Ende Oktober gedenkt Walldorf mit drei Veranstaltungen der Spuren jüdischen Lebens in Walldorf.
Anlass ist die Deportation jüdischer Mitmenschen vor 75 Jahren, die sich am 22. Oktober jährt. Am 22. Oktober 1940 deportierte die „Geheime Staatspolizei“ die etwa 6.500 noch in Baden, der Pfalz und dem Saarland lebenden Menschen jüdischen Glaubens nach Gurs in Frankreich. In Walldorf traf die sorgfältig geplante Aktion neunzehn ahnungslose Menschen, die völlig überrascht aus ihrem bisherigen Leben gerissen wurden und nicht mehr wiederkehrten. Das ganze Jahr über erinnern die 2010 von Gunter Demnig in Walldorf verlegten Stolpersteine an die letzten selbstgewählten Wohnstätten dieser Opfer des NS-Terrorregimes. In diesem Jahr begeben sich drei Veranstaltungen, zu denen die Evangelische Kirchengemeinde Walldorf, die Katholische Pfarrgemeinde St. Peter und die Stadt Walldorf gemeinsam einladen, auf die Spuren der jüdischen Einwohnerinnen und Einwohner Walldorfs.
Am Donnerstag, 22. Oktober, kommt es zu der Begegnung mit dem Zeitzeugen. Dr. Kurt Salomon Maier, der 1930 im badischen Kippenheim geboren wurde und heute in den USA lebt. Er wurde 1940 in das Internierungslager nach Gurs deportiert und konnte 1941 in die USA ausreisen. Er wird am 22. Oktober um 19 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus über seine Erlebnisse im Dritten Reich, bei der Deportation, im Internierungslager und sein Leben danach berichten. Maier war bereits 2007 zu Gast in Walldorf und kommt erneut auf Initiative der Evangelischen Gemeinde-Jugend nach Walldorf.
Am Freitag, 23. Oktober, findet um 19 Uhr im Evangelischen Gemeindehaus eine Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag der Deportation der badischen Juden statt. Die Evangelische Gemeinde-Jugend und die Katholische Junge Gemeinde gestalten gemeinsam eine Andacht. Anschließend geht Peter Born auf die jüdische Grabkultur in Wiesloch und Walldorf ein. Born hat viel Zeit auf den jüdischen Friedhöfen verbracht und ausdrucksstarke Fotos gemacht, die er präsentieren wird. Die Symbole, Ornamente und Inschriften auf den Gräbern sind wichtige Zeugnisse jüdischen Lebens und lassen auch ein Bild der jeweiligen Persönlichkeit, die hier ruht, entstehen.
Am Sonntag, 25. Oktober, bietet Peter Born zum Abschluss ab 14.30 Uhr einen Rundgang auf dem jüdischen Verbandsfriedhof in Wiesloch an. Treffpunkt für diese Veranstaltung ist der Parkplatz Baiertaler Straße. Männliche Teilnehmer werden gebeten, eine Kopfbedeckung zu tragen. Bei Regenwetter wird der Rundgang verschoben. Alle Veranstaltungen können bei freiem Eintritt besucht werden. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Text: Stadt Walldorf
Foto: Peter Born