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Tiny-House-Veranstaltung in Schwetzingen

26. Oktober 2023 | Das Neueste, ~ Umgebung

Über 40 Gäste diskutieren über die Zukunft des Wohnens

Daniel Born: Leben auf kleinstem Raum muss keine Einschränkung sein

Schwetzingen. Wer an diesem Abend in das SPD-Bürgerzentrum kam, erlebte ein kreatives Stimmenwirrwarr. Denn im Weltcafé-Format auf verschiedene Arbeitsplätze verteilt, wurde in dem bis zum letzten Platz belegten Raum über sogenannte Tiny Houses beraten, diskutiert und Ideen ausgetauscht.

Landtagsvizepräsident Daniel Born hatte zu der lebendigen Gesprächsrunde mit Fachleuten eingeladen. „Baden-Württemberg ist Vielfalt – das muss dann doch auch für die Frage gelten, wie wir wohnen. Tiny Houses sind ein Statement. Man will weniger Wohnraum und gelichzeitig mehr Platz im Leben für andere Werte schaffen: für Natur, Hobbys, dem vernetzten Miteinander“, so der Schwetzinger SPD-Politiker zur Eröffnung. Begrüßen konnte er unter anderem den Vorsitzenden der SPD-Stadtratsfraktion Robin Pitsch.

Der Gedanke des Minimalismus fand bei vielen Teilnehmern Anklang. Ein spannendes Beispiel war die Geschichte einer Teilnehmerin, die aus einer 5-Zimmer-WG in ein 19,5-Quadratmeter-Haus auf einem Campingplatz in Heilbronn zog – und damit ihr persönliches Wohnglück fand: „Irgendwann wurde mir der ständige Wechsel bei den Mitbewohnern zu anstrengend“, so die Tiny-House-Bewohnerin. Der Campingplatz in Heilbronn, der bereits 30 Tiny-House-Bewohner beherbergt, ist ein echter Vorreiter in der Tiny-House-Bewegung, da dort auch die Anmeldung als Erstwohnsitz möglich ist.

Gerade den authentischen Bericht der Tiny-House-Erfahrenen wussten die Gäste an diesem Abend sehr zu schätzen, hatten sie doch die Möglichkeit, querbeet all die Fragen zu stellen, die eine Entscheidungsfindung leichter machen: Mit welchen Kosten ist zu rechnen? Welcher Verzicht fällt schwer? Wie mobil kann so ein Minihaus sein? „In jedem Fall ermutigt das Leben in einem Tiny House dazu, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich von überflüssigem Besitz zu trennen. Es hilft, ein bewussteres Leben zu führen. Und für das wirklich Wichtige ist trotzdem Platz – das gilt auch für eine kleine Familie“, berichtete eine der Bewohnerinnen, deren Tiny House sogar ein Kinderzimmer hat.

Immobilienmaklerin Vanessa Wenk, die sich auf die Vermittlung von Tiny Houses spezialisiert hat, wusste zu berichten, dass die Finanzierung von Tiny Houses mittlerweile über verschiedene Banken möglich sei, und konnte an dieser Stelle Sorgen von Interessenten ausräumen. Das Architekten-Ehepaar des Architekturbüros Kiefner & Müller aus Maulbronn präsentierte ein spezielles Haus für die Generation Ü60 mit einem Schwerpunkt auf Barrierefreiheit. Obwohl es nicht den typischen Tiny-House-Maßen entsprach, zeigte es damit eine innovative Herangehensweise an altersgerechtes Wohnen, von der die Teilnehmer des Tiny-House-Events in Schwetzingen sehr angetan waren.

„Bezahlbarer und barrierefreier Wohnraum müssen für eine nachhaltige Wohnungspolitik Hand in Hand gehen. Gerade beim barrierefreien Wohnen haben wir akuten Handlungsbedarf. Baden-Württemberg braucht eine Wohnraumoffensive, die ehrgeizig und nachhaltig sein muss und bezahlbares, barrierefreies, vernetztes und durchmischtes Wohnen schafft“, fasst Born zusammen. Die heute schon bestehende Lücke altersgerecht ausgestatteter Wohnungen wird sich durch einen ansteigenden Anteil von Senioren weiter vergrößern: Für das Jahr 2040 prognostizieren Experten einen Bedarf von etwa 500.000 altersgerecht ausgestatteten Wohnungen in Baden-Württemberg.

Die Gemeinde Schorndorf ist Vorreiterin im Bereich Tiny Houses. Gabriele Koch, Fachbereichsleiterin des Bereich Wirtschaftsförderung und Grundstücksverkehr aus Schorndorf, ist deshalb gefragte Expertin und berät auch andere Kommunen. Bei Borns Tiny-House-Veranstaltung erläuterte sie die Idee der Gemeinde: Tiny-House-Interessenten können auf 10 Jahre einen Pachtvertrag mit der Gemeinde schließen und während dieser Zeit dort auch den Erstwohnsitz anmelden. Ausgewiesen für das Wohnexperiment wurde eine städtische Grünfläche zwischen Bach und Spazierweg: „Es geht uns um eine sinnvolle Nachverdichtung, um das nachhaltige Nutzen von Flächen und um innovatives Wohnen“, beschreibt Koch die Motivation der Gemeinde zu dieser Initiative.

Im Gespräch mit dem Tiny-House-Anbieter Johannes Sauer aus Heidelberg kam das Problem zur Sprache, dass die Landesbauordnung zwar eine Struktur vorgeben würde, aber dass die Gemeinden viel Freiheit in der Ausgestaltung hätten. So seien Gemeinden eher geneigt, Tiny Houses ohne Räder zu genehmigen als Tiny Houses mit Rädern. „Das ist natürlich ein wenig paradox“, so Born, „denn Tiny Houses sind ja ursprünglich als mobile Häuser konzipiert worden.“ Eine zusätzliche Herausforderung ergäbe sich auch aus der Tatsache, dass Doppelhausbauplätze oft Grenzbebauungen erfordern, was die Platzierung von zwei Tiny Houses erschwert, so Tiny-House-Experte Sauer.

Born zeigte sich am Ende des Abends überzeugt, dass die Veranstaltung wertvolle Einblicke in die Entwicklung und die Herausforderungen im Zusammenhang mit Tiny Houses in Baden-Württemberg aufzeigen konnte. „Vielen Dank für die engagierten Redebeiträge und die Bereitschaft, im Weltcafé-Format in den Dialog zu gehen. Das macht unsere Demokratie stark: Miteinander über die Themen zu sprechen, die für das Leben der Menschen Bedeutung haben.“ Abschließend dankte der Schwetzinger Abgeordnete auch dem Verein Tiny Houses aus Karlsruhe, der im Vorfeld der Veranstaltung Kontakt mit Experten hergestellt hatte und ehrenamtlich dazu beiträgt, das Bewusstsein für diese innovative Wohnform zu schärfen.

Quelle: Daniel Born MdL

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