Entspannung bei den Energiepreisen
Die Stadtwerke Walldorf standen angesichts der starken Preiserhöhungen zum Jahreswechsel in der Kritik, wie sie selbst in einer aktuellen Mitteilung erklären. Die Preiserhöhungen lagen zum Teil deutlich über denen umliegender Energieversorger. Die Stadtwerke begründeten den starken Anstieg – insbesondere beim Strompreis – mit dem kurzen Beschaffungsvorlauf am Terminmarkt. So wurden die Strom- und Gasmengen für das Lieferjahr 2023 weitgehend im Krisenjahr 2022 zu sehr hohen Preisen eingekauft, während andere Lieferanten, mit einem Beschaffungsvorlauf von zwei oder gar drei Jahren, günstige Einkäufe aus den Jahren 2021 und 2020 in die Kalkulation für 2023 einbringen konnten. „Da haben wir alt ausgesehen und wir mussten uns einiges von unseren Kunden anhören“, zeigt Geschäftsführer Matthias Gruber in der Mitteilung Verständnis für die teils heftigen Kundenreaktionen.
Die staatliche Preisbremse bei 40 Cent/kWh hatte nach Einschätzung der Stadtwerke allerdings einen großen Einfluss auf das Wechselverhalten. So hätten seit Ankündigung der Preiserhöhungen Mitte November bis heute weniger als zwei Prozent der Walldorfer Kunden einen anderen Lieferanten gewählt. Neben der Preisbremse spielte es aus Sicht der Stadtwerke wohl auch eine Rolle, dass einige Kunden sich daran erinnerten, das neue Anbieter bereits zum Jahreswechsel 2021/22 wegen gestiegener Bezugskosten die Belieferung einfach einstellten, während die Stadtwerke ihre Kunden zuverlässig und bis Ende 2022 zu „Vorkrisen-Preisen“ weiterbeliefern konnten, vermutet Vertriebsleiter Daniel Bauer.
Seit Anfang des Jahres sind die Strom- und Gaspreise am Großhandel stark zurückgegangen. Der kurze Beschaffungsvorlauf der Stadtwerke Walldorf wird laut der Mitteilung jetzt zum Vorteil, weil beim Gas bereits ab der Jahresmitte und beim Strom ab dem vierten Quartal Teilmengen zu inzwischen deutlich niedrigeren Preisen eingekauft werden konnten. Dieser Rückgang der Beschaffungskosten werde von den Stadtwerken nun unmittelbar in niedrigere Endkundenpreise umgesetzt. Die Stadtwerke kündigen an, den Gaspreis zum 1. Juli 2023 um rund 25 Prozent und den Strompreis zum 1. Oktober 2023 um sogar 35 Prozent zu senken. Vertriebsleiter Daniel Bauer gibt darüber hinaus einen positiven Ausblick in die Zukunft: „Nach heutiger Marktlage ist das erst der Anfang. Für 2023 konnten wir nur Restmengen günstig nachkaufen. Für 2024 wirkt sich der Preisrückgang stärker aus.“
Da die Strompreise an der Börse in den letzten Tagen den tiefsten Wert seit März 2022 erreichten, haben die Stadtwerke sich mit einem Kontingent für das Kalenderjahr 2024 eingedeckt und jetzt in ein Festpreisangebot für ihre Kunden umgesetzt. Mit 36,99 Cent/kWh brutto ist der Arbeitspreis in den Festpreisverträgen für das Jahr 2024 festgelegt. Es handelt sich laut der Mitteilung um eine echte Bruttopreisgarantie – mögliche Änderungen bei Netznutzungsentgelten, Steuern oder Abgaben würden nicht an die Kunden weitergereicht. Der Preis liege lediglich elf Prozent über dem Grundversorgungspreis der Stadtwerke Walldorf, der bis Mitte 2022 gültig war und deutlich unter der Energiepreisbremse. „Die Energie wird in absehbarer Zeit nicht mehr so billig, wie sie mal war, aber wir hätten selbst nicht gedacht, dass wir so schnell wieder in die Nähe kommen“, freuen sich die Energie-Experten. Da niemand weiß, wie sich die Märkte entwickeln und diese sensibel auf die brisante Sicherheitslage in Europa reagieren können, bieten die Stadtwerke ihren Kunden nun die Möglichkeit, das gesunkene Großhandelspreisniveau für das Jahr 2024 zu sichern.
Einen Wermutstropfen gibt es laut den Stadtwerken jedoch beim Wasser zu vermelden. Hier ist eine Preiserhöhung um 31 Cent auf 2,74 Euro/Kubikmeter notwendig. Walldorf sei beim Wasserverbrauch mehr eine Arbeits- als eine Wohnstadt. Während umliegende Kommunen durch die Homeoffice-Nutzung unterm Strich einen Verbrauchszuwachs zu verzeichnen haben, sei der Wasserabsatz in Walldorf rückläufig. Die Wohnstadt könne den Verbrauchsrückgang durch die vielen Büroarbeitsplätze nicht kompensieren. Da die Kostenstruktur für das Wassernetz unabhängig vom Wasserdurchsatz ist, schlage der Verbrauchsrückgang direkt auf die Kalkulation der Wasserpreise durch. Erschwerend kommen laut der Mitteilung die massiv gestiegenen Tiefbaukosten beim Unterhalt des Wassernetzes und gestiegene Wasserbezugskosten hinzu. „Das geht nun schon seit 2020 so, dass wir in der Wassersparte mit Verlusten abschließen. Die Zahlen für das Kalenderjahr 2022 sind in der Wassersparte so schlecht, dass bereits zum 1. April gegengesteuert werden muss“, bedauert Geschäftsführer Gruber. Grundsätzlich entwickle sich Walldorf durch den Zuzug von Bürgern und die Ansiedlung von Gewerbe sehr positiv. Sobald sich das auch im Wasserabsatz zeige, werde das bei der Wasserpreiskalkulation berücksichtigt werden.
Text: Stadt Walldorf