Lückenschlüsse brauchen längeren Atem
Am 31. Mai hat der Walldorfer Gemeinderat einstimmig das neue Radverkehrskonzept der Stadt beschlossen. Leitfaden ist die Radstrategie „10 plus 10 Punkte Programm“, die „Verwaltung, Politik und Bürger in die Pflicht nimmt, die Ziele auch umzusetzen“, wie Andreas Konrad (Bauamt) jetzt in der Sitzung des gemeinsamen Ausschusses Wiesloch-Walldorf sagte. Denn auch in der Nachbarstadt ist nach einem ähnlich umfangreichen Verfahren mit Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung im Oktober das Konzept „fertig geworden“, so Mobilitätsmanagerin Stefanie Ihrig (Zweckverband MetropolPark). Beide Städte haben nach ihren Worten dasselbe Büro mit der Erstellung beauftragt. Denn wesentlich ist nun, die Radwege „städteübergreifend“ zu verknüpfen.
Der für beide Netze entscheidende Anker ist laut Andreas Konrad der Radschnellweg vom Bahnhof Wiesloch-Walldorf in Richtung Heidelberg, der „in Richtung St. Leon-Rot verlängert gedacht“ werden könne. „Auch der Radschnellweg von Mannheim nach Wiesloch ist im Sinne einer zusätzlichen Verbindung beider Städte wichtig“, sagte Konrad. Mit der neuen Pendlerroute gebe es eine Direktverbindung zwischen den Innenstädten von Walldorf und Wiesloch. Neben der klassifizierten Netzkonzeption sind in den Radverkehrskonzepten auch Maßnahmenkataster beinhaltet, die für Walldorf 206 streckenbezogene Einzelmaßnahmen vorsehen und für Wiesloch 247.
An der gemeinsamen Grenze der Gemarkungen hat man fünf Schnittstellen für den Radverkehr ausgemacht. Die bereits bestehenden Verbindungen sind an der verlängerten Nußlocher Straße, in der Wieslocher/Walldorfer Straße sowie in der Alten Roter Straße.
Zwei weitere könnten perspektivisch zusätzlich geschaffen werden: Der Mittlere Mainzer Weg in Walldorf könnte durch eine Brücke in Höhe der Kläranlage mit der Parkstraße in Wiesloch und so mit dem dortigen Schulzentrum verbunden werden. „Das wäre ziemlich exakt in der Mitte zwischen den bestehenden Brücken und ein wesentlicher Beitrag vor allem für Schüler“, sagte Andreas Konrad – etwa 220 Schüler pendeln nach seinen Worten zwischen den beiden Städten. „Wir befinden uns noch im Planungsstadium, was die neue Brücke angeht“, machte der Wieslocher OB Dirk Elkemann deutlich.
Zumal man laut dem Walldorfer Stadtbaumeister Andreas Tisch darauf hofft, über die Radschnellweg-Planungen auch mit dieser Maßnahme in eine Landesförderung zu kommen. „Das ist noch relativ weit weg und braucht noch einen längeren Atem“, so Tisch.
Einen weiteren Lückenschluss wünscht man sich mit der neuen Radwegeführung entlang der L 723 mit deren Ausbau. In den Planungen für den anstehenden Vollknotenausbau der Kreuzung B 3/L 723 auf Gemarkung Wiesloch ist das laut Konrad bereits berücksichtigt. Ergänzend ist außerdem ein neuer Radweg am „HDM Digital Campus“ in enger Abstimmung mit dem Unternehmen geplant. „Das Gelände gehört uns nicht, daher haben wir schon viele Gespräche geführt“, sagte Stadtbaumeister Tisch auf Nachfrage aus dem Gremium. Mit der Lkw-Zufahrt am Gutenbergring ist auch „das logistische Herzstück der HDM“ tangiert. Deshalb wolle man nun versuchen, den Radweg am geplanten neuen Kreisverkehr vorbei entlang des Gutenbergrings umzusetzen. „Wir haben für den Radverkehr schon eine Menge Arbeit investiert und gehen jetzt aktiv die nächsten Schritte“, erklärte Tisch. Dabei gelte es, auch die Verknüpfungen über die Gemarkungsgrenzen hinaus zu stärken.
Zu den in Walldorf bereits umgesetzten Maßnahmen aus dem Radverkehrskonzept verwies Andreas Konrad auf die Umwandlung der Kurpfalzstraße in die erste Fahrradstraße der Stadt und den neu gegründeten Arbeitskreis Nahmobilität. Der Radverkehr werde in allen Planungen mitgedacht, was sich beispielsweise an den neuen Markierungen in der Schwetzinger Straße zeige. Weitere Markierungsarbeiten sollen im Rahmen der Sofortmaßnahmen folgen.
Text und Grafik: Stadt Walldorf