Feuerwehren, DRK und THW im Dauereinsatz – Tierpark und AQWA schwer betroffen
Das heftige Unwetter, das am Freitagabend und in der folgenden Nacht über dem Rhein-Neckar-Kreis tobte, hat die Gemarkung der Stadt Walldorf besonders schlimm erwischt. Über 240 Unwettereinsätze zählten die Rettungsorganisationen bis 4 Uhr morgens, schon ab 6.40 Uhr am Samstag wurde die Walldorfer Feuerwehr erneut alarmiert und musste weitere unter Wasser stehende Keller abarbeiten. Personen sollen zum Glück nicht zu Schaden gekommen sein.
Das Unwetter hielt neben der Walldorfer Wehr auch zahlreiche Helfer aus der näheren und weiteren Region in Atem: Insgesamt waren 319 Personen aus 25 Organisationen – Feuerwehren, Rotes Kreuz und THW – mit 59 Fahrzeugen im Einsatz. „Der Zusammenhalt der Hilfsorganisationen ist wirklich beeindruckend“, sagt Bürgermeister Matthias Renschler, der seinen Urlaub abgebrochen hat. „Kompliment an die Einsatzkräfte.“
Und der Erste Beigeordnete Otto Steinmann hat als Verantwortlicher „live“ vor Ort „wieder ein hohes ehrenamtliches Engagement“ verfolgen können. „Die Koordination hat problemlos funktioniert“, erklärt Feuerwehr-Kommandant Frank Eck zum gelungenen Zusammenspiel der Helfer, denen der besondere Dank aller Verantwortlichen gilt.
Am ärgsten betroffen sind von den öffentlichen Einrichtungen in Walldorf das AQWA und der Tierpark, der übers Wochenende für die Aufräumarbeiten und die Wiederherstellung der Stromversorgung geschlossen bleiben musste, am Montag aber planmäßig wieder öffnen konnte.
Im AQWA, am Samstag ebenfalls notgedrungen geschlossen, konnten den Badegästen schon am Sonntag der Badesee und die sanitären Einrichtungen im Freibad-Eingangsbereich wieder zur Verfügung gestellt werden – bei reduzierten Eintrittspreisen (regulär 2,50 Euro, ermäßigt 1,50 Euro). „Alles andere braucht länger“, sagt AQWA-Chef Stefan Gottschalk. Denn die Pumpenkeller von Olympia- und Nichtschwimmerbecken seien „komplett abgesoffen“.
Wie sich bei den Untersuchungen am Sonntag und Montag zeigte, ist an einen Betrieb der Becken in dieser Badesaison nicht mehr zu denken, die Elektroschränke sind unwiderruflich zerstört. Das Planschbecken soll dagegen bald wieder benutzbar sein.
Auch im Tierpark hat der Sturm „sehr gewütet“, wie der neue Leiter Philipp Koch berichtet. Die gute Nachricht: „Wir sind erleichtert, dass es keine Verluste bei den Tieren gibt und auch keine baulichen Schäden.“
Diverse Straßen waren überflutet, das Dach eines Einkaufsmarkts drohte einzustürzen, ein Pferdestall stand ebenso wie Souterrainwohnungen und viele Keller unter Wasser. Auch zwei Verkehrsunfälle ereigneten sich in Zusammenhang mit dem Unwetter, in der Heidelberger Straße und in Richtung Oftersheim stürzten Bäume auf die Straße. Eine pflegebedürftige Person musste durch Nachbarn aus einer Kellerwohnung gerettet werden.
„Ein Auto ist in der Garage oben an der Decke geschwommen“, schildert Feuerwehr-Kommandant Eck eines der nächtlichen Einsatzerlebnisse. Nach seinen Worten war der Großteil der Bevölkerung sehr dankbar für die Unterstützung durch die Feuerwehr, wobei es auch Ausnahmen gegeben habe. „Bei 240 Einsatzstellen geht es nach Prioritäten“, wirbt Eck um Verständnis, dass die Feuerwehren nicht überall gleichzeitig sein können. Teilweise sei man aber auch von dankbaren Anwohnern mit Essen versorgt worden.
Otto Steinmann berichtet, dass er unmittelbar nach den ersten Alarmierungen Kontakt mit dem Sandhäuser Rathaus aufgenommen und sich über die Abwassermengen und die mögliche Gefahr durch den anschwellenden Hardtbach ausgetauscht hat. Auch der städtische Bauhof sei im Einsatz gewesen und habe unter anderem Sand für zusätzliche Sandsäcke besorgt. In der Realschule hat es laut Steinmann einen größeren Wassereinbruch in der Aula gegeben, in mehreren Kellerwohnungen zudem „den einen oder anderen Fall von Obdachlosigkeit“. Alle betroffenen Menschen habe man aber übers Wochenende „kurzfristig unterbringen“ können, ab Montag wurden ihnen dann reguläre Unterkünfte bereitgestellt.
Im AQWA-Bäderpark sind laut dem stellvertretenden Leiter Steffen Köhler beide Pumpenkeller mit Wasser vollgelaufen, „sämtliche technischen Anlagenteile standen unter Wasser“. Schon nach den ersten Eindrücken sagt Köhler, was sich später dann auch bestätigt: „Die ganze Elektrik ist hinüber.“ Das Ärgerliche: „Das wurde alles neu gemacht und ist erst drei Monate alt.“ Auch das Filterhaus, praktisch die Schaltzentrale des Freibads, stand unter Wasser. Daneben gibt es diverse Sachschäden: Am Planschbecken ist das Sonnensegel gerissen, am Eingangsbereich des Freibads gab es Wassereinbrüche im Kiosk des Mint-Restaurants sowie im Kassenhaus und im Personalraum. Am Samstag war das AQWA-Team mit sechs Personen im Einsatz, um neben Aufräumarbeiten auch die Keller leer zu pumpen.
Im Tierpark sind am Wochenende alle Tierpfleger mit Aufräumarbeiten beschäftigt und natürlich damit, nach den Tieren zu schauen. „Wir haben aktuell keinen Strom“, sagt David Högerich, Leiter des städtischen Betriebs Wohnungswirtschaft, der für den Tierpark verantwortlich ist. Im Restaurant Pagoni sei im Keller das Wasser einen Meter hoch gestanden – die Gaststätte wolle ihren Betrieb dennoch übers Wochenende aufrechterhalten. „Problematisch waren die Gehege und die Vogelhäuser“, ergänzt Högerich.
„Alle Mitarbeiter waren sofort bereit, die Ärmel hochzukrempeln“, sagt Philipp Koch. Ziel war, den Park bis Montag so weit hergerichtet zu haben, „dass wieder Besucher kommen können“. Allen, die übers Wochenende darauf verzichten müssen, gelte der „herzliche Dank für das Verständnis“, so Koch.
Und die Feuerwehr? Die meldet ihr Einsatzende am Samstag um 17.35 Uhr, nach genau 259 Einsätzen und fast 24 Stunden nach der ersten Alarmierung. Zu der Zeit sind allerdings einige der Kameraden nach wenig Schlaf schon längst wieder bei den Flugtagen des Aeroclubs ehrenamtlich aktiv.
Text und Fotos: Stadt Walldorf