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Tiergottesdienst und buntes Programm auf dem Gnadenhof Nussloch

14. Dezember 2013 | Bammental, Leitartikel, Photo Gallery

Tiergottesdienst und buntes Programm auf dem Gnadenhof Nussloch
Gnadenhof Adventsfeier

Christina Gonzalez (r.)1993-Gnadenhof-Adventsfeier-3
Ein Tiergottesdienst war der Höhepunkt bei der Adventsausstellung auf dem Gnadenhof. Dieser liegt zwischen Leimen und Nußloch an der B3 und bietet mehreren Dutzend Schafen, Ziegen und Ponys, die Opfer von Tierquälerei wurden, ein unbeschwertes Zuhause. Dieses “Tierasyl” von Christina Gonzalez wird hauptsächlich vom Verein “Das Glück im Schafspelz e.V.” unterstützt und führte am vergangenen Wochende eine Adventsausstellung mit Rahmenprogramm durch.

Eröffnet wurde die Veranstaltung vom Posaunenchor Bammental und der Reitverein Nussloch unter der Führung von Thomas Sohns kam gleich mit drei Nikoläusen hoch zu Pferde, die Süßigkeiten an die anwesenden Kinder verteilten. Diana’s Cha-Cha-Club aus Wiesloch brachte mit Musik und Tanz Schwung und Pepp unter die Leute.

Der Höhepunkt des Tages war jedoch der von Pfarrer Manfred Weida (Nußloch) gehaltene Tiergottesdienst, mit dem er im wahrsten Sinne des Wortes an dieser Stelle viele Schäfchen gewonnen und viele andere verzaubert hat. Die Predigt gefiel den Anwesenden so gut, daß wir sie hier ungekürzt wiedergeben.

Tiergottesdienst von Pfarrer Manfred Weida auf dem Gnadenhof Nußloch, Jes.111988-Pfarrer-Manfred-Weida-285x300

Liebe Tierfreunde, dieser Text, den ich eben vorgelesen habe, ist eine uralte Prophezeiung aus den heiligen Schriften. Er geht auf Jesaja zurück, der vor ungefähr 2700 Jahren in Israel gelebt hat. Es geht um den Friedenskönig. Er wird Gerechtigkeit schaffen ganz besonders für den Armen und den Elenden. Gerechtigkeit. Das ist für uns ein wichtiges Wort. Gerechtigkeit, das heißt: da gibt es nicht einfach diesen Riesenunterschied:

Die die alles haben, die mächtig sind und alles bestimmen

Und die, die nichts haben, die ohnmächtig sind und nichts zu sagen haben

Gerechtigkeit meint: jeder kann leben – jeder hat Raum zum Leben. Jeder hat das, was er zum Leben braucht. Der Friedenskönig spricht dem Armen Leben zu und tritt dem Gewalttätigen entgegen. So entsteht eine neue Ordnung, eine Ordnung des Friedens, in der Gerechtigkeit und Recht gelten und in der es keinen Frevel mehr gibt. Ein Friedensreich. Und das Interessante an diesem alten Text ist, dass sich das Friedensreich auch auf die Tierwelt erstreckt.

Gnadenhof Adventsfeier
1993-Gnadenhof-Adventsfeier-4Tiergottesdienst am improvisierten Altar

Wer denkt an die Tiere? Wir wünschen uns Gerechtigkeit und Frieden besonders jetzt an Weihnachten, dass in Syrien der Bürgerkrieg zu Ende geht, dass in Afrika und Bangladesch die Arbeiter besonders die Kinder nicht so ausgebeutet werden, dass der internationale Terror aufhört, dass die Bootsflüchtlinge und mit ihnen viele andere, die zu Hause geblieben sind ein menschenwürdiges Leben finden. Aber wer denkt an die Tiere? Frieden und Gerechtigkeit für die Tiere?

Wolf und Lamm wohnen beieinander

Der Panther und der Ziegenbock

Kühe und Bären weiden zusammen, ihre Jungen liegen beieinander

Und auch der Löwe ist dabei und frisst Stroh

Ein Kind spielt am Loch einer Schlange

Das ist eine faszinierende Vision: auch die Tiere gehören mit dazu. Auch zwischen den Tieren und vor allem zwischen Mensch und Tier kann es so etwas wie einen Frieden geben, zwischen Mensch und Tier kann Gerechtigkeit stehen, dass jeder sein Recht und seinen Lebensraum bekommt.

1993-Gnadenhof-Adventsfeier-6 Gnadenhof Adventsfeier: Wir haben vorhin die Geschichte von Frau Gonzales gehört und es gibt ja unendlich viele solcher Tiergeschichten. Ein kleiner Vogel, den ein Kind auf der Straße findet. Den es liebevoll pflegt, bis der Vogel wieder selber leben kann. Und ich denke, dass jedes Tier hier auf dem Gnadenhof so seine eigene Geschichte erzählen könnte. Ein Schaf, das in Heidelberg drüben zu Forschungszwecken nötig schien, das jetzt seine Pflicht getan hat eigentlich entsorgt werden müsste. Oder ein Hund als Haustier gedacht aber dann doch nicht so erzogen, misshandelt, verwahrlost, davongejagt. Oder denken wir an die Geschichte von Millionen Schlachtvieh auch in unserem Land, kaum Raum sich zu bewegen, nur da um Fleisch anzusetzen. Denken wir an die Billigwürstchen in den Kühlregalen der Supermärkte. In jeder Wurst die Lebensgeschichte eines Tiers.

Machet euch die Erde untertan – aber so, dass Jeder Achtung vor dem Anderen hat, Mensch UND Tier und jeder mit dem anderen so umgeht, wie er es selbst erleben möchte.

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