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„Unser pädagogisches Feuer brennt nach wie vor!“

24. November 2023 | > Wiesloch, Das Neueste, Politik

Wahlkreis Wiesloch: Dritte Videokonferenz der Landtagsabgeordneten Christiane Staab (CDU) mit Schulleiterinnen und Schulleitern

Anträge auf Gewährung von Nachteilsausgleich haben enorm zugenommen / Gewalt an der Schule diskutiert / Ohne Deutschkenntnisse haben geflüchtete Kinder und Jugendliche kaum Perspektiven

Wahlkreis Wiesloch. Die Tendenz geht klar nach oben: Für deutlich mehr Schülerinnen und Schüler wurde im laufenden Schuljahr jeweils ein Antrag auf Gewährung eines Nachteilsausgleichs (NTA) eingereicht, an einer einzigen hiesigen Schule waren es beispielsweise in diesem Jahr über 60 Anträge. Dies erfuhr die Landtagsabgeordnete Christiane Staab (CDU) im Rahmen ihrer nunmehr dritten Videokonferenz (23.11.), die wiederum unter dem Titel „Zukunft der Schulen – Schulen der Zukunft“ stand.

Auch dieses Mal hatten sich mit Jens Albrecht (Realschule Walldorf), Martin Albrecht (Realschule Leimen), Ulrike Biesel-Weidig (Grundschule Rotenberg), Jürgen Brunsch (Gymnasium Walldorf), Silke Fiedler (Sambuga-Schule, Walldorf), Bärbel Kröhn (Esther-Bejarano-Gemeinschaftsschule, Wiesloch), Christine Littau (Löwenrot Gymnasium, St. Leon-Rot) und Simone Starke (Maria-Sybilla-Merian-Grundschule, Wiesloch) wieder mehrere Schulleiterinnen und Schulleiter, deren jeweilige Schule sich im Landtagswahlkreis Wiesloch befindet, zugeschaltet.

Von mehreren Seiten wurde gleich zu Beginn das Thema Nachteilsausgleich (NTA) angesprochen, der Schülern gewährt werden kann, wenn anzunehmen ist, dass der Schüler dem Anforderungsprofil der Schule gerecht werden kann, ihm die dafür notwendige Leistung aber aufgrund einer Erkrankung nicht möglich ist. Nach einer Prüfung, mit welchen Mitteln oder besonderen Regelungen der jeweilige Schüler unterstützt werden kann, liegt es in den Händen der Klassenkonferenz (KK), den NTA zu beschließen. Erfolgt ein solcher Beschluss, ist er für alle Lehrkräfte bindend. Unterschieden werden hierbei technische Hilfen (zum Beispiel Benutzung eines Laptops), schulorganisatorische Maßnahmen (zum Beispiel verlängerte Arbeitszeit) und didaktisch-methodische Maßnahmen (zum Beispiel Einzelarbeit statt Gruppenarbeit oder zurückhaltende Gewichtung der entsprechenden Note). Klar wurde angesichts der sprunghaft gestiegenen NTA-Zahlen, dass diese in der Masse die Schulen und Lehrerkollegien vor weitere große Herausforderungen stellen.

Ein weiteres Thema, über das in der Öffentlichkeit nicht gerne gesprochen wird, aber mittlerweile vielerorts zum Schulalltag dazugehört, ist die ebenfalls steigende Zahl von in der Schule verhaltensauffälligen Schülern und die zunehmende Gewalt gegen Lehrkräfte. Manche Kinder und Jugendliche seien hierbei sehr problematisch. „Es gibt genügend Kolleginnen und Kollegen, die sich nicht gut genug darauf vorbereitet sehen, wenn ein Schüler plötzlich ausrastet“, hieß es in der Diskussionsrunde. Und weiter: „Manche Kollegen und Kolleginnen weigern sich, in bestimmte Klassen zu gehen.“

„Das Lernen der deutschen Sprache ist das Fundament“

Auch die Integration von geflüchteten Kindern und Jugendlichen in den Unterricht wurde intensiv thematisiert. Die deutsche Sprache zu lernen und zu beherrschen, stelle hierbei eine sehr große Hürde dar. „Und je älter die Schüler sind, umso schwieriger wird das für sie, auch wenn sie mit einem soliden Bildungsfundament zu uns kommen“, wurde seitens der Schulleiter berichtet. Für ältere Schüler sei es nach realistischer Einschätzung daher kaum machbar, überhaupt einen Schulabschluss erreichen zu können.

Seitens eines Schulleiters kam in diesem Zusammenhang der interessante Vorschlag: „Macht es dann nicht Sinn, hier weiterzudenken und sich zu überlegen, wir schaffen eine Möglichkeit für diese Jugendlichen, einen Abschluss zu bekommen, gegebenenfalls mit dem Hinweis, dass Kenntnisse der deutschen Sprache zurückhaltend gewichtet wurden. Das wäre für diesen Sonderfall dann eine Chance, am Arbeitsmarkt teilnehmen zu können. Ich sehe zudem nicht, dass wir uns in einer Übergangszeit befinden, das wird eher noch eine lange Zeit so bleiben.“

Im weiteren Verlauf wurde auch auf an allen Ecken und Enden fehlendes Personal hingewiesen. „Diese Forderung an die Politik ist längst ein Evergreen, da wird sich leider nichts ändern“, hegte ein Schulleiter wenig Hoffnung.

Staab für Erhalt der kleinen Grundschulen

Eine Schulleiterin sorgte sich um die Zukunft „der kleinen Schulen“, diese dürften nicht vergessen und nicht ausgeblutet werden. Diesbezüglich sagte Staab: „Es gibt Diskussionen darüber, Grundschulen zusammenzulegen. Die Befürworter einer solchen Lösung nennen hier insbesondere Kostengründe. Ich persönlich bin für den Erhalt der kleinen Grundschulen und erinnere mit Blick auf die Schülerinnen und Schüler an den zutreffenden Slogan `Kurze Beine, kurze Wege´. Zudem ist eine Grundschule nicht nur ein Ort der Beschulung, sondern hält ganz viel im Dorf zusammen.“

Im Zusammenhang mit der Kritik an überbordender Bürokratie wies eine Schulleiterin darauf hin, dass sie stets detailliert Evaluationsbögen ausfülle, aber: „Ich habe noch nie eine Rückmeldung oder Antwort erhalten, bislang hat sich nie was getan.“

Abschließend machte die Schulleiterrunde mit Blick auf die Situation der Schulen deutlich: „Unser pädagogisches Feuer brennt nach wie vor, aber das System ist an seinen Grenzen.“ (Matthias Busse)

Screenshot: Dritte Videokonferenz der Landtagsabgeordneten Christiane Staab (CDU) zu dem Thema „Zukunft der Schulen – Schulen der Zukunft“.

Quelle: Matthias Busse

 

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