Blühwiesen-Pilotjahr geht an den Start
Ein Pilotprojekt zum Wohle von Bienen und anderen Insekten und damit auch der Menschen hat der Gemeinderat am 9. April einstimmig auf den Weg gebracht.
Zunächst für ein Jahr sollen auf Initiative eines Walldorfer Landwirts auf etwa 22 Hektar der von ihm bewirtschafteten Flächen Blühwiesen angelegt werden. Die Gesamtkosten für das Pilotjahr liegen bei maximal 45.000 Euro. Wie Stadtbaumeister Andreas Tisch ausführte, wolle man Blühwiesen möglichst langfristig anlegen. Das Pilotjahr sei daher wichtig, um Erfahrungen zu sammeln und im Herbst über eine Fortführung zu entscheiden. Ein begleitendes Monitoring soll Wirkung und Ergebnisse beleuchten.
Der Dienstleistungsvertrag zwischen Stadt und Landwirt sieht vor, dass die 22 Hektar große Fläche aus der direkten landwirtschaftlichen Nutzung herausgenommen wird und Saatmischungen ausgebracht werden, die auf die „Thematik der Insektenvielfalt“ abgestimmt sind. Die Mischungen enthalten keine Gräser, sondern neben Kulturpflanzen auch heimische Wildkräuter. Bis in den November hinein sollen die Blühwiesen den Insekten Nahrung bieten. Die Wiesen verschaffen auch Feldlerche, Rebhuhn, Hase und Fasan Lebensraum und sollen, bis sie wieder konventionell genutzt werden, frei von Pflanzenschutzmitteln und Düngegaben bleiben. Die vorgesehenen Flächen sind über das große Feld westlich der A 5 verteilt. Im Vertrag ist festgelegt, dass der Landwirt für diese besondere Bewirtschaftungsform einen Betrag erhält. Das „unternehmerische Risiko“ liegt beim Landwirt, denn die Auszahlung ist an den Erfolg gekoppelt. Vorstellbar sind für die Stadt nach einer erfolgreichen Pilotphase Verträge über drei bis fünf Jahre. Dabei soll auch überlegt werden, wie ein Angebot aussehen könnte, das auch anderen Landwirten zugänglich sein wird.
… ein Selbstläufer
„Wir sind begeistert von der Idee“, stellte Stadtrat Dr. Gerhard Baldes (CDU) fest und dankte dem Landwirt für dessen Idee. Man bekomme durch dieses Projekt „eine Menge“, so Baldes. Alle sprächen vom Bienensterben und in der „biologischen Kette“ hinge ja auch der Bestand an Singvögeln und Kleinsäugern unmittelbar davon ab. Auch Fasane, Rebhühner und andere Tiere könnten von den Blühwiesen profitieren. Die Blühwiesen seien aber nicht mit den Blühstreifen vergleichbar, die vor Jahren in Walldorf und Wiesloch angelegt worden seien. In der zweiten Jahreshälfte verlören die Blühwiesen an Attraktivität, gab er zu bedenken. Er zeigte sich optimistisch, das Projekt nach der Pilotphase fortsetzen zu können. Man sollte jetzt den Startschuss geben, so Baldes, damit es bald losgehen könne.
„Die Blühwiesen bieten den Bienen und anderen Insekten einen reich gedeckten Tisch“, erklärte Stadträtin Petra Wahl (SPD). Es sei wichtig, auf kommunaler Ebene zu handeln, damit „global ein großes Ganzes“ entstehen könne. Das Projekt sei nicht nur für den Landwirt eine „Herzensangelegenheit“. Ihre Fraktion stimme gerne zu und wolle in Kürze auch einen Antrag auf den Verzicht auf Pestizide stellen. Petra Wahl mahnte noch ein Umdenken an in den privaten „Schottergärten“. Eventuell könne man hier über die Einbeziehung in die städtischen Umweltförderprogramme erreichen, das die Gärten bepflanzt würden.
Stadtrat Horst Dobhan (Bündnis 90/Die Grünen) befürwortete das Projekt ebenfalls und erwähnte, dass er noch von ein oder zwei Flächenanbietern gehört habe, die keine Landwirte seien. Diese sollten analog zu dem jetzigen Landwirt behandelt werden. Für die Zukunft konnte er sich eine Ausschreibung vorstellen.
„Das Projekt ist ein Selbstläufer“, meinte Stadtrat Dr. Günter Willinger (FDP) kurz und bündig.
„Wir lassen das Saatgut schnell ausbringen“, sicherte Bürgermeisterin Christiane Staab zu.
Auf dem großen Feld westlich der A 5 soll der Tisch für Insekten reich gedeckt sein (Foto: Pfeifer)
Text: Stadt Walldorf