Auf der Einladungskarte zu seinem 80. Geburtstag ist ein Foto des jungen Heinz Merklinger zu sehen, der Gitarre spielt.
Für manchen sicher ein ungewohntes Bild.
„Ich habe viele Jahre lang Jugendarbeit gemacht“, erklärt er, mit der KJG ging es ins Zeltlager, abends am Lagerfeuer wurde gesungen. „Unser damaliger Pfarrer hat mir dann seine Gitarre geschenkt“, erinnert sich der Walldorfer Ehrenbürger, der am 28. Februar seinen runden Geburtstag feiern darf und zeitlebens gerne den Takt angegeben hat. „80 ist noch keiner aus meiner Familie geworden, das ist auch ein Grund zur Dankbarkeit“, sagt der Altbürgermeister und zitiert einen Psalm aus der Bibel: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn‘s hoch kommt, so sind‘s achtzig Jahre, und wenn‘s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon.“
Heinz Merklingers komplettes Arbeitsleben hat sich auf dem Rathaus Walldorf abgespielt, vom Lehrling im zarten Alter von 14 Jahren durch nahezu alle Ämter, die er wie das Baurechtsamt oder die Kämmerei auch leiten durfte, bis hin zum Bürgermeister, der im Jahr 2011 mit Erreichen der damaligen Altersgrenze von 68 in den Ruhestand ging.
Die 70 Jahre, die heute gelten, hätte er noch vollgemacht, sagt Merklinger, „wenn es das Gesetz erlaubt hätte“ auch mehr. Mit einem Schmunzeln: „Ich war ja noch für vier Jahre gewählt.“
Und der Spruch „Die Arbeit war mein Leben“, der damals über seiner Verabschiedung stand, gelte heute immer noch, bekräftigt er.
Der Jubilar ist weiter stark am kommunalen Geschehen interessiert, verfolgt die Veröffentlichungen in der Rundschau und der Tageszeitung. „Aktuell bin ich sehr zufrieden“, sagt er über die Entwicklung seiner Heimatstadt. Mit Spannung erwarte er vor allem den Neubau des Feuerwehrhauses, des Pflegeheims und eines neuen Hauses für das Rote Kreuz, in dem er sich lange engagiert hat, unter anderem auch mit seinem großen Einsatz für den Notarztstandort in Walldorf.
„Die Bilanz war enorm“, blickt der Bürgermeister a.D. auf sein eigenes Schaffen zurück, gerade auch „was die städtischen Finanzen betrifft“ und die vorausschauende Finanzpolitik.
Er betrachtet heute „einige Dinge mit großem Stolz“. Dazu zählen der Bau der Astoria-Halle und des Ärztehauses an der Drehscheibe, beide gegen Widerstände („was war das für ein Zirkus“), beide aus seiner Sicht nicht mehr wegzudenken aus Walldorf.
Merklinger spricht den Bahnhof Wiesloch-Walldorf als wichtiges Projekt an, ebenso die Zusammenarbeit mit der Nachbarstadt Wiesloch und die Gründung des gemeinsamen Zweckverbands, daneben aber auch eines seiner Herzensanliegen: die Wiederansiedlung des Walldorfer Storchs. „Das hat lange nicht geklappt.“ Am Ende half auch der Tipp des Storchenwarts von Radolfzell: Trockene Hackschnitzel und Kalkbrühe sorgten für die nötige Anziehungskraft der Nester. Heute ist es für Merklinger „immer schön, wenn ich die Störche auf der Wiese sehe“. Und er erzählt vom ersten Jungstorch, der einst in ein Maisfeld stürzte und nicht gleich aufzufinden war, was Aufregung und Sorgen auslöste. Als aber die Feuerwehr schon für die Rettung alarmiert war, „marschierte er aus dem Feld und sprang wieder ins Nest“.
Als „ganz großes Highlight“ und „Sternstunde für Walldorf“ bezeichnet Heinz Merklinger die Ansiedlung der SAP, die er von den ersten Gesprächen an eng begleitet hat: „Damals habe ich Dietmar Hopp kennengelernt, seither sind wir befreundet, die Chemie zwischen uns hat sofort gestimmt.“
Natürlich ließ sich nicht jedes Projekt umsetzen: Merklinger bedauert, dass es damals nicht gelungen ist, die interkommunale Landesgartenschau nach Walldorf und Wiesloch zu holen. „Wir hatten eine hervorragende Konzeption, das hätte beiden Städten gut getan“, sagt er und regt an: „Vielleicht könnte man noch mal einen Versuch wagen.“
Aktiv ist Heinz Merklinger heute noch in zwei Gremien: für das Hospiz Agape, „das ich mit Familie Hopp zusammen auf den Weg bringen durfte“, und die Astor-Stiftung – beides Einrichtungen, „die segensreich wirken“. Sich hier einzubringen, mache Spaß und verschaffe ihm die Befriedigung, „etwas Gutes zu tun“. So habe er schon seine Arbeit als Bürgermeister verstanden: „Ich habe den Beruf wahnsinnig gerne ausgeübt. Die Gestaltungsmöglichkeiten sind groß und man kann vielen Menschen helfen.“ Gerade das Ehrenamt sei „eine gewaltige Kraft, ohne die die Gesellschaft viel ärmer wäre“.
Seine sportliche Leidenschaft gehört dem FC-Astoria Walldorf und der TSG Hoffenheim, der er die Daumen drückt, dass sie wieder in die Erfolgsspur findet.
Stolz ist er auf seine Familie: Tochter und Sohn sowie die drei Enkel kommen regelmäßig zu Besuch.
Und im Ruhestand haben Heinz Merklinger und seine Frau Hedwig den Gemüseanbau für sich entdeckt. „Säen, Blühen, Wachsen und Gedeihen, das zu verfolgen, macht unheimlich Spaß.“ Ohnehin liebt Merklinger die Natur, verbringt seinen Urlaub am liebsten in den Bergen, vorwiegend in den Dolomiten. Nur die Jagd hat er aufgegeben, die Flinte zwar nicht ins Korn geworfen, aber an den Nagel gehängt. „Alles hat seine Zeit“, sagt er mit einem weiteren Bibelvers.
„Ich stamme aus einer Handwerksfamilie, das liegt mir auch im Blut“, hätte sich Heinz Merklinger in jungen Jahren noch einen ganz anderen beruflichen Weg vorstellen können. Eine Herzmuskelentzündung im Alter von zwölf, dreizehn Jahren sorgte aber für die Empfehlung des Arztes, dass der Junge keine körperlich anstrengende Arbeit ausüben solle. „Im Nachhinein bedaure ich das in keiner Weise“, sagt Merklinger mit einem Schmunzeln. Und: „Ich würde alles wieder genauso machen.“
Text und Foto: Stadt Walldorf