„Muss es wirklich ein Kampf-/Listenhund sein?“
Stadtrat Bernd Lang (FDP) zur Hundesteuer in Wiesloch
Gerne komme ich dem Wunsch der Redaktion von WiWa-Lokal[1] nach, Stellung zu nehmen zur Hundesteuer in Wiesloch, obwohl mir eine Stellungnahme bei diesem etwas aufgeheizten Thema nicht leicht fällt.
Als gelegentlicher (Ferienzeit-)Besitzer des besterzogenen, liebsten und bravsten Familienhundes in ganz Wiesloch -einem Ridgeback- komme ich mit der Problematik „Kampf-/Listenhund“ ganz unmittelbar in Berührung.
Obwohl unser Hund nicht zu einer der von Öffentlichkeit und Gesetzgeber wenig geliebten Rassen gehört, stelle ich beim Gassigehen immer wieder fest, dass manche anderen Spaziergänger die außerordentlich sanfte Wesensart unseres besterzogenen, Hundes nicht wahrnehmen, oder vielleicht trauen sie auch mir -trotz meiner grauen Schläfen- nicht und machen oft einen großen Bogen um uns.
Allerdings muss ich auch gestehen, wenn mir ein Kampfhund begegnet, und mag er noch so an der kurzen Leine mit dickem Lederhalsband nahe am Herrchen oder Frauchen geführt sein, so habe ich schlichtweg Angst.
Für den Besitzer ist das wahrscheinlich völlig unverständlich. Aber die Hunde scheinen das zu bemerken und schauen mich oft ganz merkwürdig an, wenn sie vom Besitzer voller Stolz -glücklicherweise ohne bei mir physischen Schaden angerichtet zu haben -vorbeigeführt werden.
Im Ernst: Zum einen bestimmt der Empfänger immer die Botschaft, zum anderen, woher soll ich wissen, ob der Besitzer und der Hund nicht nur bei der Wesensprüfung, die schon lange zurückliegen kann, gut drauf war, sondern auch aktuell ist.
Ich kann den bisherigen Stellungnahmen nicht folgen, die den Eindruck erwecken wollen, als könnten die geächteten Rassen genauso erzogen und gehalten werden wie alle anderen Hunderassen.
Ich will aber auch keineswegs unterstellen, dass die heutigen Besitzer derartiger Tiere in Wiesloch, anders vielleicht als in einem anderen Milieu, nicht sehr verantwortungsbewusst mit Ihren Tieren umgehen.
Nur, man sieht dem Hund und auch dem Hundehalter weder den Charakter noch seine Herkunft an. Im Ergebnis bin ich daher der Auffassung, dass die neue Hundesteuerverordnung in Wiesloch ihrer Zielsetzung und Lenkungsfunktion entsprechend, Kampfhunde aus dem Ort fernzuhalten, sinnvoll und berechtigt ist.
Allerdings werde ich versuchen, meine Kolleginnen und Kollegen der großen Gemeinderatsfraktionen davon zu überzeugen, dass es einen Vertrauensschutz geben und die neue Steuer daher nur für neu anzumeldende Kampfhunde gelten sollte. Für bereits angemeldete Hunde sollte eine langfristige Übergangslösung in Kraft treten.
Bernd Lang
FDP-Stadtrat Wiesloch