Auch das Land Baden-Württemberg muss seiner Verantwortung und dem Koalitionsvertrag gerecht werden
ver.di ruft die Beschäftigten der hundertprozentigen Tochterfirma des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden in Wiesloch am Dienstag, 6.Oktober, zu einem ganztägigen Warnstreik auf. „Wiesloch ist landesweit trauriger Spitzenreiter. In allen anderen Zentren für Psychiatrie erhält eine Küchenmitarbeiterin rund 400 Euro mehr Lohn im Monat“, so Monika Neuner, ver.di-Ansprechpartnerin vor Ort. Seit der Ausgründung im Jahr 2006 vergrößerte die Geschäftsleitung in Wiesloch Jahr um Jahr die Lohnschere.
Bei der letzten Verhandlung am 24. September hatte die SGN-Geschäftsleitung die Beschäftigten dennoch mit einem Angebot deutlich unterhalb der Entgelterhöhungen des Ländertarifs abspeisen wollen.
„Wir nutzen unser Streikrecht, um der Geschäftsleitung deutlich zu machen, wie ernst es uns mit der Sache ist. In der Wäscherei denken wir an die Pflegekräfte, die möglicherweise länger auf saubere Wäsche und hygienische Dienstkleidung warten müssen,“ sagt Petra Klose, Betriebsrätin und beschäftigt in der Wäscherei. „Streiken fällt uns nicht leicht, wenn wir wissen, dass die Patient*innen nur ein Streik-Essen statt ihres Wunsch-Menüs erhalten. Aber es ist nötig.“, sagt Kay Clement aus der Küche.
In der Küche in Wiesloch werden bis zu 3.000 Mittagessen täglich zubereitet. Mit dieser Menge sind die Wieslocher Beschäftigten landesweit Spitzenreiter, denn neben ihren Patient*innen versorgen sie unter anderem noch Tausende von Kindern und Schülern in der Region mit vier verschiedenen Mittagsmenüs.
Politisch verantwortlich für das Outsourcing mit schlechteren Arbeitsbedingungen ist die Landesregierung. Vor 2006 waren die Arbeitsnehmer*innen der heutigen Servicetochter noch Landesbeschäftigte. Seither haben die Beschäftigten Zehntausende Euro weniger verdient als an allen anderen Zentren für Psychiatrie in Baden-Württemberg. Die Zentren für Psychiatrie stehen unter Fachaufsicht und der Gewährträgerschaft des Landes.
„Die Beschäftigten der Servicetochter setzen große Hoffnung in den Aufsichtsrat der Mutter,“ sagt Michel Zimmer, ver.di-Verhandlungsführer.
Die Regierungsparteien hatten im Koalitionsvertrag festgehalten, wie wichtig die Zentren für Psychiatrie für das Land Baden-Württemberg sind und die Absicht formuliert, die Zentren finanziell angemessen auszustatten.
Irene Gölz, ver.di-Landesfachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales: „Es ist gut, dass Sozialminister Lucha das Problem durch die Aktivitäten der SGN-Kolleg*innen nun seit Kurzem auf seiner Agenda hat. Wir erwarten jetzt eine konstruktive Lösung.“