„Den Kompass im menschlichen Zusammenleben wieder finden“
Am 1. März hat die zweite Amtszeit von Bürgermeisterin Christiane Staab begonnen, nachdem sie am 2. Dezember 2018 wiedergewählt wurde.
Punktgenau fand die Verpflichtung und Vereidigung der Bürgermeisterin denn auch am 1. März statt im Rahmen einer „besonderen Gemeinderatssitzung“, wie Erster Beigeordneter Otto Steinmann, bei der Eröffnung der Sitzung im Rathaus-Foyer feststellte. Neben den Mitgliedern des Gemeinderats nahmen auch die CDU-Landtagsabgeordnete Claudia Martin, Landrat Stefan Dallinger, (Ober-)Bürgermeisterkollegen des Sprengels sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt und natürlich Familie, Freunde und interessierte Walldorferinnen und Walldorfer an der offiziellen Amtseinführung teil.
Durch die Reden zogen sich wie ein roter Faden die Begriffe Gemeinsinn, Gemeinschaft und das unabdingbare gute Miteinander zum Wohl der Stadt. Erster Beigeordneter Otto Steinmann sprach in seiner Begrüßung von Walldorf als einer „Stadt mit enormem Potential“, was er nicht nur in Hinblick auf die finanziellen Möglichkeiten verstanden wissen wollte, sondern auch in kultureller, sozialer und städtebaulicher Hinsicht und hinsichtlich des ehrenamtlichen Engagements vieler. Es gelte, gemeinsam das Erreichte für die nächste Generation zu bewahren und weiterzuentwickeln, so Steinmann. Dieser Aufgabe zum Wohle Walldorfs müsse man sich „mit Herzblut und Leidenschaft“ stellen. Stadtrat Werner Sauer (CDU), der Christiane Staab auf ihr Amt verpflichtete und vereidigte, erinnerte an das Bibelzitat: „Suchet das Wohl der Stadt … denn in ihrem Wohl liegt Euer Wohl!“ Man könne dem Wohl des Gemeinwesens nur gerecht werden, wenn „wir in gegenseitiger Verantwortung gut zusammenarbeiten und uns der Verantwortung gegenüber den Bürgerinnen und Bürgern bewusst sind“, erklärte Sauer. Dies heiße nicht, dass man immer einer Meinung sein müsse, aber im Dialog müsse das Beste für die Stadt erreicht werden. Zum Amt der Bürgermeisterin erklärte er, dass dieses einen großen persönlichen Einsatz erfordere, Kraft, Kreativität und Entscheidungsfreude. Christiane Staab sei eine Persönlichkeit, die diese Qualitäten in sich vereine, erklärte Sauer. Ihre offene Art, mit jedem zu sprechen und – ganz wichtig – auch zuzuhören, werde ihr weiter sehr hilfreich sein. In ihrer Arbeit könne sie sich auch weiterhin auf eine engagierte Verwaltung stützen. „So soll ein gutes Miteinander zwischen Bürgermeisterin, Gemeinderat und Bürgerinnen und Bürgern der Nährboden für gute Entscheidungen sein“, erklärte Werner Sauer.
Im Dialog bleiben
„Ich möchte weiter mit meiner Schaffenskraft der Stadt Walldorf und ihren Menschen dienen“, versprach Bürgermeisterin Staab nach ihrer Verpflichtung und Vereidigung. Den Walldorferinnen und Walldorfern attestierte sie, „eine tolle Gemeinschaft mit unglaublich integrativer Kraft“ zu sein. „Wir brauchen viel Energie und Kraft für die großen Aufgaben der Zukunft. Das schaffen wir nur gemeinsam und wenn wir in unserer Stadt, in unserem Landkreis und in Europa zusammenstehen.“
In ihrer Ansprache legte sie ihre „Gedanken zum Zustand unserer Gesellschaft“ dar und die Auswirkungen auf die Kommunalpolitik und machte deutlich, „mit wieviel Sorge ich manche Entwicklung sehe“. Ihr erster Punkt waren der Gemeinsinn und der diesem diametral entgegengesetzte Eigensinn. „Ohne Gemeinschaft geht nichts“, so ihre Überzeugung. Sie prangerte daher das zunehmende „ich – meiner – mir – mich“ an, mit dem Wunsch nach „maximaler Bedürfnisbefriedigung“ des Einzelnen. Die Maximalvariante für den einen bedeute jedoch die Nullvariante für den anderen. „Wir sollen den Verkehrsraum gegen jede Gefahr absichern, aber jedem freie, möglichst schnelle Fahrt gestatten. Wir sollen die Bienen retten, aber das Laub der Bäume will keiner mehr haben“, so Staab. Angesichts dieser schwer in Einklang zu bringenden Forderungen mahnte Christiane Staab, „wieder an den Nächsten zu denken und den oft entscheidenden Schritt rückwärts zu gehen, ohne Angst vor Gesichtsverlust“. Neben dem Gemeinsinn vermisst Staab auch „wertschätzenden Umgang und Respekt“. Sie wisse nicht, ob sie es gut finden solle, dass es an den Schulen Projekte wie „Gemeinsam mit Respekt“ oder die „Grüßen–Bitten–Danken“-Tage gebe. Es fehle offensichtlich an den grundlegenden Verhaltensregeln im zwischenmenschlichen Dasein, die die Kinder erst in den Einrichtungen lernen müssten. Mit Blick auf die Stadtverwaltung berichtete sie von Briefen und E-Mails, die sehr aggressiv formuliert seien. „Wir müssen wieder lernen, miteinander zu reden. Die Anonymität und leichte Zugänglichkeit des Internets lassen offenbar zivilisatorische Schranken, die wir für unzerstörbar hielten, einreißen.“ Sie mahnte den „Kompass im menschlichen Zusammenleben“ an, der abhanden gekommen sei. Als weiteres Phänomen nannte sie die „ausgeprägte negative Fehlerkultur“, die sich breit gemacht habe. Fehler dienten nicht als Anlass für Verbesserung, sondern als „Megaaufreger“. Auch sie zitierte die Bibel mit: „Du siehst den Splitter im Auge Deines Gegenübers, aber den Balken im eigenen erkennst Du nicht.“ Ihre Kritik galt hier vor allem den Medien, die dazu beigetragen hätten, das Verhalten anderer zu beurteilen, aber das eigene Verhalten nicht mehr zu reflektieren. Die Angst vor Fehlern verhindere Kreativität, Schnelligkeit und Leidenschaft, meinte Christiane Staab, die sich deren Überführung in einen Verbesserungsprozess wünschte.
Die Bürgermeisterin warb bei den Walldorferinnen und Walldorfern um Verständnis dafür, dass sie auch oft „Nein“ sagen müsse. Sie versuche jedoch immer, ins Gespräch zu kommen und um Verständnis zu bitten. So wolle sie auch weiterhin im Dialog bleiben. „Sie haben mir Ihr Vertrauen geschenkt und ich möchte mich hierfür von Herzen bedanken, indem ich versuche, auch weiterhin eine gute Bürgermeisterin zu sein“, versprach Christiane Staab. Dass die „Wahrnehmung einer guten und konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat wohl eine Täuschung“ gewesen sei, stellte Staab aber auch fest. Der überwiegende Wunsch nach einem neuen Bürgermeister sei nicht erfüllt worden. „Ich werde an meinem Glauben an die gute und konstruktive Zusammenarbeit festhalten“, erklärte sie. Bürgermeister und Gemeinderat seien auf eine „gedeihliche Zusammenarbeit zum Wohle der Stadt“ angewiesen.
Ihr Dank für die letzten acht Jahre und die Unterstützung im Wahlkampf galt vor allem ihrer Familie und ihren Freunden, „als absolute Unterstützer“. Sie dankte auch allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt, allen voran dem Ersten Beigeordneten Otto Steinmann als verlässlichem Stellvertreter, sowie den mit der Stadt verbundenen Gesellschaften, Zweckverbänden und Institutionen.
Aufgaben gemeinsam bewältigen
Großes Lob erntete die Bürgermeisterin von Landrat Stefan Dallinger und den Sprengelkollegen, für die der dienstälteste Bürgermeister, Dr. Alexander Eger aus St. Leon-Rot, das Wort ergriff. „Die Frauen sind im Kommen“, sagte der Landrat anerkennend. Nachdem Christiane Staab die erste Rathauschefin im Rhein-Neckar-Kreis gewesen sei, gebe es inzwischen sechs Bürgermeisterinnen. Christiane Staab habe in Walldorf auf dem Vorgefundenen aufbauen können. Sie blicke dabei über den Tellerrand hinaus. Bei den gemeinsamen Treffen könne und dürfe man sich alles in „aller Ehrlichkeit“ sagen, was sie auf „unwahrscheinlich sympathische Weise“ tue. „Ich arbeite sehr, sehr gern mit Dir zusammen“, meinte Dallinger.
Seine Freude über das Ergebnis der Bürgermeisterwahl brachte auch Alexander Eger zum Ausdruck, der im Namen des Sprengels zur Wiederwahl gratulierte. Er erinnerte schmunzelnd an den Beginn der ersten Amtszeit von Christiane Staab, als die damals noch amtierenden älteren Kollegen sich bei den Treffen mit Staab sehr bemüht hätten, sich „von der Schokoladenseite“ zu zeigen. Eger und auch Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann meinten, dass es in den nächsten Jahren viel zu tun gebe. „Es bleibt spannend“, so Elkemann, der – wie auch Eger – ein gutes Gefühl hatte, was die weitere Zukunft und die Bewältigung der gemeinsamen Aufgaben anging.
Während die Sprengelkollegen als Präsent „etwas für die Nerven“ mitgebracht hatten, übergab Werner Sauer der Bürgermeisterin „als Regentin auf Zeit“ einen farbenfrohen Staubwedel. „Dieses Zepter ist vielseitig einsetzbar, man kann damit hervorragend Klinken putzen, verstaubte Ecken in Aktenschränken säubern, den Staub von alten Konzepten entfernen oder einfach Staub aufwirbeln“, lautete seine humorvolle Gebrauchsanweisung.
Für Musik sorgte das Ensemble „Operino“ mit Timo Jouko Herrmann (Violine) Britta Hofmann-Maneth (Violine) und Wilke Lahmann (Cembalo). Auf dem Programm standen Werke von Wolfgang Amadeus Mozart und, apropos „Zepter“, das Concerto op.1, Nr. 6 von Johann Christian Bach mit Variationen über die britische Nationalhymne.
Bürgermeisterin Staab gelobte
Ich gelobe Treue der Verfassung, Gehorsam den Gesetzen und die gewissenhafte Erfüllung meiner Pflichten. Insbesondere gelobe ich, die Rechte der Gemeinde gewissenhaft zu wahren und ihr Wohl und das ihrer Einwohner nach Kräften zu fördern.
… und schwörte
Ich schwöre, dass ich mein Amt nach bestem Wissen und Können führen, das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, die Landesverfassung und das Recht achten und verteidigen und Gerechtigkeit gegen jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe.
Stadtrat Werner Sauer verpflichtete und vereidigte Bürgermeisterin Christiane Staab auf ihr Amt
Christiane Staab im Kreise der Bürgermeisterkolleginnen und -kollegen der Nachbargemeinden (v.l.n.r.) Georg Kletti (Sandhausen), Dr. Alexander Eger (St. Leon-Rot), Oberbürgermeister Dirk Elkemann (Wiesloch), Stefan Weisbrod (Reilingen), Thomas Glasbrenner (Dielheim), Jens Spanberger (Mühlhausen), Joachim Förster (Nußloch), Ludwig Sauer (Wiesloch), Claudia Felden (Leimen)
Für die Musik zu der besonderen Sitzung des Gemeinderats, der die Verpflichtung und Vereidigung verfolgte, sorgte das Ensemble „Operino“ mit Werken von Mozart und J. Chr. Bach
Auch von Landrat Stefan Dallinger gab es Blumen für die Bürgermeisterin
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer