Austausch kann heilsam sein
Der Verein Generationenübergreifendes Leben Walldorf (GeLeWa) hat ein weiteres Angebot für Trauernde. Rund ein Jahr, nachdem die Frühstücksoase für Trauernde eröffnet wurde, kamen nun Verantwortliche und Unterstützer im Treff des Mehrgenerationenhauses zusammen, um die Trauer-Oase für Eltern von früh verstorbenen Kindern und Sternenkindern offiziell zu eröffnen.
Andrea Gramlich, Vorsitzende von GeLeWa, begrüßte die Gäste, darunter Vertreter der Stadt, der beiden Kirchengemeinden, Gemeinderäte und Sponsoren sowie Menschen, die in der Begleitung und Unterstützung von Betroffenen regelmäßig tätig sind. Gramlich erläuterte, warum man sich entschieden habe, ein weiteres Trauer-Angebot zu schaffen. Wenn Geburt und Tod nah beieinanderliegen, sprenge dies „unsere Vorstellung vom normalen Lebensablauf und unsere Machtlosigkeit wird uns in solchen Situationen bedrohlich nah erlebbar.“ Es liege eine existenzielle Grenzsituation vor, die das soziale Umfeld betroffener Eltern komplett überfordern könne. Folgen seien oft Kontaktvermeidung mit Betroffenen oder gar das Schweigen über das verstorbene Kind. Für betroffene Mütter, Väter, Paare und Familien könne das Identitätskrisen auslösen. Wenn Geschwisterkinder vorhanden seien, könnten deren Fragen, Gefühle und Trauerreaktionen oftmals die Eltern überfordern. In dieser Situation der Überforderung sowohl von Betroffenen als auch der Gesellschaft brauche es daher geschützte Räume und Zeit für die Trauer – wie die Trauer-Oase für Eltern.
Mütter, Väter und Paare könnten im neuen Angebot „über all das sprechen, was sie gerade belastet und überfordert“. Bereits das alleinige Zuhören beim Austausch unter Gleichbetroffenen könne heilsam sein. Auch wertvolle Informationen über den Umgang mit der Trauer des Partners oder von Geschwisterkindern könnten neue Wege in schweren Zeiten aufzeigen. Darüber hinaus ermöglichten solche Treffen auch die Vernetzung von Gleichbetroffenen untereinander, was ebenfalls „zu einer wichtigen Kraftquelle“ werden könne. Das Team mit ausgebildeten Trauerbegleitern unterstütze den Austausch behutsam und gebe inhaltliche Impulse. „Wir sind keine Therapeuten, aber wir möchten verwaiste Eltern ermutigen, ihren persönlichen Trauerweg zu suchen und zu gehen.“ Zum Start des Trauerangebots für Eltern stellte Andrea Gramlich auch den Trostkoffer für Trauernde vor, der je nach Bedarf individuell mit Büchern, Infomaterial und mehr ausgestattet ist. Für Kinder haben Mitglieder von GeLeWa kleine Kuschelkissen genäht.
Es sei besonders schmerzhaft, wenn man das Schicksal erleide, ein Kind zu verlieren, so Bürgermeister Matthias Renschler. Umso wichtiger sei es, „dass den Menschen, die von solch einem Schicksalsschlag betroffen sind, Hilfe zur Seite steht“. Mit dem neuen Trauer-Angebot, werde diese wichtige Unterstützung und Hilfe von GeLeWa angeboten. Renschler lobte das Engagement des 2019 gegründeten Vereins, vor allem im sozialen Bereich. Die Angebote Café im Quartier für Angehörige und Betroffene von Demenz sowie die Frühstücksoase für Trauernde hätten sich etabliert. Für die Betreuung von Trauernden brauche es verständnisvolle und empathische, aber auch qualifizierte Menschen. Die Mitarbeiter des Oase-Teams seien mit ihrer Ausbildung als zertifizierte Trauerbegleiter „bestens ausgestattet, mit den individuellen Bedürfnissen der Trauernden umzugehen“. Renschler dankte allen Unterstützern der Trauer-Oase und den Ehrenamtlichen, die sich bei GeLeWa und als Trauerbegleiter engagieren, „für Ihre engagierte und wichtige Arbeit“. Er wünschte dem neuen Trauer-Angebot „einen guten Start, und dass es von den Betroffenen angenommen wird“.
Die Trauer-Oase für Eltern findet einmal im Monat immer montags im Treff des generationenübergreifenden Wohnhofs, in der Bürgermeister-Willinger-Straße 60 statt.
Die nächsten Termine sind Montag, 18. November, und Montag, 16. Dezember, jeweils von 20 bis 21.30 Uhr. Das Angebot ist kostenlos, eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.
Text: Stadt Walldorf
Fotos: Pfeifer