Drei Stimmen, drei Gitarren: (v.li.) Wolfgang Sing, Stefan Zirkel und Fabian Michel.
Auf andächtige Stille folgt stürmischer Applaus
Mit Cool Breeze ist es genau wie mit den Songs, die sie mitbringen: Das sind viele gute alte Bekannte, die man gerne wiedertrifft. Die Band hat nicht nur ein Händchen für die richtige Auswahl, sondern auch für die Atmosphäre. Und damit verzaubern die Musiker immer wieder ihr Publikum. Dessen Reaktion wiederholt sich quasi Song für Song: Erst lauschen die Zuhörerinnen und Zuhörer in andächtiger Stille, viele mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht, dann spenden sie stürmischen Applaus.
Cool Breeze, heute in der Besetzung Stefan Zirkel, Fabian Michel und Wolfgang Sing im Rahmen des Festivals „Swingin‘ WiWa“ im restlos ausverkauften Rathaus-Foyer zu Gast, haben ihn sich redlich verdient.
Natürlich beginnt der Auftritt mit einem Stück von Simon and Garfunkel. „Homeward Bound“, folkig, rhythmisch und mit mehr als nur einem Hauch Melancholie, gibt die Richtung vor. „You are my Sunshine“ (Johnny Cash) wandelt auf ganz ähnlichen Pfaden und verbreitet Wohlklang mit drei wunderbar harmonierenden Stimmen und Gitarren. Drei Stimmen, drei Gitarren, da war doch was? Ja, der Abend ist auch eine Reise in die Zeit, als Cool Breeze, wenn auch in anderer personeller Besetzung, erstmals als Trio aktiv waren – nicht die schlechteste Phase der nun schon 31-jährigen Bandgeschichte. „Nostalgisch“, meint dazu Stefan Zirkel, „wie früher.“ Und dennoch auf der Höhe der Zeit.
Dann gibt es aber auch immer diese Überraschungen im Programm, die Songs, mit denen niemand rechnet. Dieser pumpende Rhythmus, den ausnahmsweise die akustische Gitarre übernimmt, das ist doch …? Richtig, „Eye of the Tiger“ (Survivor), vom Rockbombast und Achtziger-Jahre-Sound befreit, auf seinen herrlich melodiösen Kern reduziert und auch in dieser Version zwar vielleicht nicht zum Hüpfen, aber mindestens zum begeisterten Mitwippen geeignet.
Daran darf man sich zum Auftakt der zweiten Konzerthälfte nach der 20-minütigen Pause erinnert fühlen: Dann schlägt „Kyrie“ (Mr. Mister) in eine ganz ähnliche Kerbe, aus Synthie-Pop wird schönster Akustik-Rock. „Wir haben Spaß am Spielen“, sagt Stefan Zirkel. „Wir lieben die gleiche Musik“, erklärt Fabian Michel die Chemie zwischen den Musikern. Es folgt mit „Peaceful Easy Feeling“ (Eagles) wieder eine schön arrangierte Country-Nummer, bei der mal Wolfgang Sing den Lead-Gesang übernimmt und der das Publikum in fast schon feierlicher Stimmung lauscht – da kann es einem beim kurzen Kommentar zum Nebenmann schon passieren, dass man ange-„pscht“ wird.
Ein bisschen Spaß darf trotzdem nicht fehlen: Stefan Zirkel macht sich über das Mineralwasser lustig, das er trinkt. „Das gibt es nur in Walldorf“, meint er. Den Zwischenruf „aus dem Walldorfer See“ will er dann zwar nicht ernst nehmen, der Gag zieht sich aber durch den Abend. Und schon gibt’s wieder ein „Kultstück“ und Gänsehautatmosphäre mit „Eye in the Sky“ (Alan Parsons Project). Die Aufforderung, „mal schnippig“ zu sein – sprich: deutlich hörbar mitzuschnippen – wird bei Max Mutzkes „Can’t Wait Until Tonight“ ebenso brav wie ausdauernd befolgt. Pfiffig umgetextet wird Roberta Flacks „Killing me Sofly with his Song“ zu „… her Song“ – Gendern mal anders. Auch mit beliebten Stücken wie „Man in the Moon“ (R.E.M.) und „The Only Living Boy in New York“ (Simon and Garfunkel) reißen Cool Breeze ihre treuen Fans mit. Szenenapplaus für die gemeinsam improvisierte Einlage auf drei Gitarren gibt es während „Tennessee Whiskey“ (Chris Stapleton), einem dieser Country-Songs, die in der Cool-Breeze-Version immer so klingen, als wären sie schon im Original für drei Stimmen geschrieben worden. Starker Abschluss der ersten Hälfte.
Stürmisch bejubelte Highlights hat auch der zweite Teil des Abends in großer Zahl zu bieten: etwa das unverwüstliche „Mrs. Robinson“ (Simon and Garfunkel) „Boat on the River“ (Styx) oder „Lay down, Sally“ (Eric Clapton), drei Titel, die zum Standard-Repertoire der Band zählen und dennoch – oder gerade deshalb – immer bestens ankommen. Und mit ihren hymnischeren Songs wie beispielsweise „The Boys of Summer“ (Don Henley) ziehen Cool Breeze das Publikum ohnehin immer mühelos in ihren Bann. Mitgrooven ist dann wieder beim rhythmisch unwiderstehlichen „Sign your Name“ (Terence Trent D’Arby) angesagt. Und mit der spaßig-funkigen Version von „Walk this Way“ können sicher sowohl Aerosmith als auch Run DMC sehr gut leben. Natürlich erklatschen sich die begeisterten Fans Zugaben. „Ihr seid so ein gutes Publikum, das habt ihr euch echt verdient“, sagt Stefan Zirkel. Also gibt es verdientermaßen „The Boxer“ (Simon and Garfunkel) obendrauf. Das wäre ein schönes Finale, bei dem das „lie la lie“ lautstark mitgesungen wird und das den Abend passend beschließt – aber natürlich lassen die Zuhörer immer noch nicht locker und werden für ihre gut gelaunte Hartnäckigkeit mit einem ebenso schönen „Hotel California“ belohnt. Auch nicht schlecht.
Zu Beginn begrüßt Armin Rößler, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, die Gäste im Rathaus und dankt dem Kulturförderverein Kurpfalz, dem städtischen Fachdienst Kultur und Sport sowie den drei Musikern für ihre jeweiligen Beiträge zum folgenden Konzert. Eddie Berlinghof, Vorsitzender des Kulturfördervereins und Hauptorganisator von „Swingin‘ WiWa“, macht Lust auf die weiteren Veranstaltungen der 20. Auflage des beliebten Musikfestivals, das noch bis 11. Mai in Walldorf und der Region stattfindet.
Info: https://kfv-kurpfalz.de/swiwa
Text und Fotos: Stadt Walldorf