Frau Sonja Huth sendete uns netterweise nachfolgendes Statement zur Veröffentlichung zu:
„Am heutigen Gedenktag zur Befreiung Ausschwitz haben wir auch den Menschen gedacht, die vor 70/80 Jahren in unserem Land vor den Nazis, vor unserem Regime, fliehen mussten und Hilfe in anderen Ländern gefunden haben.
Pfarrer Hafner sprach bei der Veranstaltung vom Motto der diesjährigen Sternsinger Aktion: „Respekt für mich, für dich, für andere.“
Respekt für andere, das ist es, was wir auch in der Flüchtlingsdebatte einfordern müssen und auch heute. Diesen Respekt Fremden und anderen gegenüber kann ich angesichts der Stimmung hier im Saal nicht erkennen.
Die Flüchtlinge sind Menschen, die zu uns kommen, weil sie in einer Notsituation sind und unsere Unterstützung brauchen. Wir können doch nicht so naiv sein, zu glauben, ein kleiner Teil der Welt könne auf Dauer in Frieden und Wohlstand leben, während der Großteil in Kriegen, Chaos und Armut versinkt.
Wenn wir nicht ein eingemauertes Land in einem Europa sein wollen, dessen Strände eingezäunt sind, an dessen Grenzen geschossen wird und in dem Orwell´sche Überwachung herrscht, dann müssen wir uns damit abfinden, dass die Wanderungsbewegung nicht aufzuhalten ist.
Auch nach Köln sind für mich die Ängste vor Überfremdung und Islamisierung irrational und fremdenfeindlich. Kaum einer kennt einen Flüchtling. Doch alle reden über sie. Sie sind anders. Nicht wie wir. Gefährlich?! Wir dürfen jetzt nicht alles in einen Topf schmeißen: die überwiegende Zahl der Flüchtlinge verhält sich korrekt.
Bisher ist es doch trotz der Enge und der psychischen Ausnahmesituation, in der sich z.B. die Männer in der Kreissporthalle befinden, zu keinen nennenswerten Vorfällen in Wiesloch gekommen ist.
Die Situation in Wiesloch ist auch dank des Einsatzes von rund 300 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Arbeitskreises Asyl ruhig.
Deshalb an dieser Stelle von unserer Fraktion ein herzliches Dankeschön an den Arbeitskreis für die tolle Arbeit und Hilfe, die tagtäglich dort geleistet wird.
Wenn ich nun in dem in Frauenweiler verteilten Flugblatt lese und die Zwischenrufe hier im Zuschauerraum höre, „nicht an diesem Standort“, weil z.B. ein Kindergarten in der Nähe sei, heißt das doch, man unterstellt den Flüchtlingen, dass sie in eine Gefahr für Kinder darstellen. Tatsache ist allerdings, dass es mehr Straftaten gegen Flüchtlinge gibt, als von Flüchtlingen begangen werden.
Wenn Integration gelingen und der soziale Friede in unserer Stadt erhalten werden soll, ist es wichtig, die Unterkünfte dezentral über unser Stadtgebiet zu verteilen. Wir wollen keine Ghetto-Situation.
Die Kernstadt und jeder Stadtteil hat seinen Beitrag zu leisten. Deshalb stimmen wir dem heute vorgestellten Leitziel der Verwaltung der dezentralen Unterbringung mit dem fünf Säulen Modell der Anschlussunterbringung und der damit verbundenen möglichst gleichmäßigen Verteilung von Kita und Schulplätzen zu.
Im „Reallabor Asyl“ der Rhein-Neckar-Region die Pädagogische Hochschule Heidelberg (PH) und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim gehen zusammen mit Praxispartnern in Heidelberg, Sinsheim und Wiesloch der Frage nach, wie Asylsuchende möglichst schnell integriert werden können und welche Faktoren bei einer dezentralen Unterbringung wichtig sind, damit diese auch wirklich zu einer Integration ins Stadtquartier führt.
Das alles zeigt, Wiesloch ist auf einem guten Weg. Der Verwaltung danken wir ausdrücklich für ihr sorgfältiges und überlegtes Vorgehen und für die umfängliche Information mit der heutigen Vorlage.
Nun noch ein Wort zu Frauenweiler:
Frauenweiler ist ein lebendiger und bunter Stadtteil, ich habe dort selbst 5 Jahre gelebt. Es gibt eine tolle Gemeinschaft auf die Frauenweiler ja auch stolz ist. Gerade ein solcher Stadtteil könnte doch mit einem guten Beispiel vorangehen und nicht spalten.
Ich sehe die Stadträte hier in einer besonderen Verantwortung. Von ihnen hätte ich heute eine deutliche Distanzierung von diesem anonymen Flugblatt erwartet.
Quelle: Sonja Huth – SPD