Sandhausen (sim/zg). Was beim SV Sandhausen vor einem Jahr wieder in der Schublade verschwand, wird jetzt am Hardtwald umgesetzt. Der Zweitligaabsteiger wird sich generell im sportlichen Bereich breiter aufstellen. „Otmar Schork wollte schon vor zwölf Monaten im Umfeld der ersten Mannschaft und beim Unterbau neue Strukturen schaffen, doch damals war meines Erachtens die Zeit noch nicht reif“, erwähnt Präsident Jürgen Machmeier: „Jetzt aber bin ich auch der Meinung, dass wir gerade für den Nachwuchs, beginnend bei der U23 mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Lieber ist mir, zwei Spieler weniger im Kader und dafür unten das Ersparte sinnvoll in die Zukunft investieren“.
Wie Geschäftsführer Otmar Schork verriet, steht er bereits seit dem Jahreswechsel mit Regis Dorn in Gesprächen, ihn im administrativen Bereich in die SV-Arbeit einzubinden. „Ich wollte ihn für den SV nicht verlieren, obwohl er sich damals noch nicht vorstellen konnte, die Kickstiefel an den Nagel zu hängen“, so Schork. Auch der 33-jährige Elsässer, der seit 2009 am Hardtwald spielt, nannte es einen schweren Schritt, „mit dem Fußballspielen aufzuhören. Trotzdem bin ich stolz, eine solche Chance zu bekommen“. Er hat jetzt einen Zweijahresvertrag als Teammanager unterschrieben. Damit wird er alles erledigen, was rund um die Mannschaft anfällt. „Er ist zudem das Bindeglied zwischen Trainer, Mannschaft und Verein und auch für die Spiel- und Spielerbeobachtungen verantwortlich“, nannte Schork diese Aufgaben als ersten Katalog, „der sich jedoch bis hin zu den Vertragsgesprächen ausweiten könnte“. Er bringt Bundesligaerfahrung vom FC Hansa Rostock und SC Freiburg mit, war beim SV Sandhausen Torschützenkönig der dritten Liga und mit dem SC Freiburg sogar international im Einsatz. Dorn: „Den SV kenne ich jetzt vier Jahre, es hat sich viel entwickelt und ich bin hungrig, das Maximale für den Verein herauszuholen“.
Ähnlich war es bei Kristjan Glibo, der ebenfalls seit 2009 beim SV Sandhausen tätig ist. „Als Spieler hätte er keinen Vertrag mehr bekommen, doch verlieren wollte ich Kristjan auch nicht, weshalb die Frage aufkam, ihn im Nachwuchsbereich einzubauen“, so der Geschäftsführer: „Er kann Kinder begeistern, hat den Erwerb der verschiedenen Trainerlizenzen begonnen und ist ganz einfach ein Sympathieträger“. Die Fußballschule soll professionalisiert werden, bei Schulkooperationen besteht ein sehr großer Nachholbedarf und letztendlich besteht größere Kapazität im lizenzierten Trainerbereich. Schork: „Nach dem Frank Böringer in dieser Woche das Handtuch bei der U23 nach sechs Jahren warf, wird er die Zweite sofort übernehmen, zumal dies ohnehin ab der neuen Saison geplant war“. Kristjan Glibo: „Es gibt von mir eine große Verbundenheit zu dem Verein. Dass ich auf die andere Seite wechseln würde, war für mich deshalb schon lange klar, sodass ich froh bin, diese Möglichkeit beim SV zu erhalten“. Der 31-Jährige, in Bruchsal geboren, kam über den 1.FC Kaiserslautern, SSV Jahn Regensburg und SV Wehen Wiesbaden zum SV Sandhausen, wobei er auch mit den Hessen in die zweite Liga aufgestiegen ist.
Der Dritte im Bunde ist auch ein Ex-Bundesligaspieler (1.FC Kaiserslautern, Borussia Mönchengladbach, SSV Ulm 46) aus Breitenbronn. Joachim Stadler, Abwehrhüne in vielen Bundesligaspielen, ist seit zwei Jahren im Nachwuchsbereich des SV Sandhausen als Trainer tätig. Mit der C-Jugend ist er auf Anhieb in die Oberliga aufgestiegen, die B-Jugend hat er jetzt in die zweithöchste deutsche Juniorenklasse geführt. Schork: „Im Nachwuchsbereich wurde durch das Brüderpaar Rolf und Otto Frey vieles entwickelt, jetzt soll der nächste Schritt folgen und ein Nachwuchsleistungszentrum entstehen, zumal wir ohnehin einen schwerer Stand haben und unsere Talente immer frühzeitig abgegraben werden. Wir werden von den vielen Zentren drumherum fast erdrückt und ohne eine eigene Einrichtung haben wir keine Chance, ein Talent einmal längerfristig an uns zu binden“. Der Präsident wies darauf hin, dass der U15-Nationalspieler Johannes Becker jetzt auch wieder zu 1899 Hoffenheim wechselt: „Er war sehr umworben, doch alle Bundesligisten, die Interesse an ihm hatten, meldeten sich, nur 1899 Hoffenheim nicht“.
Ein Nachwuchsleistungszentrum soll also entstehen und der sportliche Leiter hiervon wird Joachim Stadler. „Die Intensivierung der Jugendarbeit ist natürlich eine enorme Kostenfrage, zumal wir zudem im Sportstättenbau einen großen Nachholbedarf besitzen“, wie der Geschäftsführer zu bedenken gab. Derzeit gibt es nur einen Kunstrasenplatz. Ein weiterer soll entstehen und darüber hinaus laufen mit dem FC Badenia St. Ilgen Kooperationsgespräche. In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es freies Gelände für ein Rasenspielfeld auf Gemarkung Sandhausen.
Joachim Stadler übernimmt sehr gerne die sportliche Leistung des neuen Zentrums: „Obwohl viel zu tun ist, freue ich mich auf die neue Herausforderung. Unser Ziel muss es mittelfristig sein, mit den Leistungsmannschaften U19, U17 und U15 durchgängig in der Oberliga zu sein. Zwar steigt die B-Jugend auf, aber dafür die U19 ab und deshalb ist wiederum die Durchgängigkeit nicht mehr erreicht“.
Quelle: SV Sandhausen