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Stellungnahme des Tierschutzvereins zur Hundesteuererhöhung

22. Januar 2018 | > Wiesloch, Das Neueste, Leitartikel, Leserbriefe, Photo Gallery, Politik

Grundsätzlich lehne ich den Begriff „Kampfhund“ ab, da es diesen nicht gibt:

„Die Bezeichnung „Kampfhund“ als Überbegriff für alle Angehörigen bestimmter Rassen bleibt aber aus vielen Gründen abzulehnen.

Formen von übersteigertem Angriffs- oder Aggressionsverhalten können bei Hunden durch verschiedene endogene und exogene Faktoren entstehen, wobei die Rassezugehörigkeit keine Rolle spielt. Aus veterinärmedizinischer Sicht sollte die Gefährlichkeit von Hunden ausschließlich anhand ihres Individualverhaltens beurteilt werden.

Dabei muss der Begriff „Kampfhund“ unbedingt vermieden werden, weil er historischen Ursprungs ist und sich auf Hundepopulationen bezog, die leistungsorientiert für Kämpfe gezüchtet wurden und die in dieser Form heute nicht mehr existieren.“ (Auszug aus einer Dissertation von Andrea Steinfeldt, Tierärztliche Hochschule Hannover.

Volker Stutz mit Paco

„Das Festlegen beziehungsweise Unterstellen der Gefährlichkeit eines Hundes kann immer nur nach individueller Überprüfung geschehen. Alles andere, insbesondere die derzeit aktuelle Rassendiskriminierung, ist Willkür.“ (Thomas Baumann, Ausbildungsleiter an der Polizeihundeschule Sachsen, deutscher Vertreter in einer INTERPOL-Expertenkommission für das europäische Diensthundewesen.

Die Liste der Expertenmeinungen ist lang und für jeden seriösen Fachmann ist dieser Sachverhalt klar. Die nach dem grausamen, durch die Behörden jedoch vermeidbaren Tod des kleinen Volkans in Berlin vor 17 Jahren hauptsächlich von dem heutigen Ministerpräsidenten des Landes Hessen, Volker Bouvier (laut Wikipedia Spitzname „Schwarzer Sheriff), geschürte Massenhysterie, kostete damals viele unschuldige Hunde das Leben. Und heute werden sie und ihre Halter immer noch verfolgt. Dieser Irrsinn muss endlich ein Ende haben.

In unserer Region kein Problem mit Listenhunden

In Wiesloch und Region ist mir nichts von einem Problem mit Listenhunden bekannt. Die mir vorliegenden über Beißvorfälle der letzten Jahre zeigen, dass es zum einen relativ wenige gab und der Anteil der Listenhunde verschwindend gering ist. In den meisten Kommunen gibt es keine Statistiken über solche Vorfälle, ich gehe einfach davon aus, dass es sich nicht lohnt.

Listenhunde müssen ja einen Wesenstest absolvieren. Im Rhein-Neckar-Kreis (54 Gemeinden und Städte) fanden 70 Verhaltensprüfungen in 2 Jahren statt. Bei diesen 70 Prüfungen wurden 7 Prüfungen abgebrochen, nicht weil die Hunde aggressiv waren, sondern weil Hund und Mensch von der Prüfungssituation überfordert waren. Diese Hunde können die Prüfung wiederholen.

Im Tom-Tatze-Tierheim selbst haben wir keine Probleme mit Listenhunden. Vereinzelt kommen welche zu uns, die Zahl ist aber verschwindend gering. Aktuell wird bei uns ein Hund auf seinen Wesenstest vorbereitet.

Ich sehe also in unserer Region kein Problem mit Listenhunden und deren Haltern. Wie man am Samstag gesehen sehen konnte, handelt es sich bei den Haltern um Bürger, die sich sehr verantwortungsbewusst verhalten.

Kritik an der Stadtverwaltung Wiesloch

Die Situation ist für mich einfach nur beschämend. Im ganzen Bundesgebiet gehen Kommunen dazu über, die Rassenlisten und die damit verbundene sogenannte „Kampfhunde“steuer abzulehnen.

Und die Stadtverwaltung und der Gemeinderat in Wiesloch haben nichts Besseres zu tun, als diese einzuführen – für 15 Hunde, die im Stadtbild von Wiesloch überhaupt nicht auffallen. Die Hunde haben einen Wesenstest, sind also nachweislich nicht gefährlich und ihre Halter müssen nun doch eine erhöhte Steuer zahlen.

Fadenscheinige Argumentation

Das Argument, mit dieser Steuer die Menschen abzuschrecken, ist fadenscheinig. Nach meinen 30 Jahren Erfahrung im Tierschutz und meinem landes- und bundesweiten Engagement, auch im Gespräch mit Ministerien, Behörden und Kommunen gibt es für mich nur eine Erklärung.

Auf diesem Weg glaubt man, Lücken im Haushalt der Kommunen zu verringern. Man glaubt, dass die Halter ihr Tier lieben und nicht hergeben möchten, also letztendlich die erhöhte Steuer, wenn auch mit Murren, zahlen. Aber muss das so sein? Wir sind der Meinung, nein!

Juristisch wehren

Der Tierschutzverein Wiesloch/Walldorf ruft die betroffenen Hundehalter auf, sich dagegen juristisch zu wehren. Es kann nicht sein, dass man auf der einen Seite die Ungefährlichkeit seines Hundes nachweisen muss. Auf der anderen Seite ist der Beweis der Ungefährlichkeit kein Grund, die normale Hundesteuer zahlen zu können. Wozu dann Verhaltensprüfungen, wenn das Ergebnis die Behörden nicht interessiert.

Der Tierschutzverein Wiesloch/Walldorf würde sich freuen, wenn die dem Tom-Tatze-Tierheim angeschlossenen Kommunen prüfen würden, ob die von ihnen erhobene „Kampfhunde“steuer noch zu vertreten ist.

Wir sind gerne zu Gesprächen bereit, wenn die Kommunen oder Behördenvertreter dies wünschen. Wir hätten auch großen Respekt vor Menschen, die sich über die Sache informieren, feststellen, dass der zuvor getroffenen Beschluss vielleicht doch nicht sinnvoll war und diesen dann revidieren. Das wäre toll und würde von menschlicher Größe zeugen.

Stellungnahme des 1. Vorsitzenden des Tierschutzverein Wiesloch/Walldorf und Umgebung e.V. Volker Stutz

Unterschriftenliste:

Die anhängende Unterschriftenliste liegt ab heute Nachmittag im Tierheim aus und wir hoffen, dass möglichst viele Menschen sich solidarisch mit den diskriminierten Hunden und deren Haltern zeigen.

Die Unterschriftenliste kann weitergeleitet werden und die ausgefüllten Listen können (möglichst schnell) im Tom-Tatze-Tierheim abgegeben werden (Öffnungszeiten des Tierheims: außer Dienstag und Donnerstag täglich von 14.30 – 17.00 Uhr).

Unterschriftenliste als PDF-Dokument:

Unterschriftenliste_2018_Listenhunde

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