Einmal Kapitän sein und die Gewässer mit dem Hausboot zu erkunden ist ein von vielen langgehegter Kindheitstraum. Das muss allerdings kein Traum bleiben, denn seit 2012 dürfen in Deutschland auf fast allen Bundeswasserstraßen bestimmte Boote ohne Führerschein gefahren werden. Wie wäre es in diesem Sommer also mit einem Urlaub auf dem Wasser?
Um ereignisreiche Ferien zu verbringen, muss man nicht immer in die Ferne fliegen. Auch in der unmittelbaren Umgebung gibt es unzählige Möglichkeiten, die freien Tage zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Neben Wandern, Klettern und Co. können Abenteuerlustige zum Beispiel ein Hausboot mieten und damit die deutschen Wasserstraßen erkunden – und zwar auf eigene Faust.
Kein Führerschein notwendig
Seit Oktober 2012 können Skipper ab 16 Jahren die schwimmenden Unterkünfte ohne Lizenz führen. Voraussetzung: Das Boot überschreitet eine Länge von 15 Metern und eine Motorleistung von 15 PS nicht. Diese Regelung gilt für alle Bundeswasserstraßen in Deutschland, Ausnahmen bilden lediglich der Bodensee und der Rhein als internationale Wasserstraße. Dort benötigt man bereits ab 5 PS eine Lizenz. Ansonsten genügt eine sogenannte Charterbescheinigung. Um diese zu erhalten, wird man vor Fahrtantritt drei Stunden lang von dem jeweiligen Charterunternehmen auf die Reise vorbereitet: Wie macht man einen Seemannsknoten? Wie funktioniert das Schleusen? Wann hilft das Bugstrahlruder? Weitere Informationen wie Wasserverkehrsregeln und Bedienungsanleitungen gibt es an Bord der Boote, die in der Regel für zwei bis zwölf Personen ausgestattet sind. „Der Einstieg in den Bootssport ist ganz leicht. Mit ein wenig Übung und den richtigen Infos kann jeder ein Boot sicher führen und mit Familie oder Freunden die große Freiheit auf dem Wasser genießen“, meint der Bundesverband Wassersportwirtschaft in Köln, der auf seiner Webseite spannende Broschüren für angehende Bootsfahrer bereithält.
Grenzüberschreitende Wasserreise
In Deutschland erstrecken sich die mit dem Charterschein befahrbaren Wasserstraßen über 700 Kilometer und reichen von Berlin und Brandenburg über Mecklenburg-Vorpommern und Hessen bis nach Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt und ins Saarland. Besonders beliebt ist bei Wasserreisenden auch das grenzüberschreitende Saar-Mosel-Rhein-Gebiet mit dem Saar-Kohle-Kanal und dem Rhein-Marne-Kanal. Ersterer verläuft von Saargemünd aus durch das Saartal, das Elsass und die Wälder Lothringens, um schließlich bei Gondrexange auf den Rhein-Marne-Kanal zu treffen.
Spannende Sehenswürdigkeiten auf dieser zweiten Strecke sind die Städte Nancy und Straßburg sowie das Hebewerk von Arzviller. Der ausgeklügelte Schrägaufzug ersetzt 17 Schleusen, indem er die Boote in einem auf Rollen gelagerten 41 Meter langen Wassertrog über eine Strecke von 45 Metern den Berg hinaufzieht oder herablässt. Wer erst einmal üben möchte, kann auf mydays.de zunächst stundenweise ein Motorboot mieten und seine Kapitänskenntnisse auf die Probe stellen. Na dann: Schiff ahoi!
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