„Hier herrscht eine planerisch sehr unklare Situation“, stellte Stadtbaumeister Andreas Tisch fest, als er dem Gemeinderat am 5. Mai in öffentlicher Sitzung darlegte, warum für den Bereich „Südlich des Friedhofs“ ein Bebauungsplan mit Veränderungssperre aufgestellt werden sollte.
Gemeint ist das Areal südlich des Friedhofs in exponierter Lage an der Autobahnanschlussstelle der A5. Der Standort trage „wesentlich zum ersten Eindruck von Walldorf bei und sei als Visitenkarte ein wichtiger Baustein der Stadtentwicklung“, so Tisch. Die Entwicklung des Bereichs, der von der „Tabakscheuer“, einer ehemaligen Lagerhalle für Rohtabak, geprägt wird, will die Stadt zukünftig planerisch steuern und begleiten, was auch der Gemeinderat einhellig mit seinem Votum befürwortete.
Im Wesentlichen sollen hier Gemeinbedarfsflächen und friedhofsnahe Nutzungen Platz finden.
Vorstellbar ist, langfristig den Notarztstandort des DRK-Kreisverbands zu erweitern, was bereits Thema im Gemeinderat war. Auch der Ortsverein des DRK soll hier seinen Sitz behalten können.
In Nachbarschaft zum Skaterpark könnten weitere Sport- und Freizeiteinrichtungen für die Allgemeinheit entstehen. Der friedhofsnahe Gärtnereibetrieb soll auch weiterhin seinen Standort hier haben.
Um den Friedhof vor störendem Lärm zu schützen, kann sich die Stadt auch vorstellen, den Notarztstandort und die weiteren ins Auge gefassten Einrichtungen auf dem Gelände vom Süden her zu erschließen. Der schon bestehende Park-and-Ride-Platz wäre neu zu strukturieren.
Für eine Wohnnutzung gilt der Bereich „Südlich des Friedhofs“ wegen der Lärm- und Schallschutzsituation als nicht geeignet. Mit der Aufstellung des Bebauungsplans stimmte der Gemeinderat auch für die Aufstellung einer Veränderungssperre. Diese ist zwei Jahre lang gültig und verhindert, dass auf den betroffenen Grundstücken Vorhaben geplant und realisiert werden, die nicht mit den städtebaulichen Vorstellungen der Stadt korrespondieren.
Neue Visitenkarte schaffen
Stadtrat Dr. Gerhard Baldes (CDU) bestätigte die „hohe städtebauliche Bedeutung“ des Bereichs. Es gelte, diesen als „Entree zur Stadt in seiner Funktionalität und Struktur zu sichern und zu ordnen“. Die erwähnten friedhofsnahen Einrichtungen dienten vor allem der Daseinsvorsorge, meinte er, und konnte allem zustimmen.
Stadtrat Manfred Zuber (SPD) erinnerte sich noch an die frühere Mercedes-Werbung auf dem Gebäude, die an der Stelle signalisierte, dass man in Walldorf angekommen sei. Aktuell stelle die Situation „kein Ruhmesblatt“ dar, meinte er. Es werde Zeit, die „Sache in die Hand zu nehmen und eine neue Visitenkarte zu ermöglichen“, so Zuber. Die Stadt mache mit der Aufstellung des Bebauungsplans deutlich, was sie sich in direkter Nachbarschaft zum Friedhof künftig vorstelle. Zuber begrüßte die städtische Initiative, da sie unter anderem auch die „dringend erforderliche Erweiterung des Notarztstandorts“ planungsrechtlich sichere.
Stadtrat Maximilian Himberger (Bündnis 90/Die Grünen) und FDP-Stadtrat Matthias Renschler begrüßten die Vorschläge der Verwaltung ebenfalls. Auch Matthias Renschler schloss eine Wohnnutzung aus, konnte sich aber durchaus Interesse an gewerblicher Nutzung in dem Areal vorstellen.
Der westliche Stadtzugang soll nach dem Willen des Gemeinderats neu geordnet werden. Die Aufstellung des Bebauungsplans und einer Veränderungssperre schaffen die Voraussetzungen dafür (Luftbild: Stadt Walldorf)
Der Notarztstandort südlich des Friedhofs ist zu klein geworden und könnte auf dem Areal erweitert werden (Foto: Pfeifer)
Text: Stadt Walldorf