erfährt, der notwendig ist, begründete Klaus Keßler teilweise mit den politischen Rahmenbedingungen. Wenn andere Länder in der Klimaschutzstatistik vor Deutschland lägen, hänge dies oftmals mit dem anderen Umgang mit der „CO2-neutralen“ Atomenergie zusammen, deren Ausstieg Deutschland ja bereits beschlossen habe. Dies konnte Orphal bestätigen, der durch seine wissenschaftliche Tätigkeit bestens vernetzt ist. Orphal mahnte auch, dass der Klimawandel nicht mehr zu bremsen sei, es aber höchste Zeit sei, alle Möglichkeiten zum Schutz des Klimas zu nutzen. Dazu gehöre es auch, dass jeder das eigene Verhalten überdenke und selbst aktiv zum Klimaschutz beitrage.
Bürgermeisterin Staab wies nochmals auf die zahlreichen Umweltförderprogramme der Stadt Walldorf hin und bat, diese im Sinne des Klimaschutzes und der Energieeinsparung auch zu nutzen, und sich im Arbeitskreis Klimaschutz zu engagieren.
Nach dem Abend, der „als informativ und unterhaltsam“ auf sehr viel positive Resonanz stieß, gab es von den etwa hundert Zuhörerinnen und Zuhörern den Wunsch, auch zukünftig Veranstaltungen zum Thema Klimaschutz anzubieten.
Christian Horny (li.) moderierte die Diskussionsrunde mit (v.l.n.r.): Michael Kögel, Johannes Orphal, Klaus Keßler und Bürgermeisterin Christiane Staab im gut besuchten Ratssaal
„Höchste Zeit, das Klima zu schützen“, lautete Orphals Appell
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer