Wiesloch, 26.11.2018 (rp) – Baustellen besonders am Adenauerplatz schaffen Lärm und Staub – Die Verlegung des Wochenmarkts sowie eine „unerfreuliche Verkehrs- und Parkplatzsituation“ in Wieslochs Innenstadt sorgen ebenso für Verärgerung bei den Bürgern.
Heute wünscht man sich quasi die guten alten Zeiten zurück.
Es gab Zeiten da haben wir uns einen MC Donalds in Wiesloch gewünscht, da waren wir noch Jugendliche und Heranwachsende.
Der MC Donalds kam nicht nach Wiesloch, siedelte viele Jahre später in Rauenberg an, jedoch kam eine Filiale der weltweit zweitgrößten Fastfoodkette Burger King nach Wiesloch. In Walldorf ist mit Subway eine weitere US-Schnellimbiskette vertreten. Auch erinnere ich mich noch gut an den allerersten Dönerstand in Wiesloch – Gegenüber vom Adenauerplatz im Hof der Kollegen der RNZ. Heute dominieren diese die Imbisslandschaft in Wiesloch und so mancher hat auch bis spät in die Nacht geöffnet.
Wollte man vor 25 Jahren Abends oder Nachts noch was essen, gab es nur die Möglichkeit nach Heidelberg zufahren zum Mac oder Mandy’s oder auf die Autobahn an die Raststätte Hartwaldt um dort Nachts nach Disko oder Konzertbesuch noch ein Schnitzel zu essen. Lieferdienste gab es kaum und das Internet war noch in den Kinderschuhen.
„Oehmann’s Wursteckl“ am Adenauerplatz
Ich erinnere mich gerne zurück an „Oehmann’s Wursteckl“ am Adenauerplatz. Ich muss sagen, das waren die besten Hamburger, Cheeseburger und Doppelburger die ich je gegessen habe. Lecker auch vorallem wegen den Sesambrötchen der Wieslocher Bäckerei Thiemicke.
Die leckersten Pommes mit Rahmsoße (neben den Pommes mit Rahmsoße bei Fam. Berberich den damaligen Eishallenbetriebern), nicht zu vergessen Bratwurst, Currywurst oder Schaschlik ebenso wie Bratkartoffeln und Fleischkäse mit Ei.
Als Kids und Jugendliche in den 80ern und Anfang der 90er war das der „place to be“ wenn es um einen schnellen und guten Imbiss in der Wieslocher Innenstadt ging. So manche Schüler verbrauchten ihren Nachmittag im benachbarten Schülerhort um dort an der Hausaufgabenbetreuung oder an Nachhilfe teilzunehmen. Die Eltern der Schüler konnten sicher gehen, wenn die Kinder beim Imbiss am Adenauerplatz essen – gibts was gutes und sie werden auch Satt. Auch die Angestellten der Geschäfte in der Wieslocher Innenstadt nahmen das Angebot dankend an.
Lothar Oehmann’s Imbiss hatte Kultcharakter, sein Bruder betrieb beim heutigen Sturgis-Platz, obere Hauptstraße, eine Metzgerei – so war auch für die Qualität der Fleischprodukte für „Oehmann’s Wursteckl“ bestens gesorgt.
Nachdem Lothar Oehmann den Imbiss am Adenauerplatz krankheitsbedingt schließen musste und einige Zeit später verstarb, dauerte es sehr lange bis ein würdiger Nachfolger gefunden wurde. Einige versuchten sich, scheiterten allerdings schnell. Ob Asia-Imbiss oder Döner, keiner konnte in die Fußstapfen Oehmann treten.
Bis Familie Schalk aus Mannheim kam – Schalk’s Imbiss am Adenauerplatz – Ab diesem Zeitpunkt gab es auch wieder Hamburger und Cheeseburger mit den Hamburgerbrötchen der Bäckerei Thiemicke. Familie Schalk nahm die Infos der Wieslocher an, erfüllte deren Wünsche und hat auch durch Freundlichkeit und Herzlichkeit die Herzen vieler Wieslocher für sich gewinnen können.
Die Schalk’s sind vom gleichen Schlag Mensch wie die Oehmann’s damals. Sehr kommunikativ, immer nett und freundlich, immer einen guten Spruch auf den Lippen.
Ob Alt oder Jung, ob Schüler oder alleinstehende Senioren – bei Schalk’s isst/ist man gerne. Futtern wie bei Muttern.
„Schalk’s Imbiss gibt’s bald nicht mehr!“ So die traurige Nachricht die Familie Schalk am 5.11. erstmalig seinen Stammgästen mitteilte. Am 21.12.2018 wird das letzte Mal geöffnet.
Zu groß sind die Umsatzeinbußen seit die direkt benachbaren Baustellen Kirche und Dannheimer täglich für Lärm und Staub sorgen. Zu klein das Entgegenkommen der Stadt Wiesloch. Dem Familienunternehmen wurden so manche Hürden und so manche Steine in den Weg gestellt seitens der Stadtverwaltung, berichten die Schalks.
So verlangte die Stadt eine Baugenehmigung für die kleine Gartenhütte die letzten Winter für einige Zeit stand. So habe man auch Bußgelder verhängt weil die Aussebestuhlung genehmigungpflichtig seie. Zu Zeiten von „Oehmann’s Wursteckl“ gab es eine festinstallierte Sitzmöglichkeit mit Tischen, dies nur mal zur Erinnerung.
Die Entscheidung den Betrieb, nach 8 Jahren, zum Jahresende zu schließen fiel den Schalk’s nicht leicht. Doch leider ist der unvermeidbar, „die Umsatzeinbußen sind einfach zu hoch“ so Ralph Schalk.
Man muss sich immer vor Augen führen, bei den meisten Familienunternehmen handelt es sich um Einzelunternehmer d.h. kleine Gewerbetreibende, selten in Form von Kapitalgesellschaften wie beispielsweise einer GmbH.
Als sogenannte Vollhafter haften die kleinen mit ihrem vollen privaten Besitz. Obwohl die meisten Familienbetriebe auf langfristiges und nachhaltiges Handeln orientiert sind und nicht nur auf die kurzfristigen Quartalszahlen und den schnellen Gewinn bzw. die Rendite der Anteilseigner aus sind – werden diese stark benachteiligt. Denn sie tragen das volle unternehmerische Risiko.
Die grossen und finanzstarken Unternehmen bedienen sich legaler Trickereinen mit Lizenzgebühren und ausgeklügelten Steuer- und Abgabenoptimierten Franchisingsystemen.
„McDonald’s steht seit Jahren auf der Untersuchungsliste der Wettbewerbshüter. Aber der Fastfood-Konzern nutzt die Steuertricks wohl weiterhin. Das Unternehmen nutze unter anderem eine Vielzahl an zwischengeschalteten Firmen in Steuerparadiesen wie den Bermudas und den Cayman Inseln. Die Strukturen seien so undurchsichtig, dass die Steuerverpflichtungen des Unternehmens nicht nachvollziehbar seien.“ berichtete das Handelsblatt im Juni 2018.
Der Elektrofachmarkt „HEM Expert“ konnte sich gerade mal 5 Jahre in der Wieslocher Stadt-Galerie über Wasser halten, obwohl Parkplätze direkt vor der Tür verhanden waren. So stehen in Wiesloch leerstehende Neubauten und leerstehende Altbauten- die eine Antwort auf die Frage „Wie geht es weiter?“ nur schweigend erwidern.
Wieslocher werden die Schalk’s vermissen
„Wir werden die Familie Schalk und ihr tolles Essensangebot vermissen! Das täglich wechselnde Tagesessen war immer lecker und mit Liebe zubereitet. Die hausgemachte Currywurst war der Knaller und die Pommes weit und breit die besten! Der Wahlspruch „Futtern wie bei Muttern“ hatte bei Schalks seine volle Berechtigung!“ so Michael Weiß Geschäftsführer des Panama Outdoor in der Hauptstrasse 107 – untere Fußgängerzone.
Einige Fotos vom 26.11.2018
P.S. Anm. – Ich werde in Zukunft Hamburgerbrötchen bei der Bäckerei Thiemicke kaufen und mir Burger selbst zubereiten, eine echte Alternative sehe ich nicht.
Text und Fotos: Robert Pastor
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